Inmitten ihrer historisch bedeutsamen Mauern überrascht Aix-en-Provence mit dem lebendige Flair einer jungen Universitätsstadt… so finden sich malerische Gassen, Galerien und das Geburtshaus von Cézanne gleich neben unzähligen hippen Läden und Restaurants. Durch die Gassen weht aus den Souvenirläden der Duft von Lavendel und überall auf den Plätzen und vor den Cafés hört man munteres Gläserklirren. Egal, ob Du also nur die Atmosphäre alter französischer Städte genießt, Dich für Kunst interessiert oder gern über Märkte bummeln gehst: Aix-en-Provence bringt all das zwischen pastellfarbenen Fassaden zusammen.
In diesem Beitrag findest Du die 10 schönsten Sehenswürdigkeiten, die Du sogar alle an einem Tag sehen kannst, coole Restaurants und - falls Du Dich doch nicht gleich wieder los reißen willst von der charmanten, kleinen Stadt - meine Übernachtungs-Tipps.
Die 10 schönsten Sehenswürdigkeiten in Aix-en-Provence
1. Das Atelier Cezanne
Tickets online kaufen bei der offiziellen Seite des Tourismus Büros
Paul Cezanne wusste ganz genau, warum er im kleinen Anwesen Les Lauves sein Atelier einrichtete: Damals, 1902, noch von Feigen- und Olivenbäumen umgeben, lag es zwar ganz nah zur Altstadt und doch schon auf halben Weg zu dem Aussichtspunkt, von dem aus er seinen geliebten Montagne Saint-Victoire sehen konnte. Fast jeden Tag bis zu seinem Tod 1906 zog er mit seiner Staffelei los in die Natur, um am heutigen Terrain des Peintres an seinen Landschaftsbildern zu arbeiten.
Wenn man heute sein Atelier besucht, dann scheint es fast, als wäre Paul Cezanne nur mal eben kurz zum Mittagessen in sein Stamm-Bistro Les deux Garçons gegangen. Noch immer hängen dort seine Mäntel an der Garderobe, noch immer stehen seine Vasen, Schalen und Totenköpfe auf den Regalen, gleichmäßig und sanft beschienen vom Licht, das durch die riesige Fensterfront fällt - ganz wie es der Künstler beabsichtigt hat. Dunkle grau-blau gestrichene Wände und der Holzboden sorgen für die nötige neutrale Lichtstimmung und zeugen von Cezannes lebenslanger Erfahrung bei der Atelier-Gestaltung. Sogar eine hohe Öffnung im Gemäuer hat er sich einbauen lassen, die es ihm erlaubte, seine großformatigen Bilder unbeschadet nach draußen zu reichen.
Achtung aber: Die Tickets für das Atelier sind sehr begehrt und müssen vorab online gekauft werden - am besten so früh wie möglich, vor allem, wenn Du in der Hauptsaison reist. Solltest Du kein Ticket ergattern können, bleibt Dir noch das Terrain des Peintres, ein Park, in dem Cezanne viel gemalt hat und in dem auf Tafeln 10 ausgewählte Werke vorgestellt werden.
2. Bastide du Jas de Bouffan
Nur einen kleinen Spaziergang vom Atelier entfernt liegt die Bastide du Jas de Bouffan mit ihren pflanzenbedeckten Mauern, den hölzernen Fensterläden und dem romantischen Garten. Hier im Familienanwesen der Cezannes, umgeben von allgegenwärtigem Grün, malte Paul Cezanne ab seinem 20. Lebensjahr insgesamt 36 Ölbilder und 17 Aquarelle, bis er das Haus vierzig Jahre später verließ.
Selbst wenn Du nicht unbedingt die Ausstellung besuchen möchtest (das Atelier ist doch um einiges spannender), ist allein der Garten einen Besuch wert! Dieser ist während der Öffnungszeiten frei zugänglich. Für die Innenräume braucht es wie fürs Atelier ein Ticket, das Du am besten so früh wie möglich online kaufst.
3. Pavillon Vendôme
Die Klischees über französische Liebe kommen eben nicht von ungefähr: So erzählt der Pavillon Vendôme die Geschichte der leidenschaftlichen Affäre zwischen dem Herzog von Vendome und seiner Geliebten Lucrèce de Forbin Solliès, der er eigens dieses hübsche Lustschlösschen errichten ließ. Sogar ihr Gesicht ließ er in den aufwendigen barocken Fassadenverzierungen verewigen. Damit darf sich der Pavillon Vendôme mit seinem großzügigen Garten zu den schönsten Bauwerken aus der Zeit Ludwigs XIV. zählen. Heute flaniert man durch den Park oder gönnt sich im Schatten der riesigen Kastanien eine Pause.
4. Der Place d'Albertas
Nur zu gern wird der Place d’Albertas als das Glanzstück barocker Architektur in der Provence angepriesen: Und tatsächlich erscheint der Platz mit seinem Brunnen und den gelben Fassaden voll schmiedeeiserner Balkone, blauer Fensterläden und detailreicher Verzierung wirklich sehr elegant - selbst noch während meines Besuchs, als Bagger und Baustellenzäune einen Großteil der Sicht verstellten. Bei genauerem Hinsehen ist es aber etwas ganz anderes, was es so spannend macht, den Place d’Albertas zu besuchen: Hast Du sie erst einmal entdeckt, wirst Du überall metallene Penisse sehen!
Wie genau die Penisse an die Wand kamen, weiß man jedoch bis heute nicht: So lautet zumindest eine Geschichte, dass ein französischer Graf und Richter das Haus erwarb, nicht wissend, dass es sich dabei um das Nachbarhaus eines Bordells handelte. In seinem Geltungsdrang beschloss er später einen Platz zu errichten, wofür er noch weitere Gebäude in der Straße erwarb, manche abreißen und andere errichten ließ. Dabei entschied er sich wohl, die neuen Gebäude im Stil an die bereits bestehenden anzupassen und mit phallischen Symbolen zu verzieren. Ob diese Geschichte jedoch stimmt, ist nicht belegt.
5. Bibliothek Les Méjanes
Was haben Albert Camus, Moliere und Antoine de Saint-Exupéry neben ihrem Heimatland gemeinsam? Jedem ist eines der drei überdimensionalen Büchern gewidmet, die die Fassade der Bibliothek Les Méjanes bilden. Als Teil einer alten Streichholzfabrik ist aber auch ihr Inneres einen Blick wert - der Kontrast aus Bücherregalen und den hohen Industriehallen mit ihren Metallträgern und -rohren ist wirklich spannend!
6. Die Kathedrale
Der Legende nach wurde die Kathedrale von Aix-en-Provence auf den Grundmauern des antiken Apollon-Temples errichtet, der hier zu römischen Zeiten stand. Ob nun wahr oder nicht: Interessant ist die Kirche allemal. Durch vielzählige Umbauten vereint sie in ihren drei riesigen Schiffen romanische, gotische und barocke Elemente. Ihre Säulen, die die achteckige Kuppel des Baptisteriums tragen, sollen sogar aus einem antiken Tempel stammen. Am meisten beeindruckt haben mich jedoch die riesige grüne Hauptorgel und das Mittelschiff, wie es bei Sonne in blau-violettem Licht erstrahlt.
7. Der Place des Cardeurs
In den 80er Jahren noch Parkplatz, hat der Bau einer Tiefgarage dafür gesorgt, dass heute der riesige Place des Cardeurs voller Restaurants und ihrer Terrassen ist. Während es tagsüber schon Spaß macht, an den pastellfarbenen Fassaden entlang zu stromern, beginnt das eigentliche Spektakel am Abend, wenn der ganze Platz unter den Lichtern unzähliger Lichterketten erstrahlt und tellerweise Köstlichkeiten aus den Küchen auf die Tische schwirren.
8. Der Place Richelme
Wenn Du mich fragst, ist der Place Richelme der vielleicht schönste Platz der Stadt! Am Vormittag weichen die Stühle der umliegenden Cafés den Marktständen, die vor lauter frischem Obst und Gemüse nur so überquellen. Dazwischen ganze Scharen weißer Tauben, die zu ihrem täglichen Festmahl flattern. Am Nachmittag jedoch, wenn die VerkäuferInnen ihre Stände abgebaut haben, ist der Platz unter den Platanen erfüllt von munterem Gläserklirren, wenn überall Aperol und Wein über den Tischen erhoben werden. Dann nimmt man sich am besten am Rand des Platzes einen der traditionellen Rattanstühle und lässt die Sonnenbrille über die Augen fallen, um bei einem Drink die gut gekleideten Franzosen und Französinnen zu beobachten, wie sie wie im Film mit einer Zeitung und einer Zigarette in der Hand ihren Kaffee trinken oder geschäftig mit wehendem Mantel an den Tischen vorbeirauschen.
9. Die Brunnen von Aix-en-Provence
Aix-en-Provence wird auch gern blumig als "Stadt der tausend Brunnen" bezeichnet. Tatsächlich sollen sich in der Stadt 250 öffentliche und private Brunnen befinden, sodass man fast in jeder Gasse und bestimmt an jedem Platz einen neuen entdecken kann. Bei dieser Fülle lässt sich natürlich nur schwer sagen, welche die schönsten sind, aber zumindest kann ich Dir sagen, an welchen ich besonders lang fotografiert habe.
Da wäre zum einen der Brunnen an der Rotonde, wenn sich abends hinter ihm die Sonne senkt, sich das Licht in seinen tausenden Wassertropfen bricht und der Platz aussieht, als hätte man eine Glitzer-Kanone über ihm gezündet. Oder aber die Moos-Brunnen, an deren dichten Pflanzenteppich das Wasser hinunter tropft oder - mein Favorit - die Fontaine Pascal, wie sie friedlich im Schatten einer Plantane vor sich hin plätschert.
10. ... und alle Gassen dazwischen
Vergiss jedoch bei der Jagd nach Sehenswürdigkeiten nicht, Dich auch einfach eine Weile durch die Gasse treiben lassen. So ziemlich jede hätte es verdient, einzeln in dieser Liste genannt zu werden und am liebsten hätte ich den Duft von Lavendel und frischem Brot, der überall vor den Souvenirläden und Bäckereien die Straße erfüllt, in ein Marmeladenglas gepackt!
Essen in Aix-en-Provence
Maison Weibel
Fragt man nach Tipps für Restaurants und Cafés in Aix-en-Provence, wird die Maison Weibel immer zuerst genannt. Tatsächlich zieht die Patisserie am Place Richelme mit ihrer lavendelfarbenen Fassade, den bunten Rattanstühlen und den Schaufenster voller exquisiter Leckereien sofort alle Blicke auf sich… und ehrlich gesagt wundert es mich sehr, dass sie nicht längst ihren Platz in "Accidentally Wes Anderson” gefunden hat.
Doch wie so häufig, wenn sich Etablissements solcher Beliebtheit erfreuen, leidet irgendwann das Ambiente - so leider auch im Fall der Maison Weibel. Was mich jedoch nicht abhält, sie hier zu nennen: Denn trotz aller Hektik haben wir natürlich einen Blick hineingeworfen und dabei ein Käsegebäck entdeckt, an das meine Schwester und ich wahrscheinlich noch denken werden, wenn wir irgendwann als alte Omas bei Kaffee und Kuchen auf unserer Hollywoodschaukel hängen.
Soll heißen: Am Anblick erfreuen, unbedingt eine Nascherei to go kaufen und sie auf dem nächstbesten Platz in der Sonne verputzen.
- La Cave des Ours: Wein & Aperitif
Vorrangig eine Weinhandlung für biodynamische Weine, gibt es vor La Cave des Ours nur vier kleine Tische. Ergattert man jedoch einen der begehrten Plätze, kommt man nicht nur in den Genuss bester Weine, sondern auch passend ausgewählter Käse und Schinken, veganer hausgemachter Dips und marktfrischer Salate. - Chez Bodus: Saftiges Fleisch und knusprige Pommes
Chez Bodus ist der richtige Ort für (großen) Fleisch- und Pommes-Hunger oder in Situationen, in denen man nicht gleich ein ganzes Dinner bezahlen will. Dann bekommst Du an der kleinen Bude feinstes gegrilltes Rinderfilet neben handgeschnittenen Pommes, Burger und frischen Salat in jeder Kombination, die Du gerade magst. - Grenache: Date Night!
Das Grenache mit seiner herrlichen Terrasse unter einer Platane wäre meine erste Wahl für einen romantischen Abend. Dich erwartet moderne französische Küche, ansprechend angerichtet, jedoch gerade noch im richtigen Maße einfach, um sich nicht einer unentspannten Fine-Dining-Atmosphäre wiederzufinden. - Les Vieilles Canailles
Das charmante Restaurant Les Vieilles Canailles könnte ebenso gut Kulisse einer französischen Romanze sein. Alte Holzstühle und Weinfässer stehen vor dem Eingang, während im Inneren zwischen den wandhoch gefüllten Weinregalen eine charmante Enge entsteht, in der man das Essen nicht in der Karte wählt, sondern neidisch vom Nachbartisch wählt.
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