In der estnischen Hauptstadt Tallinn treffen auf kleinstem Raum die (Kriegs)geschichte, Sowjet-Charme und mittelalterliche Stadtarchitektur auf bunte Szeneviertel, eine lebendige Kultur- und Restaurantszene und den allgegenwärtigen Faible der EstInnen für Kunst und Design. Zwei volle Tage habe ich in der hübschen Hauptstadt Estland verbracht, wobei es sicher Spaß gemacht hätte, anschließend mit der Fähre nach Helsinki zu fahren und den Städtetrip dort fortzusetzen. In diesem Beitrag findest Du alle wichtigen Infos für deine Reise, die schönsten Sehenswürdigkeiten von Tallinn und meine persönlichen Restaurant- und Hoteltipps.

Anreise nach Tallinn

Die Anreise nach Tallinn ist ziemlich easy. Es fliegen mehrere Airlines (Finnair, KLM, Lufthansa, Ryanair und weitere) von nahezu jedem deutschen Flughafen nach Tallinn - die meisten jedoch mit Zwischenstopps. Direktflüge gibt es mit Ryanair von Bremen, mit Baltic Air von Berlin, mit Lufthansa von Frankfurt und mit LOT von München.

Einmal in der Hauptstadt Estlands angekommen, ist es auch nicht schwer, die Innenstadt zu erreichen. Der Flughafen ist sehr klein und übersichtlich. Außerhalb des Gebäudes fährt wenige Meter rechterhand des Ausgangs die Straßenbahnlinie 4 in die Innenstadt. Der Flughafen ist Endhaltestelle und Wendeschleife für die Straßenbahn - Du kannst also jede Bahn nehmen, die an der Haltestelle Ulemiste abfährt.

Wichtig ist nur, dass Du zwei Euro passend für deine Fahrkarte dabei hast. Die Fahrkarte bekommst Du in allen Bahnen und Bussen in Estland bei dem*der FahrerIn. Die FahrerInnen können jedoch nicht wechseln. Je nachdem, wo Du hin möchtest, sind die beiden Haltestellen Viru und Vabaduse Väljak am besten gelegen, um die Altstadt zu erreichen. Die Fahrt dauert etwa 15-20 Minuten.

Von A nach B in Tallinn

Tallinn hat ein sehr gut ausgebautes Bus- und Straßenbahnnetz. Die Nahverkehrspläne findest Du in jeder Touri-Map und im Zweifelsfall hilft natürlich auch Google Maps.

Ganz wichtig: Wenn Du die Fahrkarten beim Fahrer kaufst, musst Du immer 2 Euro passend dabei haben und kannst mit der Karte jeweils eine Stunde fahren und natürlich auch umsteigen. Besser ist es aber, eine Tallinn Smartcard zu kaufen. Die bekommst Du an vielen Stellen in der Stadt, zum Beispiel auch an den R-Kiosken, die Du überall sehen wirst. Die Karte kostet einmalig zwei Euro und Du kannst an den Verkaufsstellen eine beliebige Summe Geld aufladen. Mit dieser Karte bezahlst Du dann an den Scannern in Bus & Bahn und zahlst so nur noch 1,10 Euro pro Fahrt.

Um meisten Sehenswürdigkeiten von Tallinn liegen jedoch so eng beieinander, dass Du sie einfach zu Fuß erreichen kannst. Lediglich für den Fernsehturm, die Galerie KUMU und das Schloss Kadriorg brauchst Du den Bus.

Tag 1: Ein Altstadt-Bummel zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Tallinn

Frühstück im Rukis

Dieses Frühstück ist so gut, dass ich dort gleich zwei Mal war. Das Café Rukis liegt in der Altstadt und ist wunderbar warm und gemütlich eingerichtet. Auf der Frühstückskarte stehen allerlei leckeres süßes Gebäck, Brote zum Beispiel mit Ei Benedikt oder mit Räucherlachs, süße und herzhafte Pancakes, leckere Tees und überhaupt alles, was das Herz eines Frühstückliebhabers begehrt. Zugegeben, es ist nicht absolut Low Budget, aber 10 Euro sollten für ein Frühstück und ein Getränk auf jeden Fall reichen.

