
Im Februar war ich gleich zwei Wochen mit meiner allerliebsten Freundin in Malmö. Und zugegeben, wir haben diese coole Stadt zu Beginn wirklich sehr unterschätzt. Zum Glück hatten wir dank der langen Semesterferien die Freiheit, unsere Reise ein bisschen zu verlängern, um nicht nur Malmö selbst, sondern auch die Umgebung ausgiebig zu erkunden. In diesem Beitrag findest Du zwei Ausflugsziele in direkter Nähe zu Malmö, einen Mini-City-Guide für einen Tag in Lund und zwei weitere hübsche Ausflüge, die Du von Malmö aus in Südschweden unternehmen kannst.
Skane – Unterwegs in Südschweden
Wenn ich an Skane im Februar denke, dann an den kalten, frischen Wind, die Luft, die so gut nach Meer riecht, das wohlig warme Gefühl, wenn man nach langen Spaziergängen das Café erreicht und langsam die Hände am Tee auftauen, den Geschmack von Smörrebröd und die besondere Stille, die man sonst nur aus schwedischen Kriminalromanen kennt. Doch zwischen den verlassenen Stränden und grau verhangenen Waldlandschaften liegen kleine Oasen des Lebens – wie Malmö oder Lund – die der Trostlosigkeit des Winters trotzen und die Erinnerungen an unsere Schwedenreise bunt schillern lassen.
Literatur-Tipps für Malmö*
Ausflugsziele direkt bei Malmö
Kleine Wanderungen im Naturreservat Ljungskogen
Das Naturreservat Ljungskogen liegt im Süden von Malmö und ist nur eine kurze, 20-minütige Autofahrt von der Innenstadt entfernt. Die Heide und Wälder wurden künstlich angelegt, um zu verhindern, dass der Sand vom Meer weiter ins Landesinnere getragen wird. So entstand im Bereich des Naturreservats ein wunderbares Kleinod, hervorragend geeignet für ausgedehnte Spaziergänge und Vogelbeobachtungen. Im Sommer kann man am östlichen Teil des Strandes sogar baden und Kitesurfen.
Das Auto kannst Du problemlos an dem kleinen Wanderparkplatz direkt an der Hauptstraße in Richtung Skanör abstellen. Mit Google Maps dürftest Du ihn kaum übersehen.
Strandspaziergänge am Skanör Hafen
Nur wenige Kilometer weiter liegt, auf einer kleinen Halbinsel, der Hafen von Skanör. Links und rechts des Hafens kann man am Strand wunderbare Spaziergänge mit Blick auf die Öresundbrücke unternehmen. Besonders der Strandabschnitt rechterhand des Hafens sprüht mit seinen kleinen bunten Holzhäuschen nur so vor schwedischem Charme. Weil es so schön war, kamen wir gleich zwei Mal nach Skanör, um dort beim zweiten Mal den Sonnenuntergang zu genießen.
Nach einem ausgedehnten Spaziergang kann man anschließend in der Fiskrögeri (Fischräucherei) ganzjährig leckeren geräucherten Fisch kaufen und auf Nachfrage bekam ich sogar ein Makrelenfilet frisch aus dem Ofen mit hausgemachter Remoulade. Im Sommer ist auch dann charmante Lokal der Fiskrögeri geöffnet, sodass man auch noch viel mehr leckere Fischgerichte probieren kann.
Mini-City-Guide: Ein Tag in der Studentenstadt Lund
Lund liegt nur etwa 20 Kilometer nördlich von Malmö und wenn Du schon einmal in Skane bist, solltest Du die schnieke Universitätsstadt unbedingt besuchen! Denn hier vereint sich die faszinierende Geschichte einer der ältesten Städte Schwedens mit dem pulsierenden Flair von Kunst und Kultur, die die Studenten in die alten Pflasterstraßen und Fachwerkhäuser tragen. Immerhin leben in der Stadt 47.000 Studenten auf insgesamt 110.000 Einwohner – kein Wunder also, dass die Kleinstadt so unglaublich interessant ist. Dabei strahlt die Stadt trotzdem gewohnte schwedische Gemütlichkeit aus, die überall zu einer ausgedehnten Fika, einer Kaffeepause, einladen.
Je nachdem, wie viel Zeit Du hast, sollte dennoch ein Tag genügen, um die schönsten Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Etwas mehr Zeit und eine Übernachtung kann dennoch nicht schaden. Im folgenden findest Du einen Spaziergang an alle Orte, die wir an einem Tag besucht haben:
Die älteste Kathedrale Schwedens
Lunds Domkyrka, der Dom im Zentrum des historischen Stadtkern, ist ein beeindruckendes Werk mittelalterlicher Baukunst und zugleich die älteste Kathedrale in ganz Skandinavien. Gebaut wurde der Dom als romanische Basilika im Jahr 1104. Hundert Jahre später wurde sie bei einem Brand schwer beschädigt – nur die Krypta blieb unversehrt. Die meisten Schäden wurden zwar im frühen 16. Jahrhundert beseitigt, wirklich vollständig wiederhergestellt wurde sie aber erst dreihundert Jahre später.
Heute ist astronomische Uhr – neben der Architektur selbst – die Hauptattraktion der Kathedrale. Gleich im Inneren neben dem Haupteingang findet man die beeindruckende Installation. Der Mondzeiger zeigt Phase und Position des Mondes, ein Sonnenzeiger zeigt die Uhrzeit auf einer 24 Stunden Uhr und selbst die Sternzeichen werden auf einer aufwändig gestalteten Uhr darunter angezeigt.
Moderne Kunst in der Konsthall
Vom Dom ist es nur ein kurzer Spaziergang durch die gemütlichen Straßen Lunds zum Martenstorget. An diesem Platz liegt unter anderem die Konsthall – das Kunstmuseum der Stadt. Die Konsthall gilt seit Jahrzehnten als einer der führenden Aussteller moderner Kunst in Schweden. Allein die Architektur von Klas Anselm ist bemerkenswert: Während sich das Gebäude äußerlich mit seiner Ziegelfassade perfekt in die umliegenden mittelalterlichen Häuser einreiht, eröffnet sich im Inneren ein heller, moderner Bau mit hohen Decken, angepasst an die Anforderungen einer Galerie.
Auf zwei Etagen präsentieren die Kuratoren zumeist gänzlich neue und bisher ungesehene Werke aufsteigender Künstler der Gegenwart. Während unseres Besuchs war gerade eine Installation zu sehen, die mir bis heute in Erinnerung geblieben ist: Diese zeigte auf einer Reihe von BildschirmenBildschirmen Menschen verschiedener Berufsstände und verschiedener Herkunft bei der Arbeit. Die Videos stoppten immer dann, wenn die Menschen jeweils einen Euro verdient hatten und visualisierten so eindrucksvoll die enormen gesellschaftlichen Unterschiede, die Schere zwischen arm und reich.
Mittagessen in der Saluhallen
Nach dem Besuch des Doms und der Konsthall hatten wir Hunger. So fanden wir fast intuitiv die Saluhallen (Markthalle) gleich gegenüber der Konsthall, angezogen von den leckeren Gerüchen der vielen Stände. Wir schwärmten uns von Stand zu Stand, vorbei an Pralinen, jeder Menge duftenden Fischgerichten, an italienischer Pasta, mit Räucherfisch belegten Bagels und Smörrebröd, an Burgern, den aromatisch riechenden Gewürzen persischer Küche, vietnamesischen Sommerrollen und Sushi. (Verdammt, beim Schreiben bekomme ich wirklich Hunger). Es war wirklich schwer, sich zwischen all den leckeren Gerichten zu entscheiden und wir waren froh, dass viele Stände auch kleine Portionen ausgaben, die nicht gleich den ganzen Magen füllten.
Botanischer Garten
Nach dem Essen hatten wir Lust, ein kleines bisschen zu Laufen und so kam der kleine Spaziergang zum und im Botanischen Garten der Universität ganz recht. Wie eine grüne Insel im dichten Häusermeer liegt der beeindruckend große Garten am Rand des historischen Stadtkerns. Seit 150 Jahren wird er bewirtschaftet und verfügt über 9000 Pflanzenarten – 7000 auf dem Außengelände und 2000 im Inneren der Gewächshäuser. Sehr cool ist natürlich auch, dass der Botanische Garten von Lund im Gegensatz zu den meisten anderen, die ich bisher besucht habe, frei zugänglich ist.
