Imlil ist der Grund, warum ich mich noch gleich am ersten Tag meiner Reise in Marokko verliebt habe. Das winzige Bergdorf liegt etwa 70 Kilometer südlich von Marrakesch und ist seit den 1960er Jahren bekannt als Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen im Hohen Atlas. Besonders deshalb präsentiert sich das Dorf heute mit vielen hübschen Unterkünften, farbenfrohen Souvenirläden und einer beachtlichen Logistik für Wanderer. Wer nicht zuvor eine ganze Tour gebucht hat, findet in Imlil vom Guide, über Ausrüstung und Proviant bis zum Packesel alles, was das Wanderherz begehrt.
Auf dem Weg zur Unterkunft durchquert man unweigerlich den kleinen Dorfkern mit seinen Obstständen, Läden und Garküchen, man kommt vorbei an der Moschee, in die die Männer jeden Tag fünf Mal zum beten gerufen werden und mit etwas Glück führt einen der Weg sogar unter den schattenspendenden Walnussbäumen hindurch. Spätestens auf den hochgelegenen Terrassen der meisten Unterkünfte offenbart sich dann der atemberaubende Ausblick auf die umliegenden Berge des Hohen Atlas - ein unvergesslicher Anblick, besonders dann, wenn sich das goldene Licht der Sonne am Abend über die Bergflanken senkt.
Neben der grandiosen Aussicht verzaubert aber vor allem die Einfachheit des Dorflebens und die unglaubliche Gastfreundlichkeit der Menschen. Überall sieht man hier Kinder, die mit ihren Ziegen und Eseln durch die Straße ziehen oder Fußball spielen, in den Höfen picken Hühner ihr Futter aus dem Staub und an vielen Fenstern übertüncht der Duft von leckerem Essen am Abend den Geruch von Ställen und Tieren.
In diesem Beitrag findest Du alle nützlichen Informationen, die Du für deinen Trip nach Imlil brauchst und eine Übersicht der beliebtesten Wanderungen, die Du von hier aus unternehmen kannst.
Anreise nach Imlil
Die Anreise nach Imlil ist je nachdem, wie Du sie organisiert und woher Du kommst, mehr oder weniger einfach. Du wirst im folgenden Beitrag von mehrtägigen Wandertouren lesen, die zumeist von Marrakesch aus starten und einen Transfer beinhalten. Wenn Du keine dieser Touren buchst, kommst Du am einfachsten mit einem Sammeltaxi nach Imlil. Die 90-minütige Fahrt vom Taxistand am Djeema el Fna in Marrakesch oder dem Grand Taxi Park kostet 300 Dirham und wird durch die Anzahl aller Mitfahrer geteilt. In Marrakesch ist es nicht schwer MitfahrerInnen zu finden. Je nach Angebot kannst Du auch ein Grand Taxi bis nach Asni nehmen und dort für die restlichen 18 Kilometer in ein anderes Taxi umsteigen.
Von der Central Bus Station in Marrakesch fahren alternativ auch lokale Busse für deutlich weniger Geld. Theoretisch fahren diese Busse auch alle 30 Minuten, allerdings berichten auch viele Reisende davon, dass stundenlang nicht ein Bus abfuhr. Sicherer und bequemer ist also in jedem Fall das Taxi. Die gesamte Fahrzeit von Marrakesch bis Imlil beträgt ca. zwei Stunden. Denk bei der Anreise auf jeden Fall daran, genügend Bargeld einzupacken. Wechselstuben und ATMs gibt es in Imlil keine.
Übernachten in Imlil
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In Bergdörfern wie Imlil übernachtet man wie gewohnt in Riads oder in sogenannten Gités. Inzwischen hat man in dem kleinen Ort die Qual der Wahl zwischen etwa 40 Unterkünften in verschiedenen Preis- und Komfortkategorien. Die meisten von ihnen verzaubern nicht nur mit ihrer Lage vor der malerischen Berglandschaft des Hohen Atlas, sondern auch mit ihrer Einrichtung wie aus 1001 Nacht. Große Terrassen, gemütliche Aufenthaltsräume drapiert mit orientalischen Teppichen und bunten Sitzkissen und aufwändig dekorierte Zimmer gehören selbst hier oben fast schon zur Standardausstattung.
