Zugegeben, als ich mit meiner besten Freundin im Februar dick eingepackt in sämtliche Pullover und Schals zitternd auf der Fähre nach Trelleborg stand, war ich mir auf einmal gar nicht mehr so sicher, warum wir nicht einfach einen Flug nach Mexiko genommen haben (oder wenigstens nach Italien). Ein Kommilitone hatte kurz zuvor von Malmö, einer kleinen Stadt in Südschweden, geschwärmt und uns fiel nichts besseres ein, als gleich die nahenden Semesterferien zu nutzen, um seinen Schwärmereien auf den Grund zu gehen. Denn immerhin hatten wir uns, ein Auto und jede Menge Zeit.

An die Kälte gewöhnten wir uns zum Glück schnell. Wie die meisten haben aber auch wir trotz der Erzählungen unseres Kommilitonen (denen wir im Angesicht des dauergrauen Himmels keinen Glauben mehr schenkten) Malmö völlig unterschätzt. Wir hatten erwartet, in Malmö kaum mehr als zwei Tage zubringen zu müssen, um “alles” gesehen zu haben und wollten die Zeit viel lieber mit ausgedehnten Spaziergängen und Strandwanderungen zubringen. Stattdessen präsentierte sich Malmö aber als so coole, bunte, lebenswerte und lässige Stadt, dass selbst der graue Himmel nichts gegen ihr Leuchten ausrichten konnte.

Anreise nach Malmö

Malmö liegt im Süden von Schweden – nur wenige Kilometer hinter der Öresundbrücke, die Dänemark auf knapp 8 Kilometern mit dem schwedischen Festland verbindet. Weil wir absolute Entdeckungs-Freiheit haben wollten, haben wir uns dafür entschieden, mit dem Auto zu fahren. Allerdings haben wir uns für die Anreise mit der Fähre nach Trelleborg entschieden, um so den langen Umweg über Dänemark zu sparen. Die Fähren legen in den Orten Travemünde, Warnemünde und Sassnitz ab. Es gibt inzwischen jedoch auch eine Verbindung von Travemünde nach Malmö. Von Travemünde dauert die Überfahrt etwa 9 Stunden, von Sassnitz aus nur 4 Stunden. Die Preise für die Fähren lassen sich am besten über Directferries.de recherchieren und vergleichen. Du kannst aber auch direkt bei Scandlines, TT-Line, Finnlines oder Stena Line buchen.

Auf der Fähre in Richtung Trelleborg

Alternativ ist es natürlich auch möglich, wesentlich umweltfreundlicher nach Malmö zu reisen. Von Hamburg aus fährt man beispielsweise mit dem Zug über Fehmarn und Lolland nach Kopenhagen und von dort aus weiter direkt nach Malmö. So erreicht man mit nur einem Umstieg in sechs Stunden die kleine Stadt in Südschweden. Außerdem gibt es mit dem Snälltaget einen Nachtzug von Berlin nach Malmö (und weiter nach Stockholm), der einen in knapp 12 Stunden über Nacht ohne Umstiege nach Malmö bringt.

Übernachten

Airbnb Gutschein

Schweden ist nicht so teuer wie Island, Finnland oder Grönland, aber doch preisintensiver als Reisen in Mittel- und Südeuropa. Entsprechend haben wir nach einer günstigen Unterkunft gesucht und haben bei Airbnb ein schniekes kleines Privatzimmer bei Helene gefunden. Sie hat großzügige ihre gemütliche Küche mit uns geteilt und gern mit uns über Malmö geschnackt, sodass selbst unsere Übernachtung zu einem wunderbaren Erlebnis der Reise wurde.

Frühstücksvorbereitungen in Helenes Küche

Malmö umweltfreundlich erkunden

Malmö ist zwar nicht besonders groß, doch können sich die Fußwege ganz schön in die Länge ziehen – vor allem dann, wenn man die Altstadt verlassen und andere Stadtteile besichtigen möchte. Dann ist es am einfachsten, es den Schweden gleichzutun und an einer der unzähligen Bike-Sharing-Stationen ein Fahrrad zu leihen. Donkey Republic hat beispielsweise mehr als 30 Stationen in der ganzen Stadt. Per App leiht und entriegelt man am gewählten Ort ein Rad und fährt ab dann solang man eben möchte. Der Preis pro Stunde sinkt, je länger man mit dem Rad unterwegs ist. Eine Stunde kostet deshalb 40 SEK, ein ganzer Tag “nur” 70 SEK. Wenn man das Fahrrad nicht mehr braucht, schließt man es einfach an einer beliebigen, freien Station wieder an, beendet die Ausleihe per App und zahlt auch erst dann.

www.airbnb.de/c/magdal8

 


Tag 1: Entdeckungstour durch die Altstadt

Gamla Staden – die hübsche Altstadt von Malmö

Wie die meisten schwedischen Städte ist auch Malmö geprägt von roten Backsteinbauten, Fachwerkhäusern und breiten Pflasterstraßen. Im Norden, Süden und Osten ist die Altstadt begrenzt von Kanälen, im Westen durch die Slottsgatan, die Schlossstraße. Dazwischen liegen fünf große Plätze: Stortorget, Lilla Torget, Drottningtorget, Gustav Adolfs Torg und Södertull, die neue Sonnenterrasse im Süden.

Ganz besonders charmant ist der Lilla Torg, denn hier kann man in den vielen Cafés und Restaurants noch bis in den November hinein unter Heizstrahlern bei leckerem Essen oder einem Craftbier draußen sitzen. Zudem findet man an diesem Platz das Form/Design Center. Darin finden sich coole Läden – zum Beispiel für verdammt clevere und schicke Küchenutensilien – und Concept Stores, in denen Designer Ihre neuesten Werke präsentieren.

Streetart in der Altstadt von Malmö

Mehr als ein Drittel der Altstadt wird durch die Grünflachen des Slottsträdgården im Westen und durch die des Friedhofs und des Altonaparken im Süden eingenommen. Dazwischen bummelt man durch die breiten Straßen vorbei an Läden und Restaurants, der Statue von König Karl Gustav X, dem Rathaus und der imposanten Sankt Petri Kyrka.

 

Bücher schnuppern in der futuristischen Stadtbibliothek

Wer vielleicht schon einige meiner Beiträge kennt, der weiß um meine große Liebe zu Büchern. Kein Wunder also, dass ich auch hier, in Malmö, nicht umhin kam, einen kleinen Abstecher zur Stadtbibliothek zu machen, die so sehr für ihre Architektur gelobt wird.

Und tatsächlich eröffnete sich mit dem Betreten des Gebäudes eine futuristische Bibliothek, lichtdurchflutet durch die riesigen Glasfassaden, die sich über alle vier Etagen des Bauwerks ziehen. Auch wenn ich mich nicht an der schwedischen Literatur erfreuen konnte, war es trotzdem unglaublich spannend durch die Gänge zu ziehen und den Studenten beim Arbeiten zuzusehen. Durch die unmittelbare Nähe zum Stadtpark sitzt man hier zum Lernen fast im Grünen und genießt das natürliche Licht. Spätestens aber das bibliothekseigene Restaurant mit starkem Kaffee und fantastischem Kuchen ließ mich beim Gedanken an die Bibliothek zu Hause ganz schön neidisch werden.

Kungsparken mit Malmöhus Slott

Von der Stadtbibliothek ist es nur noch ein Katzensprung zurück zum Malmöhus Slott. Dieses Schloss ist das älteste erhaltene Renaissanceschloss Skandinaviens. Die ersten Teile der Anlage entstanden bereits im 15. Jahrhundert unter Erich von Pommern. Nachdem es zu damaliger Zeit als Befestigung der Stadt und Wohnsitz der Königlichen Familien diente, verlor es 1685, nachdem Skane schwedisch wurde, seine Bedeutung und wurde zum Gefängnis umfunktioniert. Nach Kriegsende 1945 diente das Schloss zwischenzeitlich sogar als Flüchtlingsheim, bevor es später restauriert und wieder zum Sitz des Museums wurde. Die Ausstellung “Willkommen in Schweden” erzählt heute die Geschichten von den Menschen, die damals mit den “White Buses” des Roten Kreuzes aus den Konzentrationslagern gerettet wurden und Zuflucht in Malmö fanden.

 

Tag 2: Kunst, Kultur & Streetfood

Bummeln im Süden der Altstadt

Noch viel spannender als die Altstadt selbst fand ich das angrenzende Stadtviertel Möllevangen – ein kleines Neukölln in Schweden, arm aber sexy. Hier finden sich zahlreiche moderne architektonische Kontraste, unzählige spannende Läden, Galerien und Cafés.

Station Triangeln, Foto: unsplash.com

Eine hübsche Straße, die mir besonders in Erinnerung geblieben ist, ist die Friisgatan, die wir von der St. Johannes Kyrka auf dem Weg zum Moderna Museet entlangspaziert sind. Hier gab es jede Menge cooles Zeug: Die Galerie Rum för Serier zum Beispiel und das Raw Food House, in dem man einen leckeren, veganen Snack zum Mittag bekommt, einen schnieken Blumenladen, in dem wir gleich ein paar Tulpen für unsere Gastgeberin gekauft haben, Tattooläden, einen Surfwearshop und Concept Store für Dildos, das Panora-Kino (das übrigens die neuesten Arthaus-Filme auf Englisch zeigt) und den supercoolen Kulturbolaget, in dem sogar schon Bob Dylan und Bryan Ferry Konzerte gaben. Es lohnt sich also durchaus ein Blick in den Eventkalender für die Abendgestaltung.

Nicht zu unterschätzen ist auch das unscheinbare Einkaufszentrum Mitt Möllan. Hat man erst einmal die fahle Fassade überwunden, findet man auch dort viele Galerien und fancy Läden, die Malmös Ruf der hippen schwedischen Stadt nur noch unterstreichen. Ganz besonders cool fand ich Typotopia und Malmö Pride.

Wenn man nach dem langen Spaziergang Hunger bekommt, lohnt sich außerdem ein Abstecher zum Möllevangtorget. Dort gibt es hervorragendes Essen aus aller Welt,  experimentelle Fusionsküchen und superleckeres Streetfood.

**Im Sommer muss man wohl auch unbedingt in den Folkets Park – eine Mischung aus Grünfläche, Minizoo und Vergnügungspark. Bei besserem Wetter ist hier laut Helene immer etwas los – Konzerte, Tanzwettbewerbe, Veranstaltungen im Moriska Paviljongen oder einfach nur kollektives Draußensein.

Moderna Museet

Im Moderna Museet, der Zweigstelle des legendären Stockholmer Moderna Museet gibt es jede Menge moderne Kunst und zeitgenössische Klassiker. Zur Sammlung gehören unter anderem Werke von Dalí, Oppenheimer und Munch, aber auch die wechselnden Ausstellungen sind – zumindest kann ich das anhand einer behaupten – sehr sehenswert.  

 

Tag 3: Frische Meeresluft schnuppern

Smörrebröd naschen in den Saluhallen

Das neue Konzerthaus

Den dritten Tag unseres gemütlichen Städtetrips begannen wir gleich nördlich der Altstadt in den Saluhallen im Bahnhof mit einem zweiten Frühstück. Auf dem Spaziergang dorthin kamen wir unter anderem am futuristischen Bau des neuen Konzerthauses und an der “Knotted Gun” vorbei. Die Bronzestatue von Carl Fredrik Reuterswärd ist inspiriert von der Trauer des Künstlers um den Tod von John Lennon und zeigt einen überdimensionalen Revolver mit Knoten im Lauf.

Die Saluhallen, die Markthalle und unserer eigentliches Ziel, liegt im Inneren des Bahnhofsgebäudes. Einige Reisende, deren Beiträge ich gelesen habe meinen, die Hallen wären durch die vielen Zugreisenden sehr überfüllt und deswegen kaum einen Besuch wert. Wir hatten jedoch Glück und es war wenig los, sodass wir genug Zeit hatten uns entspannt von Stand zu Stand zu schwärmen und verschiedene Varianten des typisch schwedischen Smörrebröd zu probieren. Zum Nachtisch gab es anschließend blaue und schwarze Salzlakritzbonbons einer kleinen Manufaktur.

Västra Hamnen – der innovative Stadtteil Malmös

Västra Hamnen (Westhafen) ist ein neuer und hochmoderner Stadtteil in Malmö und nur eine kurze Fahrradfahrt vom Bahnhof entfernt. Er befindet sich auf einem ehemaligen Werftgelände unmittelbar am Meer und ist nur knapp einen Kilometer von der Altstadt entfernt. Seit 2001 entsteht hier rund um den Turning Torso, dem neue Wahrzeichen Malmös, ein moderner Stadtteil, der nach seiner endgültigen Fertigstellung 12.000 Menschen ein Zuhause bieten soll.

Durch seine vollkommen autarke Energieversorgung durch Wind- und Sonnenenergie und Biogas versorgt sich der Stadtteil gänzlich klimaneutral und ist damit auch der erste seiner Art in Skandinavien. Neben der hohen Wohnqualität bietet der neue Westhafen aber auch vielerlei attraktive Freizeitmöglichkeiten. Der gesamte Stadtteil ist durchzogen von Grünflächen, Teichen und Wasserläufen, überall gibt es gemütliche Cafés und Restaurants. Entlang der sonnigen Strandpromenade findet man außerdem überall Badeplätze für eine Abkühlung im Öresund.

Strandspaziergang am Ribersborgsstranden

Spaziert man die Strandpromenade von Västra Hamnen entlang, erreicht man nach einer kleinen Weile auch Ribersborgsstranden, den gemütlich ruhigen Strand im Westen der Altstadt. Hier lässt es sich in Gesellschaft der Möwen wunderbar baden und die Füße in den Sand graben, die frische Luft genießen und Muscheln sammeln.

Baden im 2 Grad kalten Öresund: Das Kallbadhus Ribersborg

Im Winter, wenn Luft und Wasser eiskalt sind, lockt am Ribersborgstranden aber auch das pittoreske Kallbadhus. Kallbadhus ist die schwedische Bezeichnung für Kaltbadehäuser, also eine Art Freibad mit Sauna, das auf Stelzen im Meer steht und Zugang zum Wasser hat. Auch wir verbrachten einen wunderbaren Nachmittag in den heißen Saunen mit ihren Panoramafenstern zum Öresund und beobachteten schwitzend Möwen und Schiffe, bevor wir uns todesmutig im 2 Grad kalten Wasser abkühlten.

Den perfekten Abschluss des Erlebnisses bringen dann Kaffee und Zimtschnecke im malerischen Café des Kallbadhuses, während draußen die Wellen gegen die Holzpfähle schlagen.

Essen in Malmö

Weil wir möglichst kostengünstig unterwegs sein wollten, haben wir Helenes Küche genutzt, um so oft wie möglich selbst zu kochen. Natürlich wollten wir aber trotzdem wenigstens ein paar typisch schwedische Speisen und Lebensmittel probieren, sodass wir gleich zu Beginn eine kleine Entdeckungstour durch den Supermarkt gemacht haben. Dort fanden wir zum Beispiel…

  • verschiedene Sorten Kaviarcreme, die wir mit Knäckebrot gegessen haben
  • verschiedene Sorten “Sill” (eingelegter Hering), der sich wunderbar eignet, um ihn mit dunklem Roggenbrot, Ei und Dill als Smörrebröd zu essen
  • und verdammt gute Remoulade von der Frischetheke, die sich hervorragend zu (geräuchertem) Fisch macht

Mehrere Male besuchten wir außerdem die “Fiskehoddorna“, eine kleine Straße im Zentrum von Malmö, auf der regional ansässige Fischer ihren frischen Fang verkaufen. Und auch an Skanör Strand hielten wir gleich zwei Mal an der Fiskrögeri (Fischräucherei), um dort ein frisch geräuchertes Makrelenfilet zu kaufen. Wenn uns der Sinn gerade mal nicht nach Fisch stand, haben wir aber auch gern rund um den Möllevangtorget das leckere Streetfood probiert. Beim Quatschen mit anderen Reisenden und Recherchieren habe ich außerdem ein paar tolle Tipps gefunden, wo man in Malmö richtig gut essen und Kaffee trinken gehen kann:

  • Raw Food House (leckerer veganer Snack für Zwischendurch)
  • Espresso House (eigentlich mag ich keine Franchise-Unternehmen, aber hier gibt’s den besten Chai Latte, den ich je getrunken habe in supergemütlicher Atmosphäre!)
  • Barista (Fair Trade Coffee Shop – fairer gehandelter & produzierter Kaffee, Locations betrieben mit Ökostrom)
  • Smak (jeden Tag gibt es drei fische, superleckere Mittagsgerichte ab 12 Euro)
  • DubbelDubbel (die angeblich besten Dim Sum in Malmö in fancy Atmosphäre. Bezahlbar und super lecker!)

Mehr zum Roadtrip nach  Südschweden und Dänemark?

sharing is caring. teile diesen artikel mit deinen travel-buddies

KOMMENTARE MEHR ANZEIGEN -
FÜGE EINEN KOMMENTAR HINZU

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert