Mit meinem Hund Timber plane ich unsere Fernwanderungen gern etwas entspannter - zum einen, da ich durch ihn viel zusätzliches Gewicht trage, zum anderen weil es mit ihm zusammen noch viel wichtiger ist, eine Kraftreserve zu haben, wenn wir doch einmal spontan auf unerwartete Situationen reagieren müssen. Doch auch unabhängig von Timber würde ich die Etappen des West Highland Way immer wieder exakt so planen, einfach um genügend Zeit für die unglaubliche Natur zu haben. Und obwohl ich ziemlich fit bin, kann ich nicht behaupten, dass mich die Wanderung nicht angestrengt hätte. Den West Highland Way in den regulären 7 Etappen zu laufen, hätte mir definitiv weniger Freude gemacht!

In diesem Beitrag findest du einen Überblick über meine neun Etappen des West Highland Way, inklusive kurzen Beschreibungen, Tourdaten, GPS-Datei und jede Menge Bildern. Außerdem habe ich immer ein paar Worte und Tipps zur Übernachtungen ergänzt, die dir sicher helfen werden, die für dich passendste Variante zu finden.

Allgemeine Infos zur Planung des West Highland Way (Anreise, Wasserversorgung, Unterkünfte, Schwierigkeit, etc.) findest du in einem separaten Artikel.

Warum ich den West Highland Way in 9 Etappengelaufen bin

Warum die meisten Leute nur 7 Etappen planen

Die meisten Leute, die wir unterwegs getroffen haben, wandern den West Highland Way in 7 Etappen - tatsächlich waren wir mit 9 Etappen eher die Ausnahme. Das liegt aber vor allem daran, dass es auf dem West Highland Way absolut gang und gäbe ist, das Gepäck transportieren zu lassen. Es gibt zahlreiche Anbieter und obwohl Schottland ein vergleichsweise teures Reiseziel ist, kostet der Gepäcktransport über alle Etappen gerade einmal 75 Pfund. Und natürlich lassen sich mit einem leichten Tagesrucksack deutlich weitere Strecken zurücklegen, als mit einem 15 kg schweren Trekking-Monster.

Alles für den Hund

Aber auch darüber hinaus gibt es mehrere Gründe, weshalb wir - obwohl wir beide ordentlich fit sind (meine Freundin Finja hat kurz danach erfolgreich am Half Iron Man teilgenommen) - mit 9 Etappen geplant haben: Zum einen trage ich, wenn ich mit meinem Hund Timber unterwegs bin, jede Menge extra Gewicht in Form von Futter, Hundeschlafsack und Wasser, zum anderen sind Fernwanderungen für Hunde extrem fordernd, da sie normalerweise 12-14 Stunden schlafen. Es geht also nicht unbedingt darum, dass Timber nicht mehrere Tage hintereinander 25 km laufen könnte, sondern darum, dass er dadurch schnell unter extremen Schlafmangel leiden würde.

... und warum ich dir auch ohne Hund die 9 Etappen ans Herz lege

Aber selbst, wenn ich ohne Timber unterwegs gewesen wäre, hätte ich es nicht anders haben wollen. Denn so konnten wir immer, wenn es uns irgendwo gefiel, eine Pause, ohne uns Gedanken um die Zeit machen zu müssen. Und das ist es schließlich, warum ich solche Wege wie den West Highland Way überhaupt gehe - nicht, um irgendwelche körperlichen Grenzen auszureizen, sondern um mal so richtig abzuschalten und mich wenigstens für ein paar Tage einzutauchen in die Natur, mich als Teil von ihr zu fühlen und Zeit genug zu haben, um schwimmen zu gehen, in einer Wiese zu liegen oder einfach nur den Wolken zuzuschauen, wie sie über die Berge ziehen.

Meine 9 West Highland Way Etappen im Überblick

EtappeStartZielLängeHöhenmeterÜbernachtung
1MilngavieDrymen17,7 km120+, 140-Drymen Camping
2DrymenCashel16,8 km190+, 210-Cashel Campsite (besser: Sallochy Campsite)
3CashelInversnaid19,1 km180+, 170-Inversnaid Bunkhouse
4InversnaidBeinglas Farm11,7 km140+, 240-Beinglas Farm
5Beinglas FarmTyndrum18,7 km390 +, 180-Tyndrum Holiday Park, alternativ Wildcamping
6TyndrumInveroran15,2 km270+, 300-(Semi)Wildcamping am Inveroran Hotel
7InveroranGlencoe13,7 km290+, 120-(Semi)Wildcamping am Kingshouse Hotel
8GlencoeKinlochleven17,4 km330+, 670-Wildcamping
9KinlochlevenFort William23,9 km530+, 530-

Meine 9 West Highland Way Etappen im Detail

West Highland Way Etappe 1: Von Milngavie nach Drymen - ein sanfter Einstieg

Länge: 17,7 km | Höhenmeter: 120+, 140- | Link zu komoot | Übernachtung: Drymen Camping

Die erste Etappe des West Highland Way hat mich definitiv überrascht. Während ich es von anderen Fernwanderwegen gewohnt war, dass die ersten Kilometer aus der Zivilisation heraus eher grau und trüb sind, taucht man hinter Milngavie direkt ein in einen dicht bemoosten Märchenwald. Ohne nennenswerte Höhenmeter geht es von dort hinein in Wiesenlandschaften mit Blick auf die entfernten Berge, wobei man meist einem Schotterweg folgt, gerade breit genug, um zu zweit nebeneinander gehen zu können.

Nach 12 Kilometern wartet auch bereits am Café "Turnip the Beet" die erste liebevoll gefüllte Honesty Box - ein telefonzellengroßer Schrank, gefüllt mit Naschereien und allen Dingen, die man vielleicht vergessen haben könnte.

Übernachtung bei Drymen Camping

Unaufgeregt geht es über grüne Wiesen weiter bis kurz vor Drymen zur gleichnamigen Campsite. Die ist tatsächlich so hübsch angelegt, dass ich sie nicht gegen einen Wildcamping Spot hätte tauschen wollen. Statt Parzellen gibt es eine große Wiese, zum Teil geschützt von großen Bäumen. Und wie man es sich in Schottland vorstellt, schaut man aus dem Zelt über jede Menge Grün ohne, dass man Häuser oder eine Straße im Blickfeld hätte.

West Highland Way Etappe 2: Von Drymen nach Cashel - hinein in den Zauberwald

Schlechtwetter Variante Länge: 16,8 km | Höhenmeter: 190 +, 210 - | Link zu komoot | Übernachtung: Sallochy Campsite

Auch wenn ich mir mit den Bildern viel Mühe gegeben habe und sie anderes vermuten lassen, war die zweite die mit Abstand zäheste Etappe unserer Wanderung auf dem West Highland Way. Das lag sicherlich auch am Regen, vor allem aber daran, dass wir deshalb die Schlechtwetter-Variante an der Straße nach Balmaha wählen mussten, statt die sehr viel schönere Route über Conic Hill.

Erst im niedliche Café St. Mocha konnten wir uns entspannen und für einen Moment den trommelnden Regen auf unseren Kapuzen gegen die herrlich gemütliche Atmosphäre des Cafés und eine heiße Schokolade tauschen. Überhaupt sollte sich der Ort Balmaha als charamantes Tor zu Loch Lomond entpuppen, das mir so gut gefallen hat, dass ich später sogar noch einmal mit dem Auto zurück kam, um den Aufstieg auf Conic Hill nachzuholen und mir ein Mittagessen im lauschigen Oak Tree Inn zu gönnen.

Die folgenden Kilometer von Balmaha nach Cashel haben anschließend wieder den Vormittag wieder wett gemacht, sodass der frustrierende Part entlang der Straße ganz schnell vergessen war. Stattdessen liefen wir nun durch einen leuchtend grünen, dichten Zauberwald, der uns - nun am Ufer des Sees entlang - bis nach Cashel begleiten sollte.

Übernachtung auf der Sallochy Campsite

In diesem südöstlichen Teil des Sees findest du mehrere Campsites, wobei Cashel Campsite die letzte ist, die sich noch mit dem Auto erreichen lässt. Wenige Gehminuten später aber erreichst du schon die autofreie und damit herrlich ruhige Sallochy Campsite direkt am Seeufer. Gebucht werden kann sie über die Website von Forestry and Land Scotland.

West Highland Way Etappe 3: Von Cashel nach Inversnaid - die vielleicht härteste Etappe des Wegs

Länge: 19,1 km | Höhenmeter: 180 +, 170 - | Link zu komoot | Übernachtung: Inversnaid Bunkhouse*

Der dritte Tag sollte einer der schönsten, aber auch der mit Abstand härteste des West Highland Ways werden, auch wenn es die Tourdaten nicht vermuten lassen. Es wäre auch gelacht, wenn man sich den magischen Wald, die versteckten Badebuchten und die riesigen blühenden Bluebell-Wiesen nicht hart erarbeiten müsste. Fast 19 km lang führt der Weg an diesem Tag über Stock und Stein, im dauernden Auf und Ab über Treppen und Felsen, an einigen Stellen sogar so steil, dass ich die Hände gebraucht habe.

Zum Glück haben wir zwischendurch eine weitere Honesty Box einer Bäckerei entdeckt - voll mit belegten Brötchen, jeder Menge Flapjacks und zuckerhaltigen Getränken. Yummi! Genau das, was es an einem solchen Tag braucht.

Mein wichtigster Tipp lautet deshalb für Dich: Starte an diesem Tag möglichst früh, um wirklich genügend Zeit zu haben, um die Etappe trotzdem genießen zu können. Wir haben außerdem viele Leute im Laufe unseres Wegs getroffen, die versucht haben, von Balmaha/Cashel den gesamten Weg bis zur Beinglas Farm an einem Tag zuzurückzulegen und es nicht geschafft haben. Das kann insofern problematisch werden, da du dich an Loch Lomond die meiste Zeit durch eine Camping Management Zone bewegst, für die es ein Permit für die Übernachtung braucht und die beiden Unterkünfte in Inversnaid meist schon Monate im Voraus ausgebucht sind. Wenn Du also nicht wirklich fit bist, solltest du hier lieber keine längere Etappe planen als wir.

Übernachtung im Inversnaid Bunkhouse

Außerdem würdest du sonst auch das Inversnaid Bunkhouse verpassen - bis zum Schluss die coolste Unterkunft, in der ich während meiner 10-wöchigen Schottland Reise übernachtet habe. Die Räumlichkeiten - einfache Zimmer und ein Restaurant samt gemütlichem Gemeinschaftsbereich befinden sich in einer alten Kirche, davor eine kleine feine Wiese zum Zelten. Ganz nebenbei servieren die beiden "Jungs" hervorragendes Essen und kümmern sich auch sonst um alle Wünsche ihrer Gäste. Zum Beispiel holen sie West Highland Way WanderInnen mit dem Auto am Inversnaid Hotel ab, da ihr Bunkhouse knapp 2 Kilometer am Berg oberhalb des Wegs liegt.

West Highland Way Etappe 4: Von Inversnaid zur Beinglas Farm - Abschied von Loch Lomond

Länge: 11,7 km | Höhenmeter: 140+, 240- | Link zu komoot | Übernachtung: Beinglas Farm

Was war ich froh, dass wir diese Etappe so kurz geplant haben! Nach dem vorherigen Tag taten die Füße doch ein bisschen weh und es ging ebenso mühsam über Stock und Stein weiter wie zuvor. So blieb außerdem mehr Zeit für die ein oder andere längere Pause am See, bevor wir uns von Loch Lomond verabschieden mussten. Fast 35 Kilometer hatten uns seine Ufer begleitet, bevor wir nun die "echten" Highlands erreichen sollten.

Inzwischen hatten wir auch den Regen hinter uns gelassen und die Sonne schien fast schon heiß auf uns herab, als wir unmittelbar vor der Beinglas Farm den ersten Berg erklommen und einen Vorgeschmack von den weiten Hügellandschaften bekamen, die uns von nun an bis zum Ende des Wegs begleiten sollten. Ein letzter Blick von oben zurück zum See, ein paar große Schritte über die sonnenbeschienen Wiesen und schon waren wir an der Campsite - froh über ein kühles Getränk und zur Abwechslung ein bisschen mehr Zeit am Zelt.

Übernachtung auf der Beinglas Farm (ideal für Resupply)

Da ich nur Essen und Hundefutter für 5 Tage tragen kann, plane ich auf längeren Touren immer ein Resupply - und auch Finja war natürlich nicht böse, nicht ihr gesamtes Essen für 9 Tage schleppen zu müssen. In diesem Fall war die Beinglas Farm am Ende des vierten Tages der perfekte Ort, um die Vorräte aufzufüllen. Dafür hatte ich vorab ein Paket an die Farm geschickt und die MitarbeiterInnen haben es zuverlässig bis zu unserer Ankunft verwahrt. Solltest du diesem Beispiel folgen wollen, schick am besten vorab eine Mail und markiere dein Paket auffällig, damit auch alle Bescheid wissen, wenn dein Paket kommt.

West Highland Way Etappe 5: Von der Beinglas Farm nach Tyndrum - wo das Highland-Abenteuer so richtig beginnt

Länge: 18,7 km | Höhenmeter: 390 +, 180 - | Link zu komoot | Übernachtung: Tyndrum Holiday Park, alternativ Wildcamping

Endlich sind wir in den Highlands! Was habe ich mich auf diese Etappe gefreut, wenn wir endlich eintauchen würde in die grünen, endlos weiten Hügellandschaften, die ich mir so oft vor der Reise auf Fotos angesehen hatte! Und mehr bzw. weniger passierte auf dieser Etappe auch nicht: Hügel an Hügel breiteten sich vor uns aus, dazwischen der inzwischen so lieb gewonnene helle Schotterpfad und hier und dort ein Schaf. Erst im späteren Verlauf führte uns der West Highland Way durch einen herrlich schattigen Wald, wo wir einen wunderbaren Pausenplatz an einem Wasserlauf fanden.

Wenn man überhaupt etwas an dieser Etappe aussetzen kann, dann die beiden unangenehmen Straßenquerungen. Denn wer schon einmal in Schottland Auto gefahren ist, der weiß, dass es auf Landstraßen eigentlich kaum verbindliche Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt und die FahrerInnen dem Hinweis "SLOW" wenig Beachtung schenken. Entsprechend war es gar nicht so leicht, safe über die Straße zu kommen, doch irgendwann fanden auch wir eine Lücke, die groß genug war.

Auf den letzten zwei Kilometern nach Tyndrum änderte sich die Landschaft noch einmal und statt Wiesen breitete sich nun eine Heidelandschaft vor uns aus bis zu dem Punkt, als wir den Wald von Tyndrum erreichten. Und was für ein kleines Paradies Tyndrum doch bei Sonnenschein ist! Als wir ankamen stand die Sonne schon tief und warf ihr goldenes Licht auf die sandigen Wege zwischen den Kiefern und den Bach, der sich breit und glitzernd durch den Wald schlängelt.

Übernachtung in Tyndrum

Tyndrum selbst bietet mehrere Übernachtungsmöglichkeiten, unter anderem auch eine große Hügel- und Wiesenlandschaft an einem Flusslauf, bevor der West Highland Way im "Ortszentrum" die A82 quert - ein wundervoller Platz zum Wildcampen. Im Nachhinein hätte ich natürlich am liebsten dort übernachtet, allerdings hatte auch der Tyndrum Holiday Park, in dem wir einen Pitch reserviert hatten, eine wunderbare kleine Zeltwiese direkt am Bach und in angenehmen Abstand zu Vans und Motorhomes (letztes Bild in der Galerie).

West Highland Way Etappe 6: Von Tyndrum nach Inveroran - Wildcamping neben Berg, Fluss & Rehen

Länge: 15,2 km | Höhenmeter: 270 +, 300 - | Link zu komoot | Übernachtung: Wildcamping am Inveroran Hotel

Von nun an sollte die Landschaft nur noch schöner werden! Umso glücklicher waren wir im Nachhinein über die Entscheidung, dass wir die 6. und 7. Etappe so verhältnismäßig kurz geplant hatten - ich jedenfalls hätte nicht schneller gehen und auch nicht die Nacht in Inveroran verpassen wollen! So blieb außerdem genug Zeit, um an der Bridge of Orchy ein Nickerchen im Schatten zu machen und eine kalte Fanta auf der ausgesprochen hübschen Sonnenterrasse vor dem Inveroran Hotel zu trinken, bevor wir schließlich wenige Hundert Meter weiter unsere Zelte auf der offiziellen Wildcamping-Site am Fluss aufbauten.

Übernachtung auf der Wildcamping Site am Inveroran Hotel

Und auch hier war ich froh über jede einzelne Minute, denn endlich sollten wir den ersten richtigen Sonnenuntergang erleben, so warm, dass wir und ein paar andere sogar ein Flussbad nahmen. Und stell dir nur meine Freude vor, als sich genau dann, als der Himmel sind langsam rosa färbte eine Gruppe Rehe den Zelten näherte...

West Highland Way Etappe 7: Von Inveroran nach Glencoe - Willkommen im Paradies

Länge: 13,7 km | Höhenmeter: 290 +, 120 - | Link zu komoot | Übernachtung: Wildcamping an Kingshouse Hotel

Nachdem wir uns am vorherigen Tag schon (fast) ausschließlich durch weite Hügellandschaften bewegt hatten, sollte uns der heutige Tag nun endgültig in unser persönlich West Highland Way Paradies bringen. Schon nach den ersten drei Kilometern breitete sich die endlose Berglandschaft von Glencoe vor uns aus - bis zum Horizont nur Berge, Seen und Täler, keine einzige Straße, nur das endlos lange helle Band zu unseren Füßen, das uns inzwischen so vertraut war. Und tatsächlich passierte an diesem Tag nicht viel anderes, als dass sich ab und zu ein neuer Berggipfel in unser Blickfeld schob. Doch genau das ist es, wofür wir beide den langen Weg gekommen waren... Natürlich waren die ersten Etappen des West Highland Way schon unerwartet schön, doch kein Vergleich zu der atemberaubenden Weite, die einen und die Probleme, über die man vor ein paar Tagen vielleicht noch nachgedacht hat, ganz klein wirken lassen.

Übernachtung am Kingshouse Hotel

Selbst die Übernachtung könnte man sich an diesem Tag kaum schöner wünschen: Kingshouse lautete unser Ziel - ein modernes Hotel mit hölzerner Fassade nebst einem alten Pub, gelegen an einem Teich und einem kleinen Wäldchen mitten in der unbarmherzigen Wildnis des Tals. Allerdings übernachteten wir aber nicht im Hotel selbst, sondern auf der charmanten Wildcamping-Site direkt am Fluss. Großzügigerweise stellt das Hotel sogar Duschen und Trinkwasser zur Verfügung, ohne dafür eine Übernachtungsgebühr zu berechnen. Damit ist Kingshouse eine wunderbare Gelegenheit "wild" zu campen und doch in unmittelbarer Nähe bei einem Bier und einem Kartenspiel in einem warmen Pub den Tag ausklingen zu lassen.

West Highland Way Etappe 8: Von Glencoe nach Kinlochleven - Die schönste Etappe des West Highland Way

Länge: 17,4 km | Höhenmeter: 330 +, 670 - | Link zu komoot | Übernachtung: Wildcamping

Wenn ich nach der Wanderung gefragt wurde, welche die schönste Etappe des West Highland Way war, musste ich nicht lang überlegen: Keine Abschnitt hat mich so sehr aus der Fassung gebracht wie die Kilometer zwischen Glencoe und Kinlochleven - nicht nur, weil uns hier rund um Kingshouse Hotel mehrere Hirsche begegneten, sondern auch, weil ich hier zum ersten Mal selbst erfahren habe, wovon die Leute sprechen, wenn sie von der atemberaubenden, manchmal fast schon gespenstig wilden Weite der Highlands schwärmen. Bis zum Horizont breitete sich die schroffen Berge, das Tal nur von einer einzigen Straße durchzogen. Doch selbst verschwand bei Lagagarbh Cottage, als wir uns in Richtung Devils Staircase wandten schnell aus dem Blickfeld.

Stattdessen sollte uns oben der vielleicht spektakulärste Ausblick des West Highland Way erwarten: Ein Horizont voller Gipfel und zu unseren Füßen der schmale helle Pfad, der sich an der schroffen Bergflanke entlang ins schottische Nirgendwo wandte.

Übrigens empfand ich Devils Staircase als sehr viel weniger anstrengend, als es ihr Name vermuten lässt. Ich hatte sogar das Gefühl, dass wir an den Tagen zuvor deutlich kraftzehrendere Passagen gemeistert hatten. Wobei das natürlich auch an meiner Euphorie gelegen haben kann...

Übernachtung in Kinlochleven

Kurz vor Kinlochleven erwartete uns allerdings ein zäher Abstieg und eine noch zähere Ortsdurchquerung. Insofern waren wir dann doch ganz glücklich, als wir unseren Schlafplatz erreichten - in diesem Fall die Wildcamping Area am Ortsausgang, unmittelbar dort wo der West Highland Way die Straße wieder verlässt und wieder hinauf führt in die Berge. Und das war auch eine verdammt gute Wahl, denn der Campingplatz am Blackwater Hostel ist kaum mehr als ein schmaler Rasenstreifen, der sich mitten im Industriegebiet befindet und McDonald Hotel - die einzige Alternative - hat seine Campsite, die noch auf den Bildern zu sehen ist längst zugunsten von eng stehenden Microlodges abgeschafft. Trotzdem konnten wir am Hotel noch einmal unsere Wasservorräte auffüllen, um auch genug Wasser zum Kochen und für den nächsten Tag zu haben.

West Highland Way Etappe 9: Von Kinlochleven nach Fort William - Ein ernüchterndes Ende

Länge: 23,9 km | Höhenmeter: 530 +, 530 - | Link zu komoot

Die Storytellerin in mir würde dir jetzt liebend gern ein spektakuläres Happy End servieren, doch leider war die letzte Etappe das genaue Gegenteil. Zwar waren die ersten Kilometer durch die Hochebene mit den Berggipfeln links und rechts noch ziemlich schön, allerdings verfolgte uns an diesem Tag die Sonne heiß und umbarmherzig, sodass es uns ziemlich schnell in Richtung Wald trieb - nur, dass da leider kein Wald mehr war.

Natürlich hatte ich die Strecke im Detail vorher gecheckt (das mache ich immer, wenn ich mit Timber unterwegs bin) und hatte mich deshalb sehr auf den schönen, lichten Nadelwald gefreut, doch haben wahrscheinlich Borkenkäfer und Stürme dafür gesorgt, dass nichts mehr von ihm übrig war als eine riesige Wüste an Baumstümpfen - und das über endlose Kilometer. Das führt außerdem dazu, dass sich an den beiden einzigen Stellen, an denen es noch so etwas wie Schatten gab, die WanderInnen regelrecht stapelten. Natürlich ist das unter solchen Umständen gar kein Problem, dennoch war damit die Erwartung von einem letzten tollen Tag in der schottischen Wildnis endgültig enttäuscht.

Also entschieden wir, getrieben von der Hitze, die Etappe möglichst schnell durchzuziehen, wobei "schnell" relativ ist. Die Kilometer fühlten sich endlos an, vor allem weil ich in ständiger Angst war, dass wir keinen Wasserlauf mehr finden könnten, um Timber abzukühlen. Hätte ich gewusst, dass es den Wald nicht mehr gibt, hätte ich ihm diese Etappe bei diesen Temperaturen niemals zugemutet.

Ankommen in Fort William

Entsprechend war ich einfach nur noch froh, als wir endlich Fort William erreichten, nur dass leider die Freude übers Ankommen ausblieb, so besorgt war ich um meinen kleinen Bär, denn ihm ging es offenkundig gar nicht mehr gut. Bei anderem Wetter und ohne Timber hätte ich die Etappe vermutlich ganz anders empfunden und bestimmt wirst du sie ganz anders und vermutlich positiver erleben als ich.

Trotzdem fand die Tour noch ein gutes Ende, als wir im Black Isle Pub zusammen mit ein paar anderen WanderInnen bei Bier und Pizza saßen und noch einmal über die schönsten und anstrengendsten Momente unserer Wanderung sprachen. Und dann, als auch Timber endlich auf dem kühlen Boden zwischen meinen Beinen eingeschlafen war, stellte sich doch noch irgendwie das berauschende Glücksgefühl ein, gerade die 153 km lange Wanderung auf Schottlands berühmtesten Wanderweg geschafft zu haben...

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