Ich selbst habe in der hübschen Douar Samra* oberhalb des Dorfkerns übernachtet. Zugegeben, die Bilder auf der Website sahen um einiges luxuriöser aus als es dann tatsächlich war, doch kann ich diese liebevoll eingerichtete Unterkunft mit ihren gastfreundlichen Besitzern trotzdem wärmstens weiterempfehlen. Die Aussicht von den Terrassen war zu jeder Tageszeit atemberaubend und der gemütliche Garten mit Hängematten und Liegestühlen ist der perfekte Ort, um nach den Wanderungen ausgiebig zu entspannen.
Am liebsten denke ich aber daran, wie mich die Besitzer mich am ersten Abend mit einem frisch gekochten Essen überrascht haben. Im schummrig beleuchteten Speiseraum gleich neben dem knisternden Kamin, haben sie den Tisch mit Salaten aus gekochtem Gemüse und einer dampfenden Huhn- und Ziegen-Tajine beladen, ohne dass ich gewusst hätte, wie ich jemals solche Mengen essen soll. Übrigens eine der Gelegenheiten, in denen die Dankbarkeit für so viel Gastfreundschaft so groß ist, dass ich einfach für einen Moment meine vegane Ernährung vergessen konnte.
Der warme Kamin im Zimmer, gleich neben dem Bett und die warme Berberkutte haben das Bergerlebnis schließlich nur noch perfektioniert.
Ist Imlil gefährlich?
Nach der Ermordung der beiden Skandinavierinnen im Dezember 2018 in Imlil war mir schon etwas mulmig zumute, als ich das Dorf nur wenige Wochen später auf der holprigen Straße erreichte. Dieses Ereignis hatte mich damals wirklich sehr aufgewühlt und betroffen gemacht - natürlich, weil ich selbst bald nach Imlil fahren würde, aber auch, weil ich mich so gut mit den beiden jungen Frauen identifizieren konnte. Meine Bedenken zur beruhigten sich jedoch ein bisschen, als ich ankam. Das lag zum einen an der Polizei, die seitdem die einzige Zugangsstraße zum Dorf streng überwacht, zum anderen an der unglaubliche Gastfreundschaft der Menschen, die ich in Imlil traf. Da waren zum Beispiel die freundlichen Besitzer der Douar Samra, die mich sehr herzlich willkommen hießen oder auch mein Wander-Guide, der mich zu einem Essen im Haus seiner Familie einlud.
Trotz der positiven Erfahrungen der meisten Besucher lohnt sich dennoch vor jeder Reise ein Blick auf die Seite des auswärtigen Amts, ein wachsamer Blick auf die Umgebung und die Beachtung der Grundregeln. Auch in Imlil solltest Du also nicht mit Geldscheinen und anderen Wertsachen herum wedeln und natürlich solltest Du Rücksicht auf die religiösen Begleiterscheinungen nehmen. Dazu zählt eine angemessene Kleidung und dass man als Paar selbst Intimitäten wie Händchen halten und Küsse lieber in die Privaträume verlegt.
Wandern mit oder ohne Guide?
Die Frage nach der Sicherheit in Imlil führt mich unweigerlich auch zu der Frage nach dem Wander-Guide. Sicherlich kann man ab Imlil kleinere Wanderungen unternehmen, die nicht zwingend die Begleitung durch einen Guide bedürfen. Die Wasserfälle beispielsweise oder auch das Berberdorf Armed [Aroumd] erreicht man problemlos ohne Guide. Dennoch solltest Du dir darüber bewusst sein, dass es keine ausgeschilderten Wanderwege gibt und viele der Wege auch nicht erkennbar sind. Manchen Pfad, den ich gegangen bin, hätte ich trotz der vielen Wandererfahrung niemals ohne meinen Guide entdeckt. Vor allem in höheren Lagen in Geröllfeldern und ausgetrockneten Flussbetten hätte ich mich ohne ihn in kürzester Zeit verlaufen. Deshalb empfehle ich Dir, solang Du nicht über allzu viel Wandererfahrung und die entsprechenden GPS-Daten verfügst, immer eine Wanderung mit Guide.