Ein Altstadt Bummel

Obwohl die Altstadt sehr klein ist, gibt es jede Menge spannende Orte, die Du hier entdecken kannst. Mein Altstadt-Bummel hat mich über den Rathausplatz zur ältesten Apotheke Europas geführt, auf den Domberg zur Newski Kathedrale zur Domkirche und schließlich zu den drei tollen Aussichtspunkten. Auf dem Weg dahin bin ich an den alten Stadttoren und Stadtmauern vorbeigekommen, einer historischen Sonnenuhr, an verschiedenen Kirchen, dem Blumenmarkt und vielen niedlichen Läden vorbeigekommen. Du solltest für diesen Bummel durch Tallinn also gut einen halben Tag einplanen, weil Du ja doch wahrscheinlich an jeder Ecke stehenbleiben wirst… 😉

Der Rathausplatz

Der Rathausplatz liegt im Zentrum der Stadt umgeben von wunderschönen bunten Häusern mit hohen Giebeln. Auf den Platz münden acht Straßen. Wenn Du aufmerksam über den Platz läufst, wirst Du im Pflaster verschiedene Markierungen entdecken. An der Stelle des “L” wurde ein Priester enthauptet, nachdem er eine Dienstmagd mit einer Axt getötet hatte. Diese Enthauptung ist die einzige, die je innerhalb der Stadtmauern stattgefunden hat.

Die runde Steinplatte mit den Markierungen und Pfeilen kennzeichnet den “Nullpunkt” der Stadt, von dem aus alle Entfernungen innerhalb der Stadt gemessen wurden. Zudem wirst Du in der Mitte des Platzes die Markierung des alten Waagehauses finden, das bis zum sowjetischen Angriff auf die Stadt im Jahr 1944 in der Mitte des Platzes stand.

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Ratsapotheke

Gleich am Rathausplatz steht auch die Ratsapotheke, eine der ältesten Apotheke Europas, die heute noch in Betrieb sind. Tatsächlich ist es schon ein bisschen komisch, wenn Touristen durch die Apotheke in den hinteren Museumsteil strömen, während an der Theke alte Frauen Kompressionsstrümpfe probieren...

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Newski Kathedrale

Unweit vom Rathausplatz, einen kleinen Fußmarsch bergauf, steht die berühmte Newski Kathedrale mit ihren Zwiebeltürmen - eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Tallinn. Die russisch orthodoxe Kirche wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut. Nachdem der Bau erst durch Spenden und den Staat finanziert wurde, sah man sie während der Unabhängigkeit Estlands als Zeichen der Russifizierung und wollte sie deshalb 1924 abreißen. Nachdem dies jedoch nicht geschah, schlossen die Deutschen die Kirche während des zweiten Weltkriegs. Inzwischen ist die Kirche wieder offen und wurde nach dem zweiten Weltkrieg grundrestauriert.

Auf den Domberg und seine Aussichtsterrassen 

Auf dem Domberg steht wenige Meter von der Newski Kathedrale entfernt die Domkirche. Um sie herum führen die Straßen zu drei wunderschönen Aussichtsterrassen, von denen jede einen anderen Blick über die Stadt bietet. An der Kirche selbst findest Du eine Karte, auf der alle Terrassen eingezeichnet sind. In der Kirche ist es außerdem möglich, für 5 Euro auf den Turm zu steigen. Von diesem Turm aus hat man jedoch nahezu die gleiche Sicht wie von den Terrassen.

Ein Skywalk auf dem Fernsehturm

So kommst Du hin: Die Buslinie 34A fährt ab dem zentralen, unterirdischen Busterminal bei Viru kesku in etwas mehr als 20 Minuten zum Fernsehturm. Die Haltestelle Teletorn ist gleich daneben.

Der Tallinna Teletorn, der Fernsehturm, liegt etwas außerhalb der Stadt. 314 Meter ist er hoch und von seiner 170 Meter hohen Aussichtsplattform im 21. Stockwerk hat man einen grandiosen Blick über das Umland, Tallinn und die Küste. Bei guter Sicht kannst Du sogar die finnische Küste sehen. Der Turm wurde anlässlich der olympischen Sommerspiele in Moskau erbaut und 1980 eröffnet.

Das coolste aber: Auf diesem Fernsehturm kannst Du sogar recht unkompliziert einen Skywalk für 25 Euro buchen.* Das heißt, Du verlässt zusammen mit einem Guide den geschützten Bereich und kannst gesichert genau am Rand der Plattform entlang laufen und mal eben in 170 Metern deine Beine baumeln lassen. In diesem Ticket ist dann bereits dein normaler Eintritt über 13 Euro enthalten. Wenn Du auf Nummer sicher gehen willst und vielleicht zur Hauptsaison unterwegs bist, macht es Sinn, das Ticket beispielsweise bei Get Your Guide vorzubuchen.

