Der Winter in Island ist atemberaubend schön! Doch neben all den zauberhaften Eislandschaften, Polarlichtern und spektakulären Schneewüsten bringt er eben auch vereiste Straßen, eisige Winde und jede Menge Dunkelheit mit sich: Tücken über die man genau Bescheid wissen muss, wenn man sich auf eigene Faust mit dem Mietwagen in die isländische Winterlandschaft begibt. Doch keine Sorge: Dieser Artikel soll Dir keine Angst machen, sondern Dich mit allen wichtigen Infos versorgen, die Du brauchst, um dich jederzeit sicher auf den isländischen Straßen zu bewegen.

Deshalb findest Du in diesem Artikel wichtige Tipps zum Mietwagen, Links und Erklärungen zu allen wichtigen Wetter- und Straßenkarten und eine kleine Packliste mit Sachen, die Du speziell im Winter in Island gut gebrauchen kannst. Unserer Reiseroute von Reykjavik über den Golden Circle bis zum Jökulsarlon habe ich einen extra Artikel gewidmet. Darin stelle ich auch alle Sehenswürdigkeiten vor, die Du entlang der Route findest und die sich auch im Winter gut erreichen lassen.

Meine 9 wichtigsten Tipps für eine Reise nach Island im Winter

1. Planung ist alles
Eine Reise nach Island im Winter braucht gute Planung, denn täglich ist es gerade einmal 5 Stunden hell, von Autofahrten im Dunkeln solltest Du außerhalb des Großraums Reykjavik lieber absehen. Deshalb solltest Du deine Strecken gut planen! Bedenke dabei: Wenn Du bspw. im Herbst planst und bei Google die Fahrzeiten checkst, sind diese deutlich kürzer als im Winter, wenn Du langsamer fahren musst. In meinem Artikel zu unserer Reiseroute findest Du eine fertige Winter-Routenplanung zur Orientierung oder gleich zum Nachmachen.

2. Die richtige Ausrüstung
Sobald Du das wärmende Auto verlässt, bist Du dem unbarmherzigen isländischen Winterwetter ausgesetzt - mit der richtigen Ausrüstung jedoch kein Problem. Neben schützender, warmer Kleidung ist das Wichtigste ein Paar Grödel, da Du dich zwischen den Parkplätzen und Natursehenswürdigkeiten mit hoher Wahrscheinlichkeit immer wieder über größere Eisflächen bewegen wirst. Selbst die Locals tragen im Winter Grödel!

3. Reisepläne hinterlegen
Der Isländische Verband für Sicherheit und Rettung bietet auf safetravel.is den weltweit einzigartigen Service, individuelle Reisepläne zu hinterlegen. Ich empfehle Dir zumindest an rauen Wintertagen dringend, diesen Service zu nutzen. Mehr dazu unter dem Punkt Websites.

4. Spiele & Unterhaltung einpacken
Bei täglich 5 Stunden Tageslicht bleibt viel Zeit in der Unterkunft. Pack deshalb ausreichend Lektüre, Spiele oder andere Sachen ein, mit denen Du dir gern die Zeit vertreibst.

5. Allrad
Spar im Winter auf keinen Fall am Auto! Ein Allrad gehört quasi zur "Pflichtausstattung".

6. Spaß am Autofahren
Um eine Mietwagenreise im Winter auf Island wirklich genießen zu können, solltest Du gern Autofahren, bzw. Dich zumindest wohl hinter dem Lenkrad fühlen.

7. Warnungen beachten
Im isländischen Winter gehört der Blick auf safetravel.is zur Morgenroutine wie das Zähneputzen. Sollte es irgendwelche Warnungen geben, erfährst Du sie dort zuerst. Sollte es tatsächliche dazu kommen, ist es wichtig, ihnen penibel Folge zu leisten. Die offiziellen isländischen Institutionen sprechen keine Warnung aus, wenn es nicht wirklich dringend nötig ist.

8. Immer die Wetter- und Straßenkarte im Blick behalten
Jedes Mal, bevor Du ins Auto steigst, check vedur.is und road.is für die Straßenverhältnisse. Mehr dazu weiter unten.

