Es war ja schon ein bisschen wie im Bilderbuch, mein Trail-Ride durch das Backcountry von White Salmon. Ich ritt durch dichte Wälder und Bäche, galoppierte durch die High Prairie und genoss den atemberaubenden Ausblick auf die bunten Nadelwälder und die Berglandschaft des Mount Hood.

Und wenn Dir die Vorstellung gefällt, findest Du zusätzlich einen kleinen Guide mit allen Infos, die Du für deinen ersten Trail-Ride brauchst.

Als unser Auto durch über die trockene Straße rumpelt, hüllen uns Staubwolken ein. Es ist so früh, dass gerade die ersten Sonnenstrahlen durch die umstehenden Bäume fallen und die Landschaft in ein warmes Orange tauchen. In den langen Schatten der Kiefern ist es noch eiskalt.
Aus den Staubschwaden tauchen langsam die Umrisse der Ranch am Fuße des Berges auf. Hellblau schimmern die Metalldächer der Ställe, eine Herde Quarter Horses döst im Schatten. Da wir viel zu früh dran sind, steige ich aus und mache ein paar Fotos von der Szenerie. Wie ich später herausfinde, mache ich am Zaun gerade Bekanntschaft mit Jack Jack, meinem Trail-Horse.

Nachdem wir das Auto auf dem großen Areal geparkt haben, frühstücken wir und beobachten die Pferde. Kurze Zeit später erscheint Cindy, die Frau des Ranchers. Gemeinsam warten wir auf ein Pärchen, das sich auch für den Trail-Ride angemeldet hat. Als die beiden eingetroffen sind, erzählt sie liebevoll über die Eigenschaften unserer Trail-Horses. Da wir alle unterschiedliche Erfahrungen haben (Michael ist beispielsweise noch nie geritten und ich viele Jahre im englischen Reitstil), erklärt Cindy mit aller Geduld die grundlegenden Eigenschaften von Pferden und wie wir – als Reiter – respektvoll und bestimmt mit ihnen umgehen.

In der Zwischenzeit hatte Mike, der Rancher & unser Guide, im Paddock unsere Pferde gesattelt. Kurze Zeit später saßen alle auf unseren Trail-Horses, ich auf meinem Kumpel Jack Jack. Zwei Jahre hatte ich keine Gelegenheit reiten zu gehen – umso größer war das Glücksgefühl endlich wieder im Sattel zu sitzen.

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Ab diesem Moment begannen die drei unvergesslichsten Stunden meiner USA-Reise. Wie im Bilderbuch führte uns der Trail über schmale Pfade durch den Wald, durch Bäche und immer steiler über Wurzeln den Berg hinauf. Die bemoosten, dichtgewächsenen Bäume wichen der High Prairie, einer hochgelegenen, staubigen Steppe. Inzwischen brannte die Sonne heiß und wärmte meine durchgefrorenen Hände. Mike trabte mit Michael voraus, Emma und ich hielten unsere Pferde eine Weile zurück und galoppierten den Pfad in langen Kurven hinauf. Immer wieder wiederholten wir das, sehr zur Freude von Jack Jack, der es sichtlich genoss zu zeigen, wie schnell er doch sein kann.



Eine halbe Stunde später und bedeckt von Dreck und Staub, der an meiner schwitzigen Haut klebte, kamen wir wieder zusammen, um gemeinsam die letzten Meter des Berges zu erklimmen. Zwischen roten, gelben und dunkelgrünen Nadelbäumen ritten wir einen schmalen Pfad entlang, bis sich an seinem Ende der atemberaubende Blick auf den Mount Hood und die umliegenden Berge auftat. Gemeinsam hielten wir ein paar Minuten inne und genossen die Aussicht, bevor wir zurück ins Tal zur Ranch ritten.


Für erfahrene Reiter mag ein solches Erlebnis – mal ganz von der wundervollen Landschaft abgesehen – kaum eine neue Erfahrung sein. Ich selbst habe diese Tour nur gebucht, weil ich während meiner Kindheit & Jugend viele Jahre Reiterfahrung gesammelt habe und mich entsprechend sicher fühle.

Michael, der bei unserem Trail-Ride zum ersten Mal auf einem Pferd saß, brachte mich jedoch erst auf die Idee einen kleinen Trail-Riding-Guide für unerfahrene Reiter zu schreiben. Der Guide soll deine wichtigsten Fragen zum Thema Reiten & Pferde beantworten, wenn Du dir noch gar nicht sicher bist, ob Du dich überhaupt auf einen Trail-Ride traust und was dich erwartet. Und wenn Dich dann die Abenteuerlust gepackt hat, habe ich ein paar Kriterien gesammelt, an denen Du einen geeigneten Anbieter erkennst.