Buchen kannst Du die Guides entweder vor Ort oder beispielsweise über Imlil Trekking oder das Bureau des Guides Imlil.
Die schönsten Wanderungen von Imlil
Wanderung zu den Wasserfällen von Imlil und nach Aroumd
Länge: 4,5 km | Reine Gehzeit: 1.45 Std. | Höhenmeter: 240 +/- | Höchster Punkt: 1900 m | Tour bei komoot
Aroumd ist ein kleines Berberdorf oberhalb von Imlil auf 1900 Metern Höhe. Von hier aus hast Du einen wundervollen Blick auf den Djebel Toubkal und über das Toubkal Tal - eine Wanderung dorthin ist bei einem Besuch von Imlil also eigentlich schon obligatorisch. Um nach Aroumd zu kommen, musst Du im Dorfkern dem abzweigenden Weg entlang des oberirdischen Wasserkanals und der Souvenirläden zu dem lichten Wäldchen aus Walnussbäumen folgen. Keine Sorge, es gibt in Imlil auch nur einen Weg, auf den diese Beschreibung zutrifft.
Von dort führt ein ausgetretener Pfad rechterhand geradewegs hinauf zum Wasserfall und anschließend nach Aroumd. Solltest Du dir unsicher sein, lohnt sich ein Blick auf komoot oder Du fragst die Einheimischen nach dem Weg. Hast Du einmal den richtigen Abzweig gefunden, kannst Du dich kaum noch verlaufen. Spätestens nach etwa eineinhalb Kilometer dürfte linkerhand das Dorf vor Dir an der Bergflanke auftauchen. Wenn Du Lust hast, kannst Du dort sogar übernachten.
Erweiterung des Aroumd Village Walk: Rundwanderung mit Panorama!
Länge: 7 km | reine Gehzeit: 3 Std. | Höhenmeter: 380 +/- | Tour bei komoot
Die kurze Tour zum Wasserfall und zum Berberdorf Aroumd lässt sich erweitern durch einen Aufstieg hoch über Aroumd und mitten hinein in das rote Geröll des Hohen Atlas. Der Pfad, der in vielen kleinen Windungen in Richtung Tamatert verläuft bringt dabei immer wieder atemberaubende Ausblicke ins Tal, in die Bergwelt und zum Gipfel des Djebel Toubkal mit. Hier oben begegnet man niemandem, außer vielleicht einem einsamen Berber mit seinem Packesel.
Obwohl der Pfad von Tamatert inzwischen auch in komoot verzeichnet ist, bin ich mir nicht sicher, ob ich mir diese Wanderung wirklich allein zugetraut hätte. Zwar sind die größten Teile des Wegs (Anfang und Ende) gut ausgetreten und sichtbar, zwischendrin jedoch hätte ich den Weg, den mein Guide gesehen hat, niemals so sicher gefunden. Allerdings ist meine Perspektive auch immer die einer Person, die auch ohne Reisebegleitung unterwegs ist und wirklich ganz allein wandert. Ob Du die Tour mit oder ohne Guide machst, dazu möchte ich deshalb keine Empfehlung aussprechen, zumindest kann ich Dir aber verraten, dass sich der Aufstieg absolut lohnt!
Die Besteigung des Djebel Toubkal
Länge: 22 | Dauer: 2-3 Tage | Höchster Punkt: 4167 m | April bis Ende Oktober
Der Klassiker ab Imlil ist die Besteigung des höchsten Berges Nordafrikas - dem Djebel Toubkal. Trotzdessen, dass die Wanderung technisch relativ anspruchslos ist, ist ein Aufstieg auf 4167 m Höhe natürlich kein Spaziergang. Bis zum Gipfel müssen 2500 Höhenmeter überwunden werden. Deshalb beinhalten die meisten Touren mindestens eine Übernachtung im Refuge Les Mouflons oder im Refuge du Toubkal, um die reine Gehzeit von 11 Stunden zu teilen.
Wenn Du deinen Körper aber schon etwas an die Höhe gewöhnen und einen kleinen Teil des Aufstiegs vorab absolvieren möchtest, kannst Du auch bereits eine Übernachtung im entspannten Armed [Aroumd] einplanen. Dort gibt es mehrere Unterkünfte wie beispielsweise die Gîte Atlas Toubkal, das Hotel Soleil Imlil, Dar Bab Toubkal oder das Dar Imperial. Die Einkäufe solltest Du allerdings vorab in Imlil erledigt haben.
Je nachdem wo Du die Tour buchst, ist bereits ein Transfer von Marrakesch inbegriffen. Toubkal Trekking und Toubkal Voyages bieten die Besteigung beispielsweise mit 2 Tagen, Guide und Transfer an, Toubkal Ascent integriert eine weitere Übernachtung zuvor in Imlil. Aber auch der Deutsche Alpenverein bietet regelmäßig geführte Wandertouren an - natürlich um einiges umfangreicher und teurer. Auf dem Blog Trekking Marokko gibt es mehrere Beiträge zu der Wanderung - unter anderem zur Organisation, eine detaillierte Beschreibung der Tour und Antworten auf die Frage, wie fit man für die Besteigung des Djebel Toubkal sein muss.
Von Imlil nach Setti Fatma
Länge: 30 km | Dauer: 3 Tage | Höchster Punkt: 3172 m
Wenn Du wie ich an der Höhenkrankheit leidest oder Dir die Besteigung des Djebel Toubkal einfach zu hart ist, kannst Du alternativ auch die dreitägige Trekkingtour von Imlil nach Setti Fatma machen (die in meinen Augen landschaftlich auch sehr viel schöner ist). Der höchste Punkt liegt hier bei etwa 3200 Metern. In drei Tagen überwindest Du auf dieser Wanderung eine Distanz von etwa 30 Kilometern und durchquerst dabei wunderschöne Landschaften, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Schroffe Gebirgszüge wechseln sich hier ab mit fruchtbaren, grünen Tälern, in denen die Berber Terrassen angelegt haben, um darauf ihre Felder zu bestellen. Während der Wanderung überquert man die Gipfel des Tizi n’Tamatert und des Tizi n‘ Tacheddirt, durchwandert das Ouaneskra-Tal und übernachtet stilecht in Gîtes in beiden Berberdörfern Tacheddirt und Timichi. Auch zu dieser Wanderung findest Du auf dem Blog Trekking Marokko eine detaillierte Beschreibung.
(Pack)Esel
In den ländlichen Gegenden Marokkos sind Esel und Maultiere noch immer eines der wichtigsten Transportmittel und unerlässlich, um schwere Lasten zu transportieren. Besonders in den Bergen und abseits befestigter Straßen, spielen (Maul)Esel eine wirklich wichtige Rolle im Leben der Einwohner. Es wird also nicht selten passieren, dass Du die Tiere eingespannt vor schweren Karren, bepackt mit riesigen Säcken oder unter Männern siehst, die wild mit schmalen Stöcken auf die Flanken einschlagen. Es bricht einem das Herz. Den Marokkanern selbst kann man natürlich kaum einen Vorwurf machen, dass sie die Esel so beladen, schließlich gibt es in den Bergen und abseits der Großstädte kaum eine Alternative.
Trotzdem kannst Du zumindest in Orten wie Imlil auf die Eseltransporte verzichten, die dort den Touristen angeboten werden und einfach selbst laufen. Einige der Unterkünfte liegen etwas oberhalb des Dorfkerns. Mit den richtigen Schuhen und einem Rucksack statt eines Rollkoffers (ja, ich habe dort echt Leute mit großen Rollkoffern gesehen) ist das aber absolut kein Problem.
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