Nirgendwo auf der Welt wird die Bergbaugeschichte noch so gelebt wie im Erzgebirge: 15 Besucherbergwerke warten allein auf deutscher Seite des Erzgebirges darauf, entdeckt zu werden! Leider ist es wegen der teilweise veralteten Websites gar nicht so leicht herauszufinden, in welchem Bergwerk man welche Besonderheiten erleben kann oder welches Besucherbergwerk entgegen der allgemeinen Regelung des Sächsischen Oberbergamts auch Kindern unter 6 Jahren den Zutritt gewähren kann.
Nachdem ich fast 30 Jahre am Tor zum Erzgebirge gelebt und selbst die meisten der Besucherbergwerke besichtigt habe, habe ich mir die Mühe gemacht, endlich genau die Übersicht zu erstellen, die ich mir so oft gewünscht hätte: Inklusive Informationen zu den Besonderheiten, die die Schaubergwerke voneinander unterscheiden, dem Mindestalter für Kinder, der Art, wie man in das Bergwerk einfährt (zum Beispiel per Grubenbahn oder Boot, zu Fuß oder im Förderkorb) und inwieweit die Besucherbergwerke sogar rollstuhlgerecht sind.
Darüber hinaus findest Du eine Liste an Ausflugszielen, die Du in unmittelbarer Umgebung der Bergwerke findest!
800 Jahre Bergbaugeschichte im Erzgebirge
Wusstest Du, dass das Erzgebirge unter seiner Oberfläche wie ein Schweizer Käse aussieht? Seit dem 12. Jahrhundert haben die Bergleute tausende Kilometer Stollen und Schächte angelegt, um Silber und Zinn, aber auch Arsen, Kobalt, Blei, Eisen, Nickel, Uran, Wismut, Wolfram und Zink abzubauen - und haben so maßgeblich die Kultur der Region geprägt. Bis heute lassen sich überall die Spuren des Bergbaus erkennen - nicht nur in Form von Montandenkmälern, sondern auch in flächendeckend gelebten Traditionen und Kunsthandwerken, die in enger Verbindung stehen. 2019 wurde die Montanregion Erzgebirge/Krusnohori deshalb sogar in die Liste des UNESCO Welterbes aufgenommen.
Im Besucherbergwerk Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald in Altenberg: Eines meiner liebsten Besucherbergwerke - vor allem in Kombination mit den Bergbaumuseum Altenberg und dem Georgenfelder Hochmoor
Wunderwelt Altbergbau
Zahlreiche Bergwerke wurden in der jüngeren Vergangenheit als Schau- und Besucherbergwerke wiedereröffnet. Anders als bspw. die weitaus besser bekannten Salzwelten in Hallstatt oder das Erlebnisbergwerk Merkers, sind die Schächte und Stolln des Erzgebirges bis zu 800 Jahre alt und wurden von den Bergleuten mit Schlägel und Eisen per Hand ins Gestein geschlagen. Entsprechend sind die Gänge deutlich schmaler, voll von Jahrhunderte altem Kunstzeug und nicht selten sieht man sogar in geologischen Aufschlüssen bunte Minerale glitzern!
Auch heute sehe ich in diesen Gängen noch dieselbe aufregende Wunderwelt wie damals als kleines Kind und bin noch jedes Mal aufs Neue überwältigt von der Vorstellung, wie die Bergleute in der allumfänglichen Dunkelheit des Bergs Tag für Tag unter Einsatz all ihrer körperlichen Kraft den Stein schlugen.
Übrigens: Der Unterschied zwischen Schau- und Besucherbergwerken liegt darin, dass Schaubergwerke quasi "tote" Bergwerke sind, die nur noch touristischen Zwecken dienen, während in Besucherbergwerken immer noch aktiver Bergbau betrieben wird.
Alle Besucherbergwerke des Erzgebirges im Überblick
Jedes der Besucherbergwerke erzählt auf seine eigene Weise einen spannenden Ausschnitt der erzgebirgischen Bergbaugeschichte, jedoch ist es gar nicht so leicht herauszufinden, welches Bergwerk welchen Fokus setzt und welche besonderen Angebote es für BesucherInnen gibt. Deshalb habe ich zu jedem Bergwerk einige Besonderheiten hinzugefügt, die es von den anderen unterscheidet und die mir persönlich im Gedächtnis geblieben sind.
Wichtig: Die Besucherbergwerke sind im Allgemeinen nur mit vorheriger Anmeldung zu besichtigen - so kannst Du dir vor allem auch am Wochenende und während der Ferien wenn viele Leute unterwegs sind, sicher sein, dass Du auch wirklich an der Führung teilnehmen kannst. Ein kurzer Anruf genügt.
Besucherbergwerk | Ort | Besonderheit | Einfahrt | min. Alter |
Im Gößner | Annaberg-Buchholz | inkl. Museum, erst 1992 wiederentdeckt, Originalzustand wie um 1500 (selten!) | Treppe | 6 |
Markus-Röhling-Stolln | Annaberg-Buchholz | Zeugnisse des Kobaltbergbaus im 18. Jahrhundert bis hin zum Uranbergbau der Wismut (inkl. Maschinen-Vorführung), 9 Meter hohes Wasserrad | Grubenbahn | 6 |
Dorotheastolln | Annaberg-Buchholz | Bootsfahrt untertage, Bergbautechnik aus verschiedenen Zeiten zum Ausprobieren | zu Fuß | 6 |
Reiche Zeche | Freiberg | aktiv genutzt als Forschungs- und Lehrbergwerk der TU Freiberg, bis zu 5-stündige Erlebnistouren mit Sohlenwechsel über Fahrten und Demonstration der Dunkelheit bei ausgeschalteten Lichtern | Förderkorb | 6 |
Schaustollen | Altenberg | vgl. recht klein, Teil des Bergbaumuseums, auch als Taschenlampenführung | zu Fuß, rollstuhlgerecht | 4 |
Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald | Altenberg | sichtbare Flöze mit glitzerndem Gestein, ab 2025 wieder aktiver Lithium-Abbau | zu Fuß | 6 |
Zinnbergwerk | Ehrenfriedersdorf | die meisten vorführbaren Maschinen, Wasserradpumpe, historische Förderkorbanlage, untertägige Grubenbahnfahrt | Förderkorb (mit Originalgeschwindigkeit von 4,5 m/s) | 6 |
Fortuna-Stollen | Deutschneudorf | Legende um das verschollene Bernsteinzimmer | zu Fuß