Wenn Du vielleicht schon einige meiner Beiträge kennst, wird Dir sicher nicht entgangen sein, dass ich eine große Vorliebe für Wasser habe. Bergseen, Flüsse, heiße Quellen, alte Badeanstalten… selbstredend, dass der Ausflug zu den Bagni di San Filippo ganz oben auf der Liste meiner Toskana-Rundreise stand. Und tatsächlich ist mir dieses Erlebnis – unter heißen Wasserfällen zu sitzen, im milchig blauen Wasser zu liegen und die einzigartigen Kalkstrukturen zu inspizieren – als absolutes Highlight meiner Reise in Erinnerung geblieben. In diesem Beitrag nun all die Infos, die ich mir vorab für den Ausflug zu den Bagni di San Filippo gewünscht hätte.

Die älteste natürliche Heilquelle der Welt

Inmitten der Postkartenlandschaft des Val d’Orcia, etwa 50 km südlich von Siena, befindet sich am Fuße des “heiligen Bergs der Toskana”, dem Monte Amiata, das verschlafene Örtchen Bagni San Filippo. Hier, fernab des Massentourismus, liegt versteckt im Wald die älteste natürliche von Menschen genutzte Heilquelle der Welt. Es gibt Hinweise darauf, dass bereits im Altertum die Römer und Etrusker in ihr badeten, später in der Renaissance sogar Lorenzo de’Medici, ein damals berühmter florentiner Politiker aus dem Geschlecht der Medici. 

Hinkommen: Anfahrt und Fußweg zu den Bagni San Filippo

Tatsächlich ist der Ort San Filippo so winzig, dass nur eine einzige Einbahnstraße hindurch führt. An ihrer Seite stehen hinter dem Ortseingang zahlreiche Parkplätze zur Verfügung. Wichtig: Die Münzen für den Parkscheinautomat nicht vergessen. Danach heißt es “immer der Nase nach”. Die schweflige Luft leitet zunächst auf einem Spazierweg den Weg rechterhand in ein schmales, bewaldetes Tal hinein, wo man auch schon das erste Wasserbecken entdeckt. Ab dieser Stelle führt ein wurzeliger Waldweg immer entlang des plätschernden Bachs, der sich terrassenartig zu immer neuen natürlichen “Badewannen” aufstaut. Die meisten Becken liegen jedoch rings um den “Balena Bianca”, den “Weißen Wal” – einen riesigen leuchtend weißen Kalksinterabhang. Vom Eingang ins Tal ab der Hauptstraße bis dorthin sind es gerade einmal 400 Meter.

Baden im heilenden Wasser

Die Landschaft, die sich hier zwischen den Bäumen versteckt ist absolut einzigartig: Rote Waldböden grenzen an milchig-weiße oder hellblau schimmernde Wasserbecken, im Hintergrund der riesige strahlend weiße Kalksinterabhang mit seinen vielen Wasserfällen. Dabei gilt: Je weiter oben Du badest, desto heißer ist das Wasser. Was sofort auffällt, ist die andächtige Ruhe an diesem magischen Ort. Die BesucherInnen respektieren einander und jeder sucht sich entlang des Bachs seine eigene Badewanne oder den privaten Wasserfall.

Da das Wasser mit 25°C bis 52°C herrlich warm ist, ist es auch in der kalten Jahreszeit möglich, in der Quelle zu baden und – wenn Du mich fragst – sogar noch viel schöner als im Sommer. Denn dann, wenn es morgens kalt ist, liegt durch die Wärme des Wassers ein Nebelschleier über dem Tal, der die ganze Szenerie noch magischer und mystischer erscheinen lässt. Neben dem spektakulären Naturerlebnis, ist aber auch das Wasser selbst besonders: Es enthält viele wertvolle Mineralien wie Schwefel, Sulfat, Kalzium(-carbonat) und Magnesium, die sich allesamt heilsam auf unsere Gelenke, Knochen, Haut und Atemwege auswirken. Durch sie entsteht auch die milchige Farbe des Wassers. Wenn Du deine Füße hinein setzt, wirst Du unter ihnen den feinen Mineralschlick spüren, den man normalerweise für viel Geld in Form von Körperpackungen, Masken und Peelings kaufen kann. Tu dir also keinen Zwang an und reib Dich ruhig mit dem Schlamm ein – so günstig wirst Du nie wieder eine Heilschlammbehandlung bekommen. 

Bitte beachte: Da es sich um eine natürliche und kostenlos zugängliche Quelle handelt, gibt es keine Umkleidekabinen oder sonstige Sanitäranlagen.  

Die Dusche danach: Runter mit dem Heilschlamm

So heilsam der Mineralschlick auch sein mag, sind seine Rückstände auf der Haut, wenn sie erst einmal getrocknet ist, äußerst unangenehm. Ich weiß noch zu gut, wie schrecklich unsere eineinhalb stündige Rückfahrt war, weil einfach jeder Zentimeter meiner Haut gejuckt hat. Außerdem bleibt ein feiner Schwefelgeruch am Körper haften – nicht unbedingt das, was man riechen möchte, wenn man anschließend noch essen gehen möchte. Wenn der Ausflug kostenlos bleiben soll und Du nicht zimperlich bist, kannst Du natürlich einfach eine große Flasche Wasser mitbringen und Dich abspülen. Keine Sorge, wenn das gröbste weg ist, hält man es problemlos noch mehrere Stunden ohne Dusche aus. Ich habe das inzwischen getestet. 

Alternativ gibt es im Ort am einzigen Hotel Terme auch ein einfaches Thermalbad (mit dem Erlebnis an der natürlichen Quelle nicht zu vergleichen). Dieses wird ebenfalls durch die heiße Quelle gespeist und bietet von Mai bis Oktober neben dem Badeerlebnis auch Umkleiden und Sanitäranlagen samt Duschen. Der Eintritt kostet aktuell (Stand 12/2022) 10 Euro.

Ich packe meine Badetasche für die Bagni San Filippo und nehme mit…

  1. Badeschuhe
    Da die glatten Kalkablagerungen mitunter sehr rutschig und scharfkantig sein können, kann es Sinn machen, Badeschuhe* einzupacken. Im Zweifelsfall, wenn Du vorsichtig bist, geht es aber auch ohne.
  2. Wasser zum Duschen
    Nach der unangenehmen Rückfahrt bei meinem ersten Besuch empfehle ich Dir wärmstens eine große Flasche Wasser zum Abspülen des Mineralschlicks einzupacken. Im Winter kann man in einer Thermosflasche auch warmes Wasser mitnehmen
  3. Mülltüte
    Da es sich wie oben beschrieben um eine natürliche Quelle handelt, gibt es auch keine Mülleimer. Achte also bitte darauf, dass Du nichts zurücklässt, auch wenn die ItalienerInnen es mit dem Müll selbst nicht so genau nehmen. 
  4. Prosecco
    Bei meinem ersten Besuch war ich schon neidisch, als ich all die Couples gesehen habe, wie sie mit ihren Prosecco-Gläsern im Wasser lagen – scheinbar das italienische i-Tüpfelchen auf dem Erlebnis. Wobei der Prosecco hier selbstverständlich synonym für alles steht, was Du eben gern trinkst.

Hungrig? Stärkung nach dem Bad

Da Baden bekanntlich hungrig macht, ist es umso schöner, dass es im Ort sogar zwei kleine authentische Osterien gibt. Sowohl im TIR.NA.NOG als auch im Lo Spugnone gibt es köstliche Antipasti, Paninis und Pasta und Pizza. Allerdings ist es auch nicht weit bis nach Bagno Vignoni und dem herrlich gelegenen Bistrot Languorino – mein persönlicher Geheimtipp für die Gegend. Noch mehr Tipps für die Toskana findest Du im separaten Artikel zu meiner Rundreise.

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  1. Das ist ja traumhaft Magda! Der Sozialneid ist jedenfalls volle Kanne da. Tastendrücken statt Schwefel schnüffeln…Katastrophe ^^ Ich hoffe das Reisen wird bald wieder normal möglich sein, ohne dass hier alle blaubraun austicken. Weiter so, bleibt gesund!

    gruß aus Cowsnapple
    Markus

    1. Hi Markus, vielen Dank für die netten Worte. “Cowsnapple” hab ich jedenfalls sofort verstanden 😉 Wird Zeit, dass wir das und “C-Town” mal wieder für eine tolle Reise verlassen können! Alles gute für Dich!

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