Die Gewächshäuser sind in 9 verschiedene Klimazonen eingeteilt, in denen Pflanzen aus der ganzen Welt unter den jeweils passenden Bedingungen gedeihen. Ganz besonders interessant fand ich außerdem den systematischen Garten, der nach wissenschaftliche Gesichtspunkten aufgebaut ist. Dieser enthält allein 1.350 Sorten, die nach der von Carl von Linné entwickelten Nomenklatur sortiert sind. Mein grünes Herz hat beim Entdecken fast Purzelbäume geschlagen!
Universitätsbibliothek (ohne Pflanzen)
Nach dem Besuch im Botanischen Garten schlenderten wir zurück in Richtung Innenstadt. Unsere inzwischen Fika-erprobten Gemüter sehnten sich nach einem Kaffee und einer Zimtschnecke. Auf dem Weg kamen wir an der legendären Universitätsbibliothek vorbei. Ich hatte das Gebäude schon unzählige Male auf Bildern gesehen und konnte es kaum erwarten, die von Pflanzen umrankte, alte Fassade und den Lesesaal endlich selbst zu sehen.
Was ich bei all meinen Plänen jedoch vergessen hatte: Nur die wenigsten Pflanzen tragen im Februar Blätter. Als mir klar wurde, wie dämlich ich gewesen war und das kahle Gebäude entdecke, musste ich wirklich laut über mich selbst lachen! Nichtsdestotrotz erzeugt die alte Bibliothek auch ohne Blätterteppiche einen wunderbar gruseligen Hitchcock-Charme, der Lust darauf macht, sich gleich mit einer Geschichte von Poe in die nächste schummrig beleuchtete Ecke des Lesesaals zurückzuziehen.
Übrigens: Lunds Universität wurde im Jahr 1666 gegründet! Heute zählt sie zu den 100 besten Universitäten der Welt.
Historiska Museet
Nachdem unser geplanter Foto-Stop an der Bibliothek dann doch etwas kürzer ausfiel als angenommen, blieb noch ein wenig Zeit. Wir überlegten nicht lang und entschieden uns, der Kälte zu entfliehen, indem wir einen Abstecher in das Historiska Museet, das historische Museum im Gebäude der Universität machten. Überraschenderweise war das Museum sogar ziemlich spannend, wenngleich für uns ein wenig grotesk! Neben vielen weiteren Sälen gab es unter anderem den zoologischen Saal, der auch gut als Filmkulisse dienen könnte, ein sehr unterhaltsames Kuriositätenkabinett und eine beachtliche Sammlung mittelalterlicher Kirchenkunst mit einschüchternd vielen Jesus-Figuren, die dort an den Wänden baumeln (bei 40 haben wir aufgehört zu zählen).
Fika in Lund
Nach diesem ausgedehnten Stadtbummel hatten wir uns die Zimtschnecken wirklich verdient! Natürlich konnten wir in der Kürze der Zeit nicht all zu viele Cafés testen (auch, wenn wir es gern gewollt hätten), doch kann ich Dir wärmsten das Café Inkognito in der Lilla Fiskaregatan empfehlen, Love Coffee linkerhand der Bibliothek und das gemütliche Wohnzimmer-Café Hoppipolla in der Kiliansgatan.
Praktische Infos für Lund
Anreise von Malmö: Du erreichst Lund von Malmö aus in 25 Minuten mit dem Auto oder in 12 Minuten ab der Centralstation per Zug. Ein Zugticket kostet 5,30 Euro. Alternativ fahren auch regelmäßig Busse ab Malmö Värnhem in 30 Minuten nach Lund.
Vegan in Lund: Keine Sorge, auch als Veganer wirst Du in Lund glücklich satt. Zum Beispiel in der Cashew Vegan Kitchen, in der Hummus Bar, in der Creperiet, im Vegeriet, im Ihsiri oder im True Food Café.
Eintrittspreise: Die Schweden sind cool drauf und geben meistens Schülern, Studenten und allen unter 25 Jahren freien Eintritt in Museen! Der Eintritt in die Konsthall ist sogar für alle frei. Vergiss also den Ausweis nicht, solltest Du noch zu den Glücklichen gehören. Andernfalls liegen die Preise meist zwischen 50 und 80 SEK.
