Wer nach Wanderwegen im Teutoburger Wald sucht, wird unweigerlich die Hermannshöhen finden! 226 km führt der Fernwanderweg über die wildromantischen Anhöhen des Eggegebirges und streift dabei zahlreiche bedeutende Sehenswürdigkeiten - darunter auch die berühmten Externsteine. Doch nicht alle Etappen führen zu kulturellen Highlights, einige legen stattdessen ihren Fokus auf siedlungsferne Naturerlebnisse. Selbstredend, dass mich letztere bei meiner ständigen Suche nach kleiner und großer Wildnis ganz besonders interessiert haben. In diesem Beitrag findest Du also nicht nur alle Infos zu den beiden schönsten Etappen für dein nächstes Outdoor-Wochenende, sondern auch die Insights, wo Du im Teutoburger Wald ganz besonders naturnah wandern kannst!
Wandern auf den Hermannshöhen im Teutoburger Wald
Die wichtigsten Infos zu Hermannsweg & Eggeweg
226 km Länge | 13 Etappen | Start: Rheine | Ziel: Marsberg | Gesamtverlauf bei komoot
Sucht man nach den schönsten Wanderwegen im Teutoburger Wald, wird man immer wieder über die Begriffe Hermannshöhen, Hermannsweg und Eggeweg stolpern und ehrlich gesagt, habe ich eine kleine Weile gebraucht um zu verstehen, wie die Begrifflichkeiten zusammenhängen:
Bei den Hermannshöhen handelt es sich um einen 226 km langen Fernwanderweg im Teutoburger Wald zwischen Rheine und Marsberg, der sich in den Hermannsweg und den Eggeweg unterteilt. Die beiden Wege schließen nahtlos aneinander an, wobei sie sich an der Felsengruppe der Lippischen Velmerstot etwas südlich der Externsteine treffen. Während der Hermannsweg ein bisschen mehr Kultur am Wegesrand bereithält und siedlungsnaher verläuft, gilt der Eggeweg als der wildere, naturnähere Teil der Hermannshöhen, der Siedlungen lieber umgeht.
Mit zusätzlich 48 Sehenswürdigkeiten am Weg und 40 zertifizierten GastgeberInnen wurden die Hermannshöhen zurecht sogar zu einem der Top Trails of Germany erklärt und reiht sich damit ein in die 13 besten Wanderwege Deutschlands!
Etappen & Übernachtung
Die Hermannshöhen sind in 13 Etappen mit maximal 21 km Länge unterteilt, die jeweils in einer Ortschaft mit Übernachtungsmöglichkeit enden. So ist es auch möglich, nur ausgewählte Teilstrecken zu laufen, da jede Ortschaft wenigstens über eine Busanbindung verfügt, die Dich mit mehr oder weniger Umstiegen immer wieder zurück zum Ausgangspunkt bringt.
Weil ich nur ein Wochenende Zeit hatte, aber trotzdem unbedingt die Externsteine sehen wollte, habe ich meine beiden Etappen etwas angepasst und bin zusätzlich zu Etappe 10 und 11 noch einen kleinen Teil der Etappe 9 gelaufen. So startete meine Wanderung bei Horn-Bad Meinberg direkt an den Externsteinen und führte mich über Bad Driburg nach Willebadessen.
Orientierung auf den Hermannshöhen
Wie es sich für einen “Top Trail” gehört, sind sowohl Hermannsweg als auch Eggeweg durchweg so gut markiert, dass es theoretisch nicht einmal komoot oder eine Wanderkarte bräuchte. Beide Wege erkennst Du an einer schwarzen, quadratischen Markierung, wobei der Hermannsweg mit einem weißen “H” und der Eggeweg mit einem weißen “X” gekennzeichnet ist.
Teutoburger Wald & Borkenkäfer: Der Status Quo
Wie viele Regionen in Deutschland sind leider auch große Flächen des Teutoburger Waldes dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen… Sucht man beispielsweise nach Weg-Ansichten bei komoot, wird man mitunter furchtbare Bilder von riesigen Waldfriedhöfen finden. Nachdem das Baumsterben jedoch schon 2019 begann, sind heute, im Oktober 2023, schon die allermeisten Baumstümpfe gefällt und das Totholz rund um die Hermannshöhen fast vollständig aus dem Wald heraus transportiert. Natürlich lässt sich dieses Vorgehen im Sinne einer ökologischen Waldentwicklung diskutieren, jedoch gehören die beklemmenden Bilder abgestorbener Bäume bereits wieder der Vergangenheit an. Was man heute vielmehr an den betreffenden Stellen auf den Hermannshöhen zu sehen bekommt, sind die jungen, grünen Triebe frisch gepflanzter Bäume, sonnenbeschienene Heideflächen und neu entstandene Aussichten wie zum Beispiel die zum Altenbeker Viadukt oder der Blick von der Lippischen Velmerstot hinunter ins Silbertal.
