Island ist im Winter so atemberaubend schön, dass ich am liebsten noch viel länger geblieben wäre, um noch mehr zu sehen. Auch, wenn Du schon tausend Instagram-Bilder gesehen hast, können die nicht annähernd beschreiben, wie spannend, magisch und manchmal fast schon unheimlich die endlosen Weiten aus Schneewüsten und zugefrorenen Wasserfällen, Wiesen, verschneiten Hügeln, Gletschern und schwarzen Stränden sind. Das Land und seine Natur haben mich ab der ersten Minute unglaublich in ihren Bann gezogen – denn hier fängst Du an, doch wieder an Märchen zu glauben.

In diesem Artikel nehme ich Dich mit auf unseren Roadtrip durch den isländischen Winter und zeige Dir all die wundervollen Orte und Sehenswürdigkeiten, die wir auf unserem Weg gefunden haben. Alle wichtigen Informationen zum Mietwagen, Autofahren, Wetter und Tagesplanung findest Du im Artikel “Winter in Island: Planung und Sicherheit”.

Unsere Route

Island Winter Route

Wir sind Anfang Dezember in 9 Tagen von Reykjavik über den Golden Circle, bis in den Süden zum Jökulsarlon und wieder zurück gefahren. Dabei haben wir in Reykjavik und Kalfafell (die letzte Station vor dem Jökulsarlon) jeweils zwei Nächte verbracht, an allen anderen Orten jeweils eine Nacht. Die lange Strecke vom Golden Circle nach Kalfafell haben wir auf dem Hin- und Rückweg jeweils in Hvolsvöllur im Eldsto Art Café von Helga unterbrochen – einfach, um mehr Zeit für die umliegenden Sehenswürdigkeiten zu haben und bewusst ganz langsam zu reisen.

Obwohl ich in anderen Artikeln immer offen schreibe, was ich anders machen würde, wenn ich eine Reise nochmal machen könnte, gibt es in diesem Fall wirklich nichts, was ich nicht genau so nochmal tun würde.


Tag 1 & 2: Ankommen in Reykjavik

Reykjavik ist definitiv eine sehr niedliche, kleine Stadt, zumindest rund um den kleinen Stadtkern bis zum Hafen und das futuristische Konzerthaus. Die Häuser und Restaurants strahlen mit ihren Lichtern so viel Gemütlichkeit aus, dass man am liebsten von Bar zu Bar und von Laden zu Laden ziehen würde.

Island im Winter
Ausblick von der Hallgrimskirka

Das einzige Problem: Reykjavik ist verdammt teuer. So teuer, dass es nicht drin war, auch nur ein Mal essen zu gehen, wenn wir nicht gleich das Reisebudget verprassen wollten. Ein Hauptgericht kostet schon mal 35 Euro, eine kleine Portion Pommes im Steakhaus (das billigste, was wir gefunden haben) 10 Euro, ein Glas Wein 15 Euro… Deshalb konnten wir die Stadt eben nur ein bisschen genießen. Denn was gibt es schon schöneres, als eine fremde Stadt von einer kleinen Bar aus kennenzulernen?

Die Hallgrimskirka von innen

Trotzdem: Auch, wenn so das Flair ganz schön verloren gegangen ist, haben wir uns sehr an den hübschen Häusern, der Hallgrimskirka, dem Harpa Konzerthaus und dem unglaublichen Blick auf die gegenüberliegenden Berge erfreuen können.

Im Harpa Konzerthaus

Ein ganz besonderes Highlight war der Laden “Fotografi”: Ein kleiner, gemütlicher Laden mit Plattenspieler, ein bisschen Galerie, ein bisschen Ramsch. Überall hängen Kameras, für 5 Euro gibt es fancy Polaroids des Fotografen und Besitzers Ari Sigvaldason, für 15 eines seiner Werke, gedruckt auf samtenes Fine Art Papier.

Je nachdem, was also dein Geldbeutel zulässt, kann es in Reykjavik auch zwei oder mehr Tage richtig gemütlich werden. Wenn Du low budget reist, reichen eineinhalb Tage aber vollkommen aus. Susi hat auf ihrem Blog Black Dots White Spots einen wunderbaren Artikel zu Reykjavik veröffentlicht, in dem Du mehr Informationen bekommst, als ich Dir nach unserem kurzen Aufenthalt geben kann.

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Tag 3 und 4: Auf dem Golden Circle

Der erste Tag in der isländischen Natur… das war schon verdammt aufregend, endlich die Häuser der Stadt hinter uns zu lassen und zwischen die endlosen Hügel ins weite Nichts einzutauchen. Unsere erste Tour führte uns nach Reykjavik, vorbei am Pingvellir, nordöstlich Richtung Geysir und Gullfoss und schließlich zu unserer Unterkunft bei Fludir.