Tag 2: Kunst, Kultur, Märkte und Hipsterviertel - die bunten Sehenswürdigkeiten von Tallinn

Estnisches Frühstück

Wie gesagt, im Rukis war es sooo lecker, dass ich dort gleich zwei Mal frühstücken war. Eine liebe Freundin, die nach mir in Tallinn war und deren Tipps ich sehr vertraue, hat mir aber noch einen weiteren Tipp gegeben. Im Grenka Café bekommst Du sehr leckeres Frühstück - angefangen bei Omelettes, über Syrniki (russische Quarkpfannkuchen), bis hin zu den hauseigenen "Grenkas" (Broten), von denen es auch immerhin ein vegane Variante gibt.

Das Schloss Kadriorg

Anschließend lohnt sich ein Ausflug (vor allem bei gutem Wetter) zu Schloss Kadriorg mit seinen großzügigen Gärten- und Parkanlagen. Zar Peter I. gab 1718 den Auftrag, Schloss Kadriorg (deutsch: Katharinental) zu erbauen, nachdem er acht Jahre zuvor Estland erobert hatte. Er benannte seine entstehende Sommerresidenz nach seiner zweiten Frau Katharina und ließ zusätzlich zu den großen Gartenanlagen 550 Bäume pflanzen. Der Zar verstarb jedoch unerwartet 1725, noch bevor das Schloss fertig gestellt wurde.

Seitdem hat Kardiorg eine sehr spannende Geschichte erlebt. Entgegen seiner Bestimmung als Sommerresidenz für die Zarenfamilie zu dienen, wurden rund um das Schloss im 19. Jahrhundert Häuser für die meist russischen Bauarbeiter gebaut. Erst einige Jahre später kam die Zarenfamilie wieder zu regelmäßig zu Besuch, was zurFolge hatte, dass rund um Kadriorg ein Seebad, Salons und Bürgerhäuser gebaut wurde. Heute ist Schloss Kadriorg eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Tallinn. Gleich in der Nähe befindet sich auch das KUMU, das Kunstmuseum.

Kunstmuseum KUMU

Wenn ich genau überlege, war das KUMU wahrscheinlich mein liebster Ort in Tallinn. Es ist das größte und modernste Kunstmuseum der baltischen Staaten und eines der größten in Nordeuropa. Hier kannst Du dir problemlos einen halben Tag einplanen und wenn Du auf Kunst stehst und länger in Tallinn bist, wahrscheinlich einen ganzen.

Im Inneren findest Du auf 4 Stockwerken Baltische und Estnische Kunst (besonders interessant war die estnische Kunst der Sowjet-Zeit), moderne estnische Kunst, aber auch Werke internationaler Künstler in Dauerausstellungen und in vielen wechselnden. Im Café gibt es sehr leckeres Essen, sodass Du auch ohne Lunchpaket den ganzen Tag im KUMU verbringen kannst.

Der Fischmarkt Kalaturg

Kalaturg ist der Fischmarkt am Hafen. Hier erwartet Dich ein kleiner charmanter Markt, auf dem frischer Fisch verkauft wird. Je nachdem, wann Du in Kalaturg ankommst, kannst Du noch um die kleinen Marktbuden gehen und Dir einen leckeren Fisch für dein Abendessen suchen oder - wenn der Fisch eben schon verkauft ist - bekommst Du am Imbiss frische Muscheln, eine superleckere estnische Fischsuppe oder Fish’n’Chips. Egal wie: Es lohnt sich ein kleiner Ausflug nach Kalaturg für ein Mittagessen. Wenn es warm genug ist, kannst Du wenige Meter weiter am Strand sogar eine Runde schwimmen gehen.

Flohmarkt und Markthalle Balti Jaam

Von Kalaturg nach Balti Jaam sind es nur etwa 10 - 15 Minuten zu Fuß. Balti Jaam, der Bahnhof und der Markt, sind das Tor zum Hipsterviertel Telliskivi. Hier aber, am Bahnhof gibt es eine riesige Markthalle mit tausend Dingen, die sehr glücklich machen, falls Du gerade Hunger hast oder am Abend in deinem Appartement kochen möchtest. Von frischem Obst, Gemüse, Pilzen, Fisch, Fleisch, Süßigkeiten bis hin zu jeder Menge regionalen Produkten findest Du hier alles. In den Buden zwischen Halle und Marktständen gibt es auch fertig zubereitetes Essen. Außerhalb der Halle findest Du außerdem einen spannenden Flohmarkt.