Etappe 1: Von den Externsteinen nach Bad Driburg
Länge: 24,6 km | Höhenmeter: 480 + 530 - | reine Gehzeit: 7.30 Std. | Tour bei komoot | Übernachtung in Bad Driburg
Spektakulärer Start an den Externsteinen
Entgegen des Mottos “Das beste kommt zum Schluss” begann ich meine Wanderung an einer der bekanntesten Natur- und Kulturdenkmäler Deutschlands: den Externsteinen. Fast 50 Meter ragt die markante Felsformation über dem Wald empor - und das wahrscheinlich schon seit 70 Millionen Jahren! Wirklich einzigartig wurde sie jedoch durch das berühmte Felsenreliefs der Kreuzabnahme aus dem 12. Jahrhundert, das immer noch zu großen Teilen erhalten und sichtbar ist. Darüber hinaus gibt es allerdings nur wenige verlässliche Informationen zur Geschichte der Externsteine, vielmehr ranken sich um sie unzählige Mythen und Legenden.
Weil die Externsteine so beliebt sind, dass jährlich fast eine halbe Million Menschen zu Besuch kommen, war es vermutlich unabhängig von der unglaublichen Lichtstimmung eine kluge Entscheidung, gleich zum Sonnenaufgang zu kommen. Immerhin eine der beiden Aussichtsplattformen ist auch außerhalb der Öffnungszeiten zugänglich.
Durch Heide & Heidelbeersträucher ins Silberbachtal
Doch glaub nicht, der restliche Weg hätte nicht mit seinem spektakulären Anfang mithalten können! Bereits wenige Meter oberhalb der Externsteine breiten sich große Flächen an wilden Heidelbeersträuchern aus, an denen man sich zur richtigen Jahreszeit mit einem zweiten Frühstück verpflegen kann. Mit den Heidelbeeren in der einen Hand und Timber an der anderen, schlenderte es sich fast von allein ins Silbertal. Rückblickend bin ich sehr froh, dass ich die Bilder aus den Tagen vor dem großen Waldsterben nicht kannte, denn andernfalls hätte ich die Landschaft vermutlich ebenso traurig betrachtet wie die Einheimischen. So aber, da ich den Unterschied gar nicht kannte, konnte ich mich sehr an dem kleinen Bachlauf und den Holzbrücken erfreuen, den gelb gefärbten Gräsern und dem ersten Frost des nahenden Winters, der während der Nacht ins Tal gekrochen war.
Lieblingsort Lippische Velmerstot
Meinen persönlichen Herzensort dieser Wanderung sollte ich nach einem steilen Anstieg finden, der mich hoch übers Silbertal brachte: Denn hier, im Bereich des Lippischen Velmerstot fand ich eine Landschaft, wie ich sie ganz besonders mag: Lilafarbene Heidesträucher nebst knorrigen Birkenbäumen und leuchtend roten Brombeeren, dazwischen sandige Wege, die sich wie helle Bänder durch das Gelände schlängeln. Und was für ein Glück ich hatte, dass ich diese höchste Erhebung des Eggegebirges genau dann erreichte, als die Sonne hinter dem Berg hervorkam und die Landschaft in goldenes Licht tauchte!
Tipp: Auf dem Lippischen Velmerstot gibt es mehrere tolle Rastplätze!
Tschüss Hermannsweg, hallo Eggeweg
Während ich bis hierher auf dem Hermannsweg unterwegs war, kam ich nun an den Punkt, an dem ich den Hermannshöhen auf dem Eggeweg folgen sollte. Mal als schmaler Single Trail, mal als breiter Forstweg führte er fast schnurgerade über sanfte Erhebungen nach Bad Driburg, sodass die letzten Kilometer unter der warmen Herbstsonne dahin plätscherten, ohne dass ich mich besonders anstrengen musste. Nichtsdestotrotz freute ich mich nach 25 km doch auf mein Hotelbett.
Der gräfliche Park in Bad Driburg
Da hatte ich allerdings die Rechnung ohne den Gräflichen Park in Bad Driburg gemacht! Schon ein kurzer Spaziergang genügt, um zu wissen, warum er immer wieder zu einem der 10 schönsten Parks Deutschlands gewählt wird. So flaniert man zwischen knorrige Bäumen, Raseninseln, Heckenlabyrinth, Teich und efeu- und weinbewachsene Fachwerkhäusern, ohne zu merken, dass am Ende des Tages komoot kaum weniger als 30 Kilometer gezählt hat.
Highlights am Weg:
- die Externsteine
- Heidelbeeren pflücken oberhalb der Externsteine
- das Silberbachtals
- die Landschaft rund um den Lippische Velmerstot
- die Aussicht vom Turm am Velmerstot
- ein abendlicher Spaziergang durch den Gräflichen Park in Bad Driburg
Etappe 2: Von Bad Driburg nach Willebadessen
Länge: 20,0 km | Höhenmeter: 380 + 310 - | reine Gehzeit: 6 Std. | Tour bei komoot
Die zweite Etappe meiner Wochenend-Wanderung auf den Hermannshöhen sollte ganz anders werden als die erste. Während ich am ersten Tag unglaubliche viele Plätze fand, an denen ich anhielt, um Brombeeren und Heidelbeeren zu pflücken, mich am Bachlauf zu erfrischen, Holzbrücken zu queren, auf Steinen zu balancieren und mich auch sonst gefühlt in ständiger Interaktion mit der Natur befand, konnte ich auf der zweiten Etappe mal wieder die Gedanken schweifen zu lassen, wie es im Alltag nie möglich wäre.
Über die Forstautobahn...
Denn anders als am ersten Tag, sind die Wege zwischen Bad Driburg und Willebadessen breit und noch leichter zu begehen, sodass man gar nicht merkt, wie Kilometer und Zeit dahin fliegen. Ehrlicherweise sei aber hinzuzufügen, dass die erste Hälfte zwischen den Ruinen der Iburg und Wald-Herbram nach dem Starkregen der vergangenen Nacht doch eher einer Schlammpiste glich, sicherlich auch begünstigt durch die Forstfahrzeuge, die jetzt zur Nachsaison die letzten Bäume räumen und den Boden aufgewühlt haben.
... zum mystischen Kammweg
Hinter Wald-Herbram aber erreicht man wieder den grasbewachsenen Kammweg, der zwischen gelb gefärbten Gräsern, Heide und frisch gepflanzten Bäumen immerzu durch die warme Herbstsonne führt. Vereinzelte abgestorbene Baumgruppen zauberten im Nebel, der hier und da noch an den Erhebungen hing, eine schaurig-schöne Atmosphäre, wie ich sie im Herbst, mit Gedanken ans nahende Halloween besonders gern mag.
Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurück zum Ausgangspunkt
Die Rückfahrt zum Parkplatz an den Externsteinen, an denen ich mein Auto geparkt hatte, war trotz zwei Umstiegen denkbar einfach:Solltest Du ohnehin mit dem Zug angereist sein, bringt dich die Regionalbahn vom Bahnhof Willebadessen ohne Umsteigen direkt nach Altenbeken, Kassel oder Paderborn, von wo aus Du sicherlich passende Verbindungen finden wirst. Doch selbst wenn Du dein Auto wie ich am Parkplatz der Externsteine geparkt hast, dauert es nur eine knappe Stunde, um mit zwei Regionalbahnfahrten und einer kurzen Busfahrt zurück zum Ausgangspunkt zu kommen.
Willebadessen - Altenbeken | Regionalbahn | 11 Minuten |
Altenbeken - Horn Bad Meinberg | Regionalbahn | 18 Minuten |
Horn Bad Meinberg - Horn Holzhausen Abzw. Externsteine | Bus Linie 782 | 10 Minuten |
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Transparenz: Dieser Beitrag entstand im Rahmen einer bezahlten Werbepartnerschaft mit der OstWestfalenLippe GmbH. Meine Meinung zur Wanderung bleibt davon unberührt.
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Toll geschrieben und absolut “nachfühlbar”. Aber ich muss an dieser Stelle einfach sagen: Die Fotos sind ja wohl absoluter Wahnsinn. So eine tolle Stimmung in den Bilder – richtig mystisch und fast wie direkt aus einem Märchen! Tolle Arbeit!
Hey Florian, was für liebe Worte, danke!! Freut mich total, dass dir der Beitrag so gut gefällt! Liebe Grüße, Magda
Die Wanderung zu den Externsteinen und durch den Teutoburger Wald klingt nach einer tollen Erfahrung, vor allem mit dem Blick auf die nachhaltige Entwicklung der Wälder. Mich hat besonders der Teil über die Wiederbepflanzung und die Regeneration nach dem Borkenkäferbefall nachdenklich gestimmt. Ich denke, es ist wichtig, beim Genuss solcher Naturwunder auch über unseren Beitrag zur Erhaltung dieser Gebiete nachzudenken.
Hat jemand von euch schon mal überlegt, beim Wandern auch auf die Nachhaltigkeit des mitgeführten Brennmaterials, wie z.B. Grillholz, zu achten?