9. Touren buchen
Als ich 2015 Wanderfolk gegründet habe, war es unter "den coolen Backpackern" verpönt, geführte Touren zu buchen. Wer dazu gehören wollte, musste maximal individuell unterwegs sein. Heute möchte ich mich dafür ohrfeigen, denn dieser Umstand hat dazu geführt, dass ich nicht mal geschaut habe, was es für Angebote gibt. Und in Island gibt es unzählige großartige Touren, die dich an Orte bringen, die du auf eigene Faust wahrscheinlich niemals finden oder erkunden könntest. Check deshalb unbedingt bei Tourenanbietern wie Arctic Adventures die Winter-Angebote! Der Winter ist zum Beispiel die beste Zeit, um die funkelnd blauen Gletscherhöhlen zu besuchen oder auf Polarlicht-Jagd zu gehen.

Auf eigene Faust durch den isländischen Winter

Autofahren ist im Winter auf Island definitiv möglich und üblich. Wichtig dabei ist nur, immer genügend Zeit einzuplanen, um langsam fahren zu können, die Straßen- und Wetterkarte im Blick zu behalten und Dich darauf einzustellen, dass Du gegebenenfalls deine Reisepläne anpassen musst. Auch wir mussten einen kleinen Teil unserer Reise canceln, weil das Wetter und die damit einhergehenden Straßenverhältnisse eine Weiterfahrt unmöglich gemacht hätten. Auch die Locals, je weiter sie von Reykjavik entfernt leben, sind daran gewöhnt, dass sie sich im Winter an manchen Tagen nicht frei bewegen können.

Da wir schon vor unserer Reise Bescheid wussten, dass das passieren kann, waren wirklich glücklicherweise nur wenig enttäuscht und haben uns stattdessen auf das fokussiert, was wir bis dahin alles sehen und erleben konnten. Auch wichtig: Nicht jeder Tag im isländischen Winter ist rau, windig und schneereich! Auch in Island gibt es zahlreiche Wintertage mit Kaiserwetter, an denen die Straßen frei sind. Nachdem ich für die Recherche der Artikel noch häufiger die Straßenkarten gecheckt habe, habe ich sogar das Gefühl, dass wir ein paar besonders raue Tage erwischt haben.

Der richtige Mietwagen für Island im Winter

Während Du im Sommer auf der Ringstraße auf einen Allradantrieb verzichten kannst, brauchst Du ihn im Winter unbedingt. Uns hat der Allradantrieb an einigen Stellen - salopp gesagt - echt den Arsch gerettet. Am verbreitetsten sind Dacia Duster (Ein Local über Dacia Duster: “Oh look, that’s a tourist”). Unserer war absolut ausreichend und sehr zuverlässig.

Und obwohl ich sonst selten die teuren Zusatzversicherungen wähle: In Island machen die Vollkasko-Versicherung und der Glasschutz definitiv Sinn. Nicht zuletzt, da Islandpferde auch gern mal die Autos anbeißen, um an das Salz zu kommen, das am Lack klebt.

Die 3 wichtigsten Websites für Sicherheit im isländischen Winter

safetravels.is: Die offizielle Website der Icelandic Association for Search and Rescue

zur Website safetravel.is

Alle Warnungen im Blick

Safetravel.is klärt über alle sicherheitsrelevanten Reisethemen auf. Am wichtigsten für Dich ist die Startseite, denn dort findest du die offiziellen Warnungen - seien es Wetterwarnungen, Warnungen vor vulkanischen Gasen in Eruptionsgebieten, Warnungen zu anderen Naturphänomenen z.B. an touristischen Orten oder ähnliches. Deshalb gehört der Blick auf safetravel.is so selbstverständlich zur Morgenroutine wie das Zähneputzen. Wichtig: Die offiziellen isländischen Institutionen sprechen keine Warnung aus, wenn es nicht wirklich dringend nötig ist, deshalb solltest du ihnen penibel Folge leisten.

Backup Rettungsdienst: Reisepläne hinterlegen

Außerdem bietet safetravel.is den weltweit einzigartigen Service, kostenlos individuelle Reisepläne zu hinterlegen. Sollte während deines Trips etwas passieren, wissen die Rettungskräfte genau, wo sie suchen müssen - eine lebenswichtige Maßnahme, vor allem im Winter, wenn es durch die Kälte um Minuten gehen kann. Dieser Service ist auch auf keinen Fall zu unterschätzen: Wir sind zwei Mal in einen Schneesturm geraten auf einer Straße, die in den folgenden Stunden von keinem einzigen Auto mehr passiert wurde. Hätten wir einen Unfall gehabt, hätte uns niemand gefunden. Per SMS hält man mit der Association Kontakt. Solltest Du dich nicht wie vereinbart zurückmelden, wird eine Suche eingeleitet. Auch, wenn man diesen Service in 99,99% der Fälle nicht braucht, ist es eben dieser eine unter tausend Fällen, in denen er Leben rettet.

road.is: Die Strassenkonditionen im Blick

zur Website road.is

Auf road.is kannst Du jederzeit den aktuellen Straßenzustand einsehen. Die Straßen sind in unterschiedlichen Farben markiert, die den Zustand beschreiben.

  • grün = frei und unproblematisch zu fahren
  • orange = stellenweise verschneit/vereist
  • hellblau = Rutschgefahr
  • dunkelblau = extreme Rutschgefahr
  • rot: unpassierbar
Winter Island
Bild: road.is

Nach unserer Erfahrung waren die orange gekennzeichnete Strecken unproblematisch befahrbar, die hellblauen aber tatsächlich mit Vorsicht zu genießen, vor allem, wenn stärkerer Wind weht. Trotzdem sind wir auch ca. 170 Kilometer auf hellblauen Straßen gefahren, ohne größere Schwierigkeiten zu bekommen. Alles, was kritischer ist als hellblau, solltest Du - zumindest nach meiner subjektiven Einschätzung - definitiv meiden.

Zusätzlich zeigt die Karte an, wie viele Autos in den letzten 10 Minuten und wie viele seit 00:00 Uhr einen bestimmten Straßenabschnitt befahren haben (die Zahlen neben dem kleinen Auto-Icon). Damit haben wir uns oft sicherer fühlen können und konnten besser einschätzen, ob es clever ist, eine bestimmte Straße zu nehmen.

Generell gilt: Die Straßen um Reykjavik und die Verbindungsstraße zum Flughafen sind (fast) immer in bestem Zustand. Auch die Ring Road (Route 1) und der Golden Circle werden verhältnismäßig viel befahren, weshalb wir uns bei unserer Routenplanung auch auf diese beiden Straßen beschränkt haben.

Wichtig: Die Straßenkarte muss immer in Kombination mit der Wetterkarte betrachtet werden, denn auch eine hellblaue Straße kann mit zu starken Winden gefährlich werden (genaueres unter dem nächsten Punkt).

Bilder: 1 grün, 2 orange, 3 hellblau

vedur.is: Die isländischen Wetterkarten

zur Website vedur.is

Auf vedur.is findest Du alle Wetterdaten, die Du benötigst, um Dich sicher durch Island zu bewegen. Besonders wichtig ist im Winter die Wind Map. Mehrere Locals haben uns dringend davon abgeraten mit dem Auto zu fahren, sobald die Karte in unserem Bewegungsradius violette Stellen aufweisen sollte.

Diese Warnung können wir absolut bestätigen: Selbst Windgeschwindigkeiten von 14 m/s, also ca. 50 km/h (der dunkel türkise Bereich), haben ausgereicht, um das Auto auf den rutschigen Straßen ordentlich ins Schlingern zu bringen. Aus diesem Grund solltest Du Wetter- und Straßenkarten immer zusammen betrachten. Eine "grüne Straße" kann mit "dunkeltürkisem Wind" noch gut befahrbar sein, während eine "hellblaue Straße" mit "dunkeltürkisem Wind" schon ernsthaft gefährlich wird.

Hier jedoch nochmal der Reminder: Es ist wichtig, all diese Sachen zu wissen, wir haben aber auch eine besonders harte Wetterlage erwischt. Mehrere Freunde, die auch im Winter in Island waren, hatten solche Situationen nicht.

Winter Island Autofahren
Bild: en.vedur.is

Tagesplanung für bezaubernde Wintertage

In Island ist es im Winter lange dunkel - bis zu 21 Stunden am Tag und selbst in den verbleibenden Stunden geht die Sonne gar nicht auf, sondern schickt nur ihr blassrosa Licht. Was für viele IsländerInnen tatsächlich zu einem echten Problem für die psychische Gesundheit wird, war für mich allerdings der ausschlaggebende Punkt, weshalb ich überhaupt unbedingt im Winter nach Island wollte: 5 Stunden lang ein nie endendes, perfekten Sonnenauf- und untergangslicht in allen erdenklichen Rosa- und Orangetönen, die die Farbpalette zu bieten hat!

Sonne, Mond & Sterne: Den Tag perfekt nutzen

Sonnenauf- und untergangzeit auf sunrise-and-sunset.com

Morgens kannst Du bereits ca. 30 Minuten vor der offiziellen Sonnenaufgangszeit starten, denn dann reicht das Licht trotzdem schon aus, um genügend zu sehen. Nach Sonnenuntergang wird es aber wirklich sehr schnell dunkel. Doch dann ist der Tag längst nicht zuende. Auch wenn Du nach Einbruch der Dunkelheit außerhalb des Großraums Reykjavik aufs Autofahren verzichten solltest, beginnt nun die aufregende Zeit, um den unglaublichen Sternenhimmel anzuschauen oder auf Polarlichter zu warten!

Polarlichter

zur offiziellen Polarlichtvorhersage von vedur.is

Apropos Polarlichter: Auf vedur.is kannst Du die aktuelle Polarlicht-Vorhersage einsehen. Ab Aktivitätslevel 3 hast und einem freien Himmel (die weißen Bereiche in der Karte), hast Du verdammt gute Chancen auf Polarlichter. Alternativ kannst Du auch Apps wie Polarlicht - Vorhersage Pro (2,99 Euro) oder AuroraReach (kostenlos) nutzen. Beide sind für ihre Zuverlässigkeit bekannt.

Tatsächlich habe ich lange geglaubt, dass wir keine Polarlichter gesehen haben, dabei wusste ich damals einfach nur nicht, dass Polarlichter oft gar nicht so grün sind wie sie auf den Fotos aussehen. Oftmals schimmern sie eher gräulich, was genau dem entspricht, was wir zumindest in einer Nacht während unserer Reise gesehen haben. Inka Chall hat dieser Thematik auf ihrem Blog blickgewinkelt einen Beitrag gewidmet und zeigt, wie sie die Polarlichter mit ihrem Auge wahrnimmt, wie die Kamera sie aufnimmt und wie die Bilder nach der Bearbeitung aussehen.

Die richtige Ausrüstung für den Winter in Island

Wenn Du glaubst, es wird kalt: Es wird noch kälter. Trotz der eigentlich milden Temperaturen, kann es in Island durch den ständigen Wind echt eisig werden, da die gefühlten Temperaturen immer weit unter den eigentlichen liegen. Außerdem gibt es große Flächen, meist die riesigen Parkplätze an Sehenswürdigkeiten (oder überhaupt viele Wege und Flächen abseits der Hauptstraßen) die vereist sind - nicht ein bisschen, sodass man vorsichtig drüberschlittern kann, sondern so richtig. Manchmal hunderte Meter weit. Deshalb empfehle ich Dir für Island im Winter folgende Sachen:

  • eine warme, gefütterte Softshellhose (ich habe tatsächlich eine sehr gute von Decathlon)
  • Grödel bzw. Spikes
  • warme Handschuhe, mit denen Du trotzdem das Telefon bedienen kannst
  • Merinounterwäsche, nicht zu eng anliegend, damit sich zwischen Haut und Kleidung eine Isolierschicht bilden kann
  • ein dicker Surfponcho, in dem Du dich nach dem Baden in den heißen Quellen umziehen kannst
  • eine Thermosflasche, um dich unterwegs mit heißem Tee wärmen zu können
  • eine dünne, windabweisende Jacke, die du unter deine Winterjacke ziehst. Normale Ski- und Winterjacke allein schützen nicht ausreichend gegen den isländischen Wind.

Tolle Insta Accounts von IsländerInnen zur Inspiration

Wenn Du dir unsicher bist, wie der Winter in Island wirklich aussieht oder Du einfach ein bisschen Inspiration suchst, check folgende Accounts. Großartig sind auch die beiden Bildbände "Gesichter des Nordens" von Fotograf Ragnar Axelsson und "At Glacier's End" von Chris Burkard!

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  1. Wolfgang Berg sagt:
    Dein Kommentar wartet auf die Moderation. Dies ist eine Vorschau, dein Kommentar wird sichtbar, nachdem er freigegeben wurde.
    Ich entschuldige mich aufrichtig für diesen Kommentar! Aber ich teste einige Software zum Ruhm unseres Landes und ihr positives Ergebnis wird dazu beitragen, die Beziehungen Deutschlands im globalen Internet zu stärken. Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen und liebe Grüße 🙂
  2. Wir sind gerade (Dezember) auf Island unterwegs. Klarer Vorteil wohl gegenüber den anderen Jahreszeiten sind die vergleichsweise dann doch günstigeren Preise. Liebe Grüße aus dem Norden Islands, Jenni von der strandfamilie

    1. Hi Jenni, wie cool! Dann genießt das Eis und den Schnee 🙂 Ich drück die Daumen, dass ihr auch noch ein paar Polarlichter zu sehen bekommt!

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