Andere Museen: Leider habe ich erst nach meiner Reise vom Skissernas Museum gelesen. Rückblickend wäre es sicher cool gewesen, eine Nacht (am besten freitags oder samstags) in Lund zu übernachten und auch diese Galerie zu besuchen. Außerdem gibt es ein (Freiluft)-Museum, das die Stadtgeschichte erzählt und den kleinen historischen Einkaufsladen Hökeriet.
Sommer: Im Sommer hast Du natürlich noch weitaus mehr Möglichkeiten als im kalten Februar. Dann kann man wohl in den umliegenden Buchwäldern und Rapsfeldern wunderbar wandern und Fahrradfahren.
Andere Ausflüge in südschwedischen Skane
Auf den Spuren von Kommissar Wallander in Ystad
Als großer Fan von Henning Mankell kam ich kaum umhin, einen kleinen Ausflug in die kleine Stadt Ystad zu unternehmen, um mit eigenen Augen zu sehen, wie sein Kommissar Wallander in der Mariagatan wohnt. Abgesehen vom Straßenschild weist allerdings nichts auf den kürzlich verstorbenen Schriftsteller und seinen Protagonisten hin. Aber auch abgesehen davon hat die Kleinstadt einen sehr malerischen Stadtkern, durch den man eine Weile bummeln. Glücklicherweise fanden wir durch Zufall das coole Cineteket Film Experience Center. Denn hier konnte man nicht nur einen Blick hinter die Kulissen verschiedener Dreharbeiten werfen, sondern sogar Wallanders Apartment besichtigen 😉 So wurde der Ausflug doch noch ein kleines Highlight meiner Reise!
Auf dem Rückweg von Ystad nach Malmö liegen linkerhand der Hauptstraße viele Parkplätze im Wald, die direkt zum Strand führen. Da der Nachmittag noch ein wenig Licht für uns übrig hatte, hielten wir immer wieder an, um kleine Spaziergänge entlang der Strände zu machen. Ein besonders schöner Abschnitt war Mossbystrand. Im Sommer haben hier auch die Fischräuchereien geöffnet, sodass man an den Stränden eine wunderbare Mittags- und Badepause einlegen kann. Jetzt, im Februar, blieb uns allerdings nur die kalte, frische Luft, der Blick über die aufgeworfene See, der Wind in den Dünengräsern und der Sand unter unseren Stiefeln – genug aber, um uns so lang glücklich zu machen, bis unsere Hände endgültig in den Taschen eingefroren waren.
Sauna mit Aussicht im Palsjöbaden & Stadtbummel durch Helsingborg
Ein weiterer Ausflug führte uns von Malmö in das nördlich gelegene Helsingborg. Nachdem uns das Kallbadhus von Malmö so gut gefallen hatten, wollten wir unbedingt noch eine weitere Sauna mit Meerblick besuchen. Deshalb fuhren wir ins Palsjöbaden, etwa 9 Kilometer hinter Helsingborg. Auch hier führte uns eine lange knarzende Holzbrücke über das Meer zu den Badehäusern, die auf langen Stelzen im Wasser standen. Wie schon in Malmö glich auch diese Szenerie einer Kulisse, die man wohl eher in einem Wes Anderson Film erwarten würde.
Wir hatten Glück und hatten die Sauna samt Panoramablick aufs Meer ganz für uns allein. Die eiskalte Luft auf der Balustrade war schon fast genug, um sich nach den Saunagängen zu akklimatisieren, sodass wir diesmal (glücklicherweise) auf ein Bad im 2° C kalten Wasser verzichten konnten.
Im Anschluss hielten wir für einen kleinen Stadtbummel in Helsingborg. Auch diese Stadt hat einen malerischen Stadtkern und wir genossen den Bummel durch die Straßen und natürlich den Kaffee samt Zimtschnecke in liebgewonnenen Espresso House. Hätten wir an diesem Tag ein bisschen mehr Muße gehabt, hätten wir uns mit Sicherheit auch Kärnan, den mittelalterlichen Turm im Schlossgarten und die Sankt Marien Kirche angeschaut. Da wir aber müde waren von der Sauna, beließen wir es bei einem Spaziergang von der Magnus Stenbock Statue über den Stortorget und entlang der hübschen Einkaufsstraße Kullagatan.
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