Der große Geysir. Bei uns durch den starken Wind aber eher kläglich 😉

Das einzig unangenehme: Wind und Schnee. Kaum waren wir aus der Stadt, waren die Straßen verschneit und der Wind wehte immer mehr Schnee über die glatten Fahrbahnen. Nachdem wir allerdings am Aussichtspunkt vor Pingvellir viele Individualreisende in ihren Mietwagen getroffen haben, war mir nicht mehr ganz so mulmig zumute und ich konnte die Natur viel mehr genießen.

Der große Geysir und Gullfoss (foss = Wasserfall) sind zwei der spektakulärsten Punkte des Golden Circle und demnach auch bei schlechtem Wetter im Winter stark besucht. Klar, hier findet das Märchen über die isländische Wildnis ein jähes Ende im Souvenirshop, allerdings sind beide Orte auch so sehenswert, dass Du sie bei deiner ersten Islandreise einfach nicht verpassen darfst.

Gullfoss

Vor allem im Winter, wenn der Gullfoss von dicken Eismassen bedeckt ist und das Wasser zwischen den blau schimmernden Schollen so weit in die Schlucht stürzt, dass man das Ende des Wasserfalls nicht mehr erkennen kann.

Tag 5: Skogafoss und andere Wasserfälle

Nachdem sich die dichten Schneewolken über Nacht verzogen hatten, starteten wir am nächsten Tag bei eisblaurosafarbenem Himmel und Eiseskälte, um noch mehr Wasserfälle zu entdecken – denn Wasserfälle in Island (Du kennst bestimmt ein paar Bilder), sind so einzigartig, wild und imposant, dass selbst der zehnte von ihnen nicht langweilig wird.

Seljalandsfoss

Eismassen oberhalb des Skogafoss

Auf dem Weg zum Hjalparfoss

Hjalparfoss

Ganz nah an unserem Weg liegen Hjalparfoss, Skogafoss, Kvernufoss, Seljalandsfoss und Gljúfrabúi. Seljalandsfoss und Skogafoss sind ziemlich stark besucht, da beide direkt an der Ringstraße liegen und wohl die größten und spektakulärsten sind. Am liebsten mochte ich aber Kvernufoss und Gljúfrabúi.

Kvernufoss & Gljúfrabúi: So kommst Du hin

Kvernufoss ist nur wenige hundert Meter vom Skogafoss entfernt, wird aber von nahezu niemandem gefunden, zumal die meisten Touristen sowieso pünktlich wieder im Bus sitzen müssen… Um den Wasserfall zu finden, folgst Du von der Ringstraße aus den Hinweisschildern zum Skogafoss (die kannst Du gar nicht übersehen). Anstatt aber nach links zum Parkplatz abzubiegen, fährst Du weiter geradeaus und schließlich nach rechts zum Skoga Museum (auch das ist ausgeschildert, es gibt nur diese beiden Straßen). Dort haben wir unser Auto geparkt. Hinter dem Gebäude befindet sich rechterhand eine kleine Leiter, die über den Zaun auf privates Weideland führt.

Der kleine Trampelpfad zum Kvernufoss darf aber gern und ausdrücklich genutzt werden und führt in etwa zehn Minuten in ein schmales Tal zwischen den Hügeln. Da der Pfad aber wenig begangen ist, solltest Du im Winter entweder Spikes dabei haben oder Dich nicht zu nah an den Wasserfall heranwagen, da das Wegende sehr vereist ist.

Gljúfrabúi (links) & Kvernufoss (rechts)

Gljúfrabúi ist sogar noch viel leichter zu finden: Dieser Wasserfall liegt versteckt hinter einem Fels nur etwa 500 Meter hinter dem riesigen Seljalandsfoss. Um Gljúfrabúi zu finden, musst Du einfach nur dem breiten Wanderweg hinter dem Seljalandsfoss folgen. Während Du im Sommer durch die Felsspalte zu dem Wasserfall klettern kannst (das stell ich mir ja doch ein bisschen magic vor), hast Du im Winter dafür einen ganz bezaubernden Blick in die blau schimmernde Felsspalte. Dort fällt das eisig kalte Wasser herunter und hinterlässt an den umliegenden Steinen Eiszapfen und Eisschollen, die vom Tageslicht, das eindringt angeleuchtet werden.

Tag 6 & 7: Am Jökulsarlon

Der Jökulsarlon ist der wohl der Ort, der mich während unserer Islandreise am meisten beeindruckt hat. Um dort hin zu kommen, haben wir zwei Übernachtungen im Fosshotel Nupar gebucht, da die Strecke zu lang ist, um sie an einem Tag von Hvolsvöllur hin- und zurückzufahren, zumal wir uns vorgenommen hatten, langsam und bewusst zu reisen, anstatt nur von Highlight zu Highlight zu stürzen.

Und auch, wenn ich eigentliche private Unterkünfte Hotels vorziehe, lege ich Dir dieses ganz sehr ans Herz (#notsposored). Jedes Zimmer hat eine zimmerbreite und bodentiefe Glasfront, durch die ihr unendlich weit und ohne verstellten Blick in die isländische Natur schaut. Und klar, ich war noch nicht in Afrika, aber dort gab es den faszinierendsten sternenreichsten Nachthimmel, den ich je gesehen habe. Wie es im Märchen erzählt wird, haben die Sterne gefunkelt und hin und wieder kamen Sternschnuppen am Himmel herunter.

Den vollen Tag, den wir zwischen unseren beiden Übernachtungen hatten, haben wir am Jökulsarlon und am Diamond Beach verbracht. Der Strand hat seinen Namen von den unzähligen Eisbrocken, die sich vom Vatnajökull, dem größten Gletscher Europas, lösen und an den Strand gespült werden. Auf der anderen Seite, direkt am Gletscher, schwimmen riesige blau schimmernde Eisberge im Wasser und scheinen nur darauf zu warten, endlich ins Meer gespült zu werden.

Tag 8: Zurück nach Hvolsvöllur und zur Seljavallalaug

Auf dem Rückweg nach Hvolsvöllur haben wir hinter Vik einen kleinen Abstecher zum Reynisfjara Beach und dem Aussichtspunkt Dyrhólaey eingelegt, um uns von der angespannten Fahrt auf den letzten fünfzig über eisglatte Fahrbahnen zu erholen.

Auf dem Weg zum Aussichtspunkt Dyrhólaey

Reynisfjara Beach

Denn obwohl wir uns innerhalb der ersten Woche schnell an die verschneiten Straßen gewöhnt hatten und wir ständig von Sonne begleitet waren, wurden wir doch durch eine heftige Windböe, die uns fast von der Straße getragen hätte, daran erinnert, dass der isländische Winter doch ein bisschen unbarmherziger ist, als wir es vielleicht von zu Hause kennen.

Seljavallalaug

Absolutes Highlight des Tages war aber die Seljavallalaug – eine der beiden freien Heißen Quellen, in denen wir während unserer Reise baden waren. Weil die heißen Quellen aber ein sehr spannendes Thema sind und doch ein paar mehr Worte brauchen, gibt es für die Seljavallalaug und die Hrunalaug einen extra Artikel: Mit allen Infos, wie Du die beiden Quellen findest und wie es ist, bei -15° C mitten zwischen schneebedeckten Bergen die Klamotten fallen zu lassen und in einen heißen Pool zu springen.

Tag 9:  Die Blue Lagoon und warum Du dort nicht hingehen solltest

Den letzten Tag verbrachten wir in der Hrunalaug und der Blue Lagoon. Wie bereits versprochen, wird es auch für unseren “Private Pool”, die Hrunalaug, einen separaten Artikel geben.

So muss es aussehen, wenn man in Island in einer heißen Quelle baden geht!

Viel wichtiger ist, dass ich Dir hier erzähle, warum Du nicht in die Blue Lagoon gehen solltest. Die Blue Lagoon ist die wohl bekannteste heiße Quelle Islands und liegt zwischen Reykjavik und dem Flughafen Keflavik. Entsprechend wird die Quelle frequentiert – nämlich von gefühlt jedem, der nach Island kommt, easy erreichbar für alle großen Reisebusse und jeden, der eben vom Flughafen nach Reykjavik fährt. Und so schön die Bilder auch sein mögen, die Realität sieht leider anders aus:

Für 8000 ISK, also etwa 60 Euro, musst Du dein Ticket vorbuchen, um sicher zu gehen, dass Du überhaupt Eintritt bekommst. Einmal angekommen, läufst Du aber nicht wie gewohnt mit deinem Prebooked-Ticket direkt zum Einlass, sondern stellst Dich selbst zu Zeiten, die nicht als “fully booked” auf der Internetseite vermerkt sind, mit unzähligen anderen Leuten an. Bei uns waren es 35 Minuten, bevor wir überhaupt am Check in waren und entsprechend überfüllt waren Umkleiden und Duschen.

Die Blue Lagoon von außen

Wenn Du zu diesem Punkt also noch nicht völlig entnervt bist, wirst Du es spätestens in der Lagune sein. Denn statt Entspannung und dem Blick auf die interessante, bizarre Landschaft, warten hier betrunkene Badegäste auf Dich, die ihre Islandreise mit jeder Menge isländischem Bier feiern, oder eben die selfiestickschwenkenden Narzissten (verzeih mir, ich bin immer noch sauer, wenn ich an die Blue Lagoon denke), die so besessen davon sind, das nächste 10.000-Like Instagram-Bild zu schießen, dass sie gar nicht mehr merken, wenn sie anderen Leuten ihre Handys um die Ohren schlagen. An dieser Stelle würde ich Dir gern sagen, dass ich ein bisschen übertreibe. Leider ist es aber genau das, was ich in der Blue Lagoon erlebt habe.

Sei also mutig und lass die Blue Lagoon entgegen aller Tipps einfach links liegen und entspann Dich lieber in den heißen Quellen mitten in den Bergen. Das ist viel spannender, versprochen! 😉


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    1. Vielen vielen Dank, liebe Susi! Ich drück die Daumen, dass es bei Dir im Winter klappt! Deinen schönen Reykjavik Artikel hab ich leider zu spät gefunden. Das nächste Mal nehm ich den als Stadtführer mit 🙂

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