Trail-Riding-Guide

Ich habe noch nie Reitstunden genommen. Kann ich dann überhaupt so eine Tour machen?

Grundlegend, ja – mit dem richtigen Anbieter. Es gibt viele Höfe & Ranches im In- und Ausland, die Trail-Rides (dt. Wanderreiten) auch für Anfänger anbieten. Dafür werden die Pferde völlig anders geschult, als es für den klassischen Reitunterricht und Reitsport üblich ist.

Selbst Schulpferde (wir sprechen noch nicht von den hochsensiblen Sportpferden) reagieren auf die kleinsten Signale (Fachbegriff: Hilfen) und es kostet Jahre, wirklich reiten zu lernen. Trail-Horses sind darauf trainiert nur auf sehr grobe Kommandos zu reagieren. Während das Hinterlegen eines Beins auf einem Sportpferd schon zum Angaloppieren führen kann, wird ein Anfänger-Trail-Pferd nicht mal mit der Wimper zucken. Entsprechend sind Trail-Riding-Touren (sofern für Anfänger ausgeschrieben) nur ein sehr grober Ableger des Reitsports. Im Vordergrund stehen Erlebnis und Landschaft – sportliche Leistungen und reiterliche Finesse spielen im Grunde keine Rolle.

Also ja, Du kannst auch ohne Erfahrung einen Trail-Ride machen. In vielen Reiseländern ist es sogar weit verbreitet und Du findest jede Menge Ranches, die Touren auch für unerfahrene Reiter anbieten.

Woran erkenne ich einen geeigneten Anbieter?

Einen guten Trail-Riding-Anbieter erkennst Du in erster Linie an einer sauberen, gepflegten Anlage. Die Pferde haben eine großzügige Koppel oder Weide, auf der sie als Herde gemeinsam stehen.
Außerdem solltest Du vorher die Website checken. Seriöse Anbieter schreiben nicht nur, wie geil so ein Trail-Ride ist, sondern auch, welche Risiken es gibt. Sie schreiben eine Gewichts- und Altersbeschränkung aus, verleihen Helme und empfehlen Dir festes Schuhwerk.

Einmal angekommen, sollte sich jemand Zeit nehmen, dir die Eigenheiten deines Pferdes zu erklären, deine Fragen zu beantworten und Dir ein paar Basics über das Verhalten und den Umgang mit Pferden erzählen. Außerdem lassen Dich seriöse Anbieter eine Notfallnummer und deine Krankenversicherungsdaten aufschreiben, um im Notfall schnell reagieren zu können.

Ich würde mich trotz meiner jahrelangen Reiterfahrung niemals für mehrere Stunden auf ein Pferd setzen, wenn ich nicht vorher ein paar Worte mit dem Guide oder einem Verantwortlichen wechseln konnte. Hör auf dein Bauchgefühl! Wenn Du dich unwohl fühlst, dann geh einfach wieder – so unangenehm das in diesem Moment auch sein mag. Ein Pferd spürt deine Angst und deine Anspannung und meist ist das Bauchgefühl doch der verlässlichste Ratgeber.

Wie “lenke” und “steuere” ich das Pferd?

Da Trail-Pferde nicht auf feine Signale reagieren (sollten) und das jede Ranch ein bisschen anders handhabt, kann ich dafür keine klare Antwort geben. Meist werden die Zügel – wie es beim Westernreiten üblich ist – lang gelassen, die Pferde laufen von allein vorwärts. Alles andere erklärt Dir dein Guide. Aber keine Sorge, schwer ist das nicht.

Meist bedeutet ein nach links gelegter Zügel, dass das Pferd nach links läuft und andersrum. Ein aufgenommener Zügel verlangsamt dein Pferd oder lässt es stehen bleiben – aber hey, alles easy, meist sind die Pferde sowieso daran gewöhnt hintereinander her zu laufen – es sind ja schließlich Herdentiere.

Ich möchte genau zu dieser Ranch … Wie komme ich dorthin?

Diese Tour habe ich bei den Northwestern Lake Riding Stables gebucht. Die Ranch liegt bei White Salmon, etwa eine Stunde von Portland entfernt. Cindy & Mike waren wirklich großartige Guides und ich kann Dir die Ranch wärmstes empfehlen.

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