Im Hipsterviertel Telliskivi

Telliskivi ist DAS Hipsterviertel in Tallinn. Hier gibt es alles, was dein buntes Großstadtherz begehrt: Streetfood, pinterestable Restaurants, in denen Du veganes Essen bekommst, ein riesiges altes Fabrikgelände mit allerlei Designer-Läden und handgemachten Sachen, Streetart und Jutesack tragende Menschen mit Weltbesserer-Aura. Keine Sorge, das meine ich auch gar nicht ironisch, denn genau an diesen Stellen und neben Weltbesserer-Öko-Hipster-Skater-Yogi-Künstler-Meditations-Gutmenschen fühle ich mich am allerwohlsten. Hier kannst Du auch am Abend wunderbar essen gehen oder noch auf ein Bier rumhängen.

Essen in Tallinn: Meine persönlichen Restaurant-Tipps

  • Georgia Tavern Tbilisi: Für FleischesserInnen und VegetarierInnen, aber eher nicht für VeganerInnen. Für mich war dieses Essen eine wundervolle Erinnerung an die letzte Reise nach Georgien. Schmeckt (fast) genauso gut wie dort!  
  • The Nautilus: Genau die richtige Stelle, wenn Du gern Fisch isst. Achtung aber: Einige der Fischsorten kommen nicht aus der Ostsee sondern werden von weit her eingekauft und entsprechend sind die Gerichte teuer. Dafür kann ich Dir aber die Heringsgerichte sehr ans Herz legen. Die sind richtig lecker und der Fisch kommt aus der heimischen Ostsee!
  • Rataskaevu16: Gemütliches Restaurant mit Steinmauern und gemusterten Fliesen. Man möchte es im ersten Moment vielleicht traditionell klingen, doch dafür haben die Gerichte doch zu viel Twist. In Ermangelung besseren Vokabulars würde ich sagen: Irgendwas zwischen gehobener Hausmannskost und Fusionsküche. Oder aber einfach nur "gutes Essen".
  • Kohvik Sesoon: Hipsteriges Café und Restaurant mit sehr leckerem Essen in entspannter Atmosphäre irgendwo zwischen Kantinen- und Loftromantik. Es gibt Suppen, Sandwiches, Fisch und kleine Bar-Naschereien - auch vegan.
  • Pelmen Käsitöö Kohvik: Frische, handgemachte russische Pelmeni aus 90% lokalen Zutaten. Nothing to add here.
  • Café Rukis: Ei Benedikt oder mit Räucherlachs, süße und herzhafte Pancakes, süße Gebäck und frische Tees - im Café Rukis gibt es alles, was das Herz eines/einer FrühstücksliebhaberIn begehrt!

Übernachten in Tallinn

Hektor Container Hotel

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Wenn Du mir vielleicht auf Instagram folgst, wirst Du wissen, dass ich mich kleinen Zimmern pudelwohl fühle - Hauptsache sie in irgendeiner Weise hübsch eingerichtet. Entsprechend toll finde ich das Container Hotel Hektor. Die Zimmer sind aufs Minimum reduziert und dabei trotzdem ausgesprochen stylisch. Die BetreiberInnen haben in jedem Fall Humor. So heißt es bspw. an einer Wand: "This container ist bigger than it seems. It fits 17.000 kg of coffee beans which means you can make a of of coffee for all the people in paris." Herzstück des Backsteinbaus aber ist die coole Lobby im Industrial Style. Hier kannst Du chillen, arbeiten und Dir an der Bar einen Drink mixen lassen.

Oru Hub Hotel

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Wenn Du dein Hotel lieber hell und großzügig magst, dann ist das Oru Hub die erste Wahl. Mit viel Feingefühl wurden die hellen Räume mit hochwertigen Möbeln ausgestattet - jedoch gerade so viel, dass die Augen Ruhe finden und viel Platz zum Bewegen und Atmen bleibt. Im hauseigenen Bistro lässt Du dich mit Snacks und Frühstück verwöhnen und in der Lobby findest Du viele Ecken, in denen Du einfach nur chillen oder in Ruhe arbeiten kannst.

Iglupark

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Etwa 20 Minuten zu Fuß oder 15 Minuten mit dem Bus von der Altstadt entfernt, liegt mitten am Meer der Iglupark. Doch keine Sorge: Die Iglus sind nicht aus Eis, sondern aus Holz und kommen allesamt aus einer estnischen Manufaktur, die die vielleicht schönsten Tinyhouses herstellen, die es derzeit am Markt gibt. Wenn Du hier morgens aufwachst, schaust durch das große halbrunde Fenster direkt aufs Wasser und später, wenn Du all die Sehenswürdigkeiten von Tallinn erkundet hast, kannst Du den Tag auf deiner eigenen Terrasse ausklingen lassen.

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