Eigentlich wollten wir ja die Stunden und Schrauben zählen, die wir benötigt haben, um unseren nackten VW T5 Transporter zu Emma, unserem Campervan, auszubauen. Irgendwann haben wir allerdings aufgehört zu zählen: Drei Monate haben wir unermüdlich jeden Tag nach der Arbeit und an den Wochenenden an unserer Hoppetosse auf vier Rädern geschraubt. Unzählige Male sind wir den immerselben Weg zum Baumarkt gefahren, weil ja doch wieder eine bestimmte Sorte Schrauben gefehlt hat (Learning Nr 1: Du wirst bei jedem Baumarkt-Einkauf etwas vergessen).
Solltest Du dir wie wir Sorgen machen, ob Du den Ausbau überhaupt kannst, dann schieb sie ganz schnell beiseite! Auch, wenn Michael & ich wirklich ein gutes Team sind – wir hatten zu Beginn keine Ahnung. Ich konnte kaum einen Schraubenzieher gerade halten und Michael musste mehrfach meine Haare retten, weil selbst die noch meinen Sägekünsten zum Opfer gefallen wären. Kurz: Wir sind beide keine Handwerker. Michael hat ein wenig grundlegendes Verständnis von Werkzeugen und Baumaterialien und ich wusste lediglich, wie unser Bus einmal aussehen soll. Aus seinen Recherchen und meiner Vorstellung entstand letztendlich dennoch Emma. Und ja, schon klar, Mama hat gesagt, Eigenlob stinkt: Emma ist wunderschön.
Zu Beginn haben wir festgelegt, dass unser Ausbau auf Holz-, Kork- und Textilelementen basieren soll und dass uns die Optik unseres Campervans wichtiger ist, als die Praktikabilität. Klar, solche Entscheidungen sind immer ganz subjektiv, doch wir wollten vor allem einen hübschen und gemütlichen Raum, in dem wir uns wohlfühlen – denn was braucht es schon außer einem Bett und genügend Stauraum für unsere Sachen!? Deshalb haben wir uns von vornherein gegen ein Campingklo entschieden und auch gegen all die cleveren Schrankkonstruktionen, die uns immer ein bisschen an Adventskalender erinnern und auch gegen Paneele und Linoleumfußböden, denn die sind in unseren Augen einzig und allein für Opis Gartenschuppen geeignet. Aber ganz egal, ob Du nun auf DDR-Charme, Hippiebus, Futurismus oder Vintage-Look stehst: Solang Du keine ausgetüftelten Zauberkonstruktionen erwartest, findest Du bei uns eine einfache Anleitung, wie Du deinen eigenen VW Transporter zum Campervan machst.
Die 6-teilige Serie beinhaltet die Arbeits- und Bauanleitungen für jeden einzelnen Schritt von der Isolierung bis zur Konstruktion der Möbel. Zusätzlich findest Du zu jedem einzelnen Arbeitsschritt eine Liste aller Werkzeuge und Materialien, die wir benötigt haben. Und natürlich verraten wir Dir auch, was wir im Nachhinein lieber anders gemacht hätten.
Da Michael viel besser Bescheid weiß, was wir da eigentlich gemacht haben, übergebe ich an dieser Stelle das Wort an ihn. Er wird Dich durch unseren Ausbau führen und beantwortet Dir gern in den Kommentaren oder auch per E-Mail deine Fragen.
1. Vorbereitung des VW T5: Ausbau alter Bauteile, Reinigung & Rostschutz
Um mit dem eigentlichen Ausbau zu beginnen, mussten erst einmal alle alten und störenden Teile raus. Wir machten also die Ladefläche unseres Transporters nackig, schrubbten den Dreck aus dem Innenraum und besserten die freigelegten Roststellen aus.
Schritt 1: Ausbau der Laderaumverkleidung
Zuerst demontierten wir die alte Laderaumverkleidung, um später die dahinter liegenden Hohlräume isolieren zu können und um Platz für unsere eigene Wandverkleidung aus Holz zu schaffen. Für die Demontage der alten Verkleidung benötigst Du lediglich einen Akkuschrauber und eine gefühlvolle Hand. Die Plastik-Clips, mit denen die Seitenteile am Metallrahmen befestigt sind, drehen sich sehr leicht ab. Wenn also Dein Schrauber in der ausgeleierten Inbusfassung fröhlich seine Runden dreht, hilft nur noch eins: Rohe Gewalt – Hebeln ist angesagt! Das ist allerdings schlecht, denn eine intakte Laderaumverkleidung bringt bei Ebay noch gut Geld und die Gefahr beim Heraushebeln der Plastikclips ist groß, dass diese bricht. Also, schön sachte, dann klappt´s auch mit dem Nebenverdienst.
Schritt 2: Ausbau der alten Bodenplatte
Wir haben uns dafür entschieden, die alte Bodenplatte gegen eine neue auszutauschen. Vor unserer Zeit stand Emma in treuen Diensten eines Klempners und wer will schon wissen, in welchen überfluteten Toiletten dieser Welt er mit seinen Schuhen herumlaufen musste. Die alte Platte sprach jedenfalls Bände.
Der Ausbau der 2-teiligen Bodenplatte ist eigentlich auch ganz einfach. Hierfür mussten wir lediglich die Schrauben und die Verzurrösen der Ladefläche lösen. Während die Ösen sich mit einem 13er-Maulschlüssel problemlos aufdrehen lassen, kann es schon mal vorkommen, dass der ein oder andere Kopf einer der zahlreichen Kreuzschrauben verschlissen ist. Auch in diesem Fall musst Du hebeln und in Kauf nehmen, dass die Löcher der Platte ausbrechen. Die noch im Blech befindliche Schraube kannst Du dann mit einer einfachen Klempnerzange herausdrehen.
Wichtig: Wirf die alte Bodenplatte noch nicht weg! Die brauchst Du später als Schablone für die neue.
Schritt 3: Ausbau der Trennwand zur Fahrerkabine
Da wir es luftig und frei mögen, musste die zweiteilige metallische Trennwand zwischen Fahrerkabine und Transportraum weichen. Für diesen Arbeitsschritt solltest Du Dir noch einen weiteren Helfer suchen, da vor allem das obere Teil ziemlich schwer und sperrig ist. Achte auch unbedingt darauf, dass Du gute Arbeitshandschuhe trägst – die Kanten sind messerscharf! (Arbeitsschutz geht alle an!) Nun können Du und dein Helfer die ersten, sichtbaren Achtkantschrauben mit einem Maulschlüssel (Größe 10) vom oberen Teil lösen. Die Trennwand ist zusätzlich noch oben im Deckenteil verschraubt. Um an die versteckten Inbus-Schrauben zu kommen nimmst Du einfach die aufgesteckte Kunststoffleiste ab. Ist der erste Teil der Trennwand draussen, kannst Du problemlos den unteren Teil demontieren. Auch diese beiden Teile bringen bei eBay noch etwas Benzingeld.
2. Die Reinigung deines VW Transporters
Nun, da wir unser zukünftiges, rollendes Zuhause bis auf´s Blechkleid ausgezogen haben, heißt es: Putzen! In so einem Handwerkerleben, wie es unser VW T5 lebte, bevor er zu unserem Hippiebus wurde, sammeln sich schon mal dicker Staub, Feuchtigkeit aber auch Pommes, Geld und Kippenstummel in den Ritzen der Ladefläche. Für den losen Dreck reicht ein Besen, die hartnäckigen Verkrustungen haben wir mit Backofenreiniger und Spülmittel gelöst. Du glaubst nicht, wie gut das Gefühl ist, wenn Du nach dem Schrubben und Putzen vor deinem Bus stehst und alles blitzt und blinkt – mal abgesehen, von den verrosteten Stellen….
3. Rostschutz
Nun nachdem Du deinen künftigen Wohnraum vom Dreck befreit hast, schlägt die Stunde der Wahrheit. Es kann gut sein, dass sich im Laufe der Zeit an der ein oder anderen Stelle Rost gebildet hat, der nun zum Vorschein kommt. Für den Fall, dass Du jetzt freie Sicht auf deinen Garagenboden hast, haben wir allerdings leider keinen schlauen Tipp.
Bei unserem VW T5 war es jedenfalls so, dass ein feines Schleifpapier ausgereicht hat, um besagte Roststellen zu entfernen. Um sicherzugehen, dass sich hier auch kein Rost mehr bildet, haben wir anschließend die geschliffenen Stellen und rostgefährdete Stellen wie die Schweißnähte an den Radkästen mit Rostschutz eingepinselt.
4. Die Isolierung für unseren Campervan
Natürlich soll es in einem Camper an warmen Tagen möglichst kühl und an kalten Tagen möglichst warm sein – deshalb braucht es eine gute Isolierung. Bei dieser Thematik gehen die Meinungen so weit auseinander, dass einem fast schwindlig wird bei der Vielzahl von Beiträgen, den Pros und Kontras zu den verschiedenen Materialien und den Gedanken die man sich eben so macht, wenn es zum Beispiel um das Thema Feuchtigkeit und Schimmel geht. Aber eines steht fest: Eine gute Isolierung bringt nicht nur Vorteile für das Klima im Van, sondern sie dämmen auch die Fahrgeräusche, sodass man sich auf der Autobahn nicht immerzu anschreien muss.
Wegen der vielen unterschiedlichen Meinungen, erläutern wir Dir unsere Argumente, warum wir uns schließlich für Alubutyl, Armaflex und Dämmwolle entschieden und welche Alternativen wir in Betracht gezogen haben.
Schritt 1: Reinigung
Bevor wir mit der Isolation begonnen haben, mussten wir trotz unserer Großputzaktion die zu isolierenden Oberflächen noch einmal gründlich mit einem nassen Lappen und Spülmittel reinigen. Das ist deshalb so wichtig, da Alubutyl und Armaflex aufgeklebt werden und beide Materialien natürlich optimal haften müssen.
Schritt 2: Fahrgeräusche eindämmen mit Alubutyl
Alubutyl hat weniger temperaturdämmende, dafür aber sehr gute schalldämmende Eigenschaften. Alubutyl wird an großflächige Blechteile geklebt, um der Karosserie mehr Steifigkeit zu verleihen. Dadurch vibriert das Blech während der Fahrt nicht mehr so stark und die Innenraumgeräusche werden stark minimiert. Ein Vorher-Nachher-Test unsererseits, brachte wirklich ein erstaunliches Ergebnis. Während wir uns zuvor auf der Autobahn noch anschreien mussten, um uns zu verstehen, konnten wir uns hinterher ziemlich normal unterhalten.
Der Einbau ist aufgrund der selbstklebenden Flächen sehr leicht. Bitte denk nur auch hier unbedingt an gute Arbeitshandschuhe, denn die Alukanten ähneln wirklich Rasierklingen. Mit einem Zollstock und einem scharfen Cutter-Messer schneidest Du ganz einfach die Teile in die gewünschte Größe und klebst die zugeschnittenen Stücke auf dem gewünschten Blechteil auf. Tipp: Du musst nicht zwingend die ganze Fläche des zu dämmenden Bereichs bekleben. Somit sparst Du Dir etwas Material und Geld.
Schritt 3: Isolierung mit Armaflex und Glaswolle
Am liebsten hätten wir für die Isolierung unseres VW T5 gänzlich natürliche Materialien verwendet – so wie beispielsweise Hanf. Unsere Recherchen zu den verschiedenen Isloierungsmitteln hat uns allerdings immer wieder vor das Problem gestellt, dass die Materialien entweder sehr schimmelanfällig sind, sich schwierig verbauen lassen (vor allem an der Decke) und teilweise sogar sehr leicht entflammbar sind. Deshalb haben wir uns schweren Herzens gegen Naturmaterialien und schließlich doch für das häufig genutzte Armaflex entschieden.
Der selbstklebende Isolierschaum hat nämlich
- sehr gute isolierende Eigenschaften,
- ist durch seine Klebefläche sehr leicht anzubringen und auch leicht zuzuschneiden,
- neigt aufgrund seiner Eigenschaften nicht zur Schimmelbildung
- und ist nicht entflammbar.
Armaflex ist in unterschiedlichen Stärken erhältlich. Wir haben uns letztlich für 19mm entschieden. Zuschnitt und Einbau funktionierten genau so einfach wie beim Alubutyl. Einmal mit dem Cuttermesser zugeschnitten, ließen sich die einzelnen Teile easy auf den Seitenwänden und der Decke einkleben, ohne dass wir einen zusätzlichen Kleber gebraucht hätten. Man kann natürlich auch den Boden dämmen, jedoch haben wir davon abgesehen, da wir die neue Bodenplatte samt Trittschalldämmung als genug isolierend empfanden.
Da wir mit dem Armaflex trotzdem nicht alle Ecken und Ritzen in den Seitenwänden erreichen konnten und einige zu dämmende Stellen weitaus tiefer lagen als 19mm, haben wir zum Schluss diese Stellen mit Glaswolle ausgestopft. Allerdings sind wir dabei sehr sparsam vorgegangen, damit wir die Glaswolle, sollte sie doch irgendwann schimmeln, leicht austauschen können, ohne gleich sämtliches Interieur ausbauen zu müssen.
Nachdem Emma nun endlich sauber und gut isoliert war, begann der Teil des Ausbaus, der uns am allermeisten Spaß gemacht hat: Der Einbau einer neuen Bodenplatte, die Verkleidung der Wände und Decke, der Bau unseres Möbels und natürlich die Dekoration unseres Hippie-Busses 🙂 Verrate uns gern in den Kommentaren, welche Materialien Du für die Isolierung verwendet hast und stell uns auch gern deine Fragen! #sharingissexy
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Wozu eigentlich?
Es gibt seit 2,5 Jahren nur Ausbau Teil #1 der “6-teiligen Serie” und auf Comments wird sowieso nicht reagiert.
Manche Beiträge mögen ja interessant sein.
Aber viel ankündigen und dann nicht liefern.
Das mache ich extra, damit Mecker-Menschen der Stoff nicht ausgeht. Viele Grüße, Magda