Wadi Rum ist neben Petra nicht zufällig einer der meistbesuchten Orte Jordaniens! Auf einmal, dort, wo die Straße in Wadi Rum Village endet, taucht man ein in eine riesige rote Sandwüste voll bizarrer Felsformationen in einer schier unendlichen Weite - darüber in der Nacht ein Sternenhimmel wie Du ihn nur an wenigen Orten auf der Welt sehen kannst. 

In diesem Beitrag findest Du alle Informationen für den typischen 2-tägigen Ausflug nach Wadi Rum inklusive Übernachtung in einem der zahlreichen Camps. Ich verrate Dir, warum die kugelförmigen Domes eigentlich total überbewertet sind, wie Du Wadi Rum aus der Luft erleben kannst und was Du unbedingt in deinem Gepäck dabei haben solltest.

Wadi Rum oder “das Tal des Mondes” - Jordaniens schönste Wüste

Genau genommen ist ein Wadi eigentlich gar keine Wüste, sondern ein ausgetrockneter Flusslauf oder ein Tal, das nur vorübergehend nach starken Regenfällen Wasser führt. In Fall von Wadi Rum ist der Unterschied zwischen beiden Begrifflichkeiten aber kaum zu erkennen - immerhin erstreckt sich Jordaniens größtes Wadi über rund 100 km in der Länge und 60 km in der Breite, wobei selbst Einheimische sich überrascht geben, wenn sie in diesem Gebiet mal so etwas wie Regen sehen. 

Nennen wir Wadi Rum also ruhig eine Wüste… roter, trockener Sand so weit das Auge reicht, dazwischen steil aufragende Felsen und Berge, die in der auf- und untergehenden Sonne in allen Gelb- Orange- und Rottönen glühen - so bizarr, dass James Irwin, Astronaut der Apollo 15 Mission, sich an seine Expedition erinnert fühlte und der Wüste den Beinamen “Tal des Mondes” verlieh. Steht man in dieser Landschaft, fällt es schwer, überhaupt noch Größen abschätzen zu können. So hilft es Dir vor Ort vielleicht zu wissen, dass sich Wadi Rum auf etwa 800 Metern über dem Meeresspiegel befindet und die Gipfel der höchsten Berge etwa auf 1700 Metern liegen.

Die markanten Formen der Felsen entstehen übrigens durch die extremen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, die die Erosion vorantreiben und so der roten Sandstein unregelmäßig abgetragen wird. In den dabei entstehenden Spalten und durch den wasserdurchlässigen Granit, der sich noch unter dem Sandstein verbirgt, kann sich sogar genügend Wasser sammeln, um Weihrauchsträucher, Hyänen und Wölfe zu ernähren. 

Kaum verwunderlich also, dass die spektakuläre Landschaft gleich mehreren Filmen als Kulisse diente - unter anderem für “Der Marsianer”, “Star Wars” und “Lawrence von Arabien”, der seinerzeit als monumentaler Epos den berühmten Kriegsbericht “Die sieben Säulen der Weisheit” erzählte.

Wie man in ein Desert Camp in Wadi Rum kommt

Der übliche Ausflug in die Wüste Wadi Rum beinhaltet wenigstens eine Übernachtung in einem der zahlreichen Desert Camps - andernfalls würde man das Highlight der Wüste schlechthin verpassen: Einen Sternenhimmel, wie Du ihn vermutlich noch nie zuvor gesehen hast.

Weil es natürlich fast unmöglich ist, sich allein in der Wüste zurechtzufinden und man obendrein einen wirklich robusten Geländewagen bräuchte, beginnt jedes Wüstenabenteuer am großen Parkplatz in Wadi Rum Village. Dieser ist problemlos über den Desert Highway und anschließend eine asphaltierte Straße erreichbar. Jedes Camp vereinbart nach der Buchung die individuelle Abholung am Parkplatz. In der Regel bekommst Du bei der Buchung eine Handynummer, wenn Dich die Betreiber nicht ohnehin gleich von sich aus kontaktieren. 

So lässt man den Mietwagen am Parkplatz zurück und rumpelt von dort aus weiter im Jeep zum jeweiligen Camp. Der Rückweg erfolgt am nächsten Tag auf selbe Weise. Die Jordanier sind sehr zuverlässig und richten sich auch in günstigeren Camps gern nach deinen individuellen Plänen.

Mit Bus oder Taxi nach Wadi Rum Village

Solltest Du nicht mit dem Mietwagen unterwegs sein, kannst Du deine Anreise nach Wadi Rum Village auch mit einem privaten Driver oder mit dem Bus bestreiten. 

Öffentliche Busse fahren in Jordanien meistens nicht nach Fahrplan, sondern verlassen die Station erst, wenn genügend Fahrgäste zusammengekommen sind. In Aqaba findest Du die Busstation für Fahrten nach Wadi Rum vor der Polizeistation. Ein Ticket kostet etwa 3 JOD. Deutlich einfacher, aber auch teurer ist die Fahrt mit dem touristischen JETT-Bus für 15 JOD one way. Aktuell verkehrt der JETT-Bus zwischen Aqaba und Wadi Rum Village einmal am Tag - Abfahrt 08.00 Uhr in Aqaba und 18.30 Uhr in Wadi Rum.

Die flexibelste Option dürfte deshalb ein Taxi sein. Für nur etwa 5 JOD mehr als der JETT-Bus kostet, kannst Du deine Anreise mit einem privaten Driver organisieren. Deine Unterkunft an deinem vorherigen Aufenthaltsort wird Dir ohne Probleme auch kurzfristig einen zuverlässigen Fahrer vermitteln können. Eventuell findest Du ja sogar andere Reisende, mit denen Du dir ein Taxi teilen kannst.

Das passende Desert Camp finden

Laut Aussage unseres Camp Betreibers Abdullah gibt es in Wadi Rum mehr als 200 Camps in allen Preisklassen. Während Du die einfachsten ohne Aircondition und Heizung bereits für 6 JOD buchen kannst, liegen die teuersten bei bis zu 250 JOD pro Person. Dabei handelt es sich dann meist um luxuriöse, kugelförmige Glamping-Domes mit transparenten Kuppeln, sodass Du nachts im Bett die Sterne zählen kannst.

Achtung aber: So schön die Domes auf den ersten Blick aussehen, sind die meisten Kuppeln nicht etwa aus sauberem Glas, sondern aus biegsamem Kunststoff gefertigt, sodass letztlich doch nur ein getrübter Blick auf die Sterne bleibt. Lass Dich also nicht zu sehr von den romantischen Bildern täuschen und check lieber ganz genau die Bewertungen, bevor Du dich entscheidest. Handelt es sich um Kunststoff, wirst Du in einem der einfachen Zelte mit Glasfassade wirklich das schönere Erlebnis haben - mal ganz davon abgesehen, dass Du dir so jede Menge Geld sparst. Und wenn Du eben doch unbedingt in einem Dome übernachten möchtest, empfehle ich Dir, “es richtig zu machen” und eines der höherpreisigen Camps wie bspw. Memories Aicha Luxury Camp* zu buchen.

Was die Camps dennoch (fast) alle gemeinsam haben, ist das charmante, traditionelle beduinische Abendessen, zubereitet über dem Feuer und bestehend aus Kartoffeln, Karotten, Hühnerfleisch und Fladenbrot, gegebenenfalls je nach vorhandenen Kühlmöglichkeiten serviert mit frischen Salaten und Mezze. Gegessen wird im Gemeinschaftszelt.

Eine Nacht im Wadi Rum Dream Camp

Jetzt das Wadi Rum Dream Camp bei Booking.com checken*

Glaub mir, es war nervenzehrend, mich durch die schier unendlichen Booking.com-Angebote zu klicken, doch irgendwann blieb mein Auge hängen - nicht etwa an den Zelten oder Stargazing-Domes, sondern an dem außergewöhnlichen Außenbereich des Wadi Rum Dream Camps. Gelegen an einem der typisch roten Felsen, macht sich das Wadi Rum Dream Camp die einzigartige Geologie zunutze und erleuchtet die gemeinschaftlichen Sitzgelegenheiten rund um das immerwährende Tee-Feuer mit unzähligen Kerzen, die im Fels ihre flackernden Lichter an den roten Stein werfen. 

Stell Dir nur mal diese Szenerie vor, wenn das allerletzte Licht der untergegangenen Sonne den Himmel mit einem Rosa-Ton spickt und Du mit einem Glas Tee auf einem Teppich ganz nah am Feuer sitzt und um dich herum die bizarren Felsformationen vor dem Himmel im Kerzenlicht tanzen… wahrscheinlich wirst Du die Sonnencreme und den Schweiß auf deiner Haut riechen, der Zucker des Tees wird auf deiner Zunge kribbeln und während die Hitze der klaren Nachtluft weicht, wird Dir ein erster kleiner Schauer über den Rücken laufen. Dann ist es gut, wenn Du deine warmen Sachen schon bei Dir liegen hast… ich wäre jedenfalls nicht in der Lage gewesen, mich auch nur eine Sekunde von dem Spektakel der aufgehenden Sterne abzuwenden, nur um so etwas Unbedeutendes zu tun, wie Kleidung zu holen.

Ein weiterer Grund, weshalb ich mich schließlich für diesen Camp entschieden habe, waren die selten so gesehenen Zelten: Die Rede ist nicht etwa von besagten Kuppeln, sondern von einer Panorama-Variante der klassischen schwarz-weiß gestreiften Zelt, die hier statt nur einer, gleich zwei gläserne Wände haben. "Leider” wollte uns Abdullah eine Freude machen und hat uns ein Upgrade auf eben eines seiner Kuppelzelte geschenkt - das wollten wir natürlich nicht ablehnen.

Wadi Rum erleben: Jeep Tour, Ballonfahrt und mehr

Einmal angekommen am Zelt, werden Dir die Betreiber jede Menge Angebote unterbreiten, wie Du Wüste erleben kannst - angefangen beim Klassiker, den mehrstündigen Jeep-Touren bis hin zu Ballonfahrten oder Trekking-Touren, wobei wir uns für erstere beiden entschieden haben. Eine Buchung vorab ist - außer im Fall der Ballonfahrten - nicht nötig.

Mit dem Jeep durch Wadi Rum

ca. 40-80 JOD je nach Länge (3 bis 6 Stunden, je nachdem, wie viel Du sehen möchtest)

Inzwischen habe ich jede Menge negative Kommentare zu den Jeep-Touren gelesen, da diese so touristisch seien… und es stimmt: Tatsächlichen schieben sich die Jeeps an manchen Stellen wirklich in Kolonnen durch die Wüste und auch an den Natursehenswürdigkeiten bilden sich mitunter riesige Parkplätze, sodass man sich sehr genau merken sollte, wie das Auto aussieht, aus dem man ausgestiegen ist. Dennoch: Diese Jeep-Touren sind die einzige Möglichkeit, Wadi Rum in so kurzer Zeit so intensiv kennenzulernen - mal ganz davon abgesehen, dass man sich den Jeep nicht mit fremden Reisenden teilen muss, wenn man das nicht will.

Ich kann jedenfalls nicht behaupten, dass mich die vielen TouristInnen schockiert oder mehr gestört hätten als an anderen Orten und kann mir nicht erklären, woher die Erwartungshaltung kommt, dass in Wadi Rum weniger Leute anwesend sein sollten als an anderen touristischen Highlights des Landes. Ich fand sogar, dass sich der touristische Ansturm durch die Weite der Landschaft sehr viel besser ertragen ließ als zB in Petra. Wenn Du dich also von vornherein darauf einstellst, wirst Du eine großartige Zeit haben. Ich hatte jedenfalls zuvor noch bei keiner Reise die Gelegenheit, mich in einer solch unwirklichen Landschaft zu bewegen - für mich ein so beeindruckendes Erlebnis, dass ich keine Mühe hatte, die anderen Leute einfach auszublenden.

Sonnenaufgang hoch über der Wüste 

bei Royal Balloon Jordan 140 JOD

Wie oft erlebt man es, dass man an nichts denken kann als das, was unmittelbar vor einem liegt? Und wie lang hält dieses Gefühl an? Ich kann nicht sagen, ob ich an diesem Morgen im Ballon überhaupt an irgendetwas anderes gedacht habe, als an die Landschaft, die in zarten, bald explodierenden Rosa- Rot- und Orangetönen zu meinen Füßen lag, an die glühenden Felsenwände oder wie sich der Wüstensand mit jedem Meter, den wir höher stiegen, mehr und mehr in sanft wogenden Wellen verwandelt hat.

Während sich alle anderen Aktivitäten in Wadi Rum auch spontan organisieren lassen, sollte man eine Ballonfahrt am besten schon ein paar Tage vorher reservieren… andernfalls kann es passieren, dass die wenigen Plätze bereits restlos ausgebucht sind. Meine wunderbare Ballonfahrt habe ich bei Royal Balloon Jordan gebucht und möchte das Erlebnis gern weiterempfehlen.

Bevor es überhaupt losging, hat das Team alle Leute mit Gebäck, Kaffee und Tee versorgt und anschließend eine liebevolle Zeremonie inszeniert, um den Mut ihrer Gäste auszuzeichnen. Das wäre für mich persönlich nicht nötig gewesen und doch war ich wirklich sehr gerührt davon, wie viel Mühe sich die Betreiber gemacht haben und wie ehrlich ihr Glück darüber war, dass wir alle einen so tollen Sonnenaufgang erlebt haben.

Bitte verzichte auf Kamelritte

Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich die Kamele nicht gern fotografiert hätte. Dennoch bleibt ein bitterer Beigeschmack: Überall in Wadi Rum warten Herden von Kamelen, gesattelt, oftmals in Maulkörbe eingeschnürt und an kurzen Leinen befestigt. Mehrfach habe ich Tiere mit schlecht versorgten Wunden gesehen, gleich daneben lachende TouristInnen, die den Besitzern einen Schein reichen, um sich auf den Tieren fotografieren zu lassen. Ob die Kamele in Jordanien ähnlich schlimm behandelt werden wie in Ägypten, möchte ich aufgrund fehlender Quellen und eigener Erfahrungen nicht behaupten, jedoch lassen die langen Holzstöcke in den Händen der Besitzer nichts Gutes erahnen. Ebenso wenig die Szenen, die ich in Petra erlebt habe, wo die Kamele den ganzen Tag lang inmitten von dicht gedrängten Menschenmassen vor dem Schatzhaus liegen oder Esel unter Stockschlägen und bis zu drei Reitern gleichzeitig durch die Felsenstadt gejagt werden. 

Vielleicht mag es die positiven Ausnahmen unter den Tourenanbietern geben, die ihre Kamele gewissenhaft pflegen, artgerecht halten und ihnen ausgedehnte Pausen gönnen. Weil man das aber als TouristIn bei einem ein- oder zweitägigen Besuch kaum ausmachen kann (schon gar nicht, wenn man irgendwo mitten in der Wüste mit dem Jeep abgeladen wird und aufs nächstbeste Kamel steigt) möchte ich unbedingt appellieren, von Kamel- Esel- und Pferderitten in Jordanien grundsätzlich abzusehen. In der Hoffnung, dass solche Angebote für TouristInnen irgendwann entweder ganz verschwinden oder aufgrund der veränderten Nachfrage so gestaltet werden, dass das Tierwohl vornan steht (wenn so etwas überhaupt möglich ist).

Was Du unbedingt dabei haben solltest

• Sport BH: Okay, dieser Tipp richtet sich ausschließlich an Menschen mit Brüsten, aber ich meine ihn wirklich sehr ernst: Die Jeep-Touren sind so holprig, dass ich wirklich nach einer Stunde richtig schlimme Schmerzen in den Brüsten hatte und ab da an damit beschäftigt war, sie mit beiden Händen festzuhalten.
• Wasser: In den allermeisten Camps und an den Natursehenswürdigkeiten während der Jeep-Tour gibt es nur Tee zu trinken. Wenn Du dich zusätzlich mit Wasser versorgen möchtest, musst Du selbst welches mitnehmen.
• Bargeld: In den Camps gibt es idR keine Kreditkartenlesegeräte. Steck also ausreichend Bargeld ein, um die Touren bezahlen zu können.
• Sonnenschutz: Je nachdem, wie empfindlich Du bist, solltest Du ausreichend Sonnenschutz einstecken - also nicht nur Sonnencreme, sondern auch eine Kopfbedeckung und eventuell Kleidung mit UV-Schutz. Bei der Jeep-Tour sitzt Du die ganze Zeit außen auf dem Ladebereich ungeschützt in der Sonne.
• Mütze/Schal für Jeep: Dennoch kann der Fahrtwind wirklich frisch werden. Ich war im April bereits in den frühen Abendstunden in Mütze, Schal und Fleecejacke eingepackt, um nicht im Fahrtwind zu frieren.
• Warme Kleidung für die Nacht: So heiß wie die Tage werden, so kalt werden die Nächte. Deshalb sind die etwas höherpreisigen Unterkünfte auch alle mit einer Heizung ausgestattet. Doch egal, ob Heizung oder nicht: Pack also ausreichend warme Kleidung ein - zum Schlafen und zum Sterneschauen draußen.

Noch mehr Beiträge zu Jordanien? Bisher sind erschienen:

• Das Tote Meer in Jordanien: Tipps zu Unterkünften und Badestellen
• Rundreise durch Jordanien: Die ideale Reiseroute für 7 bzw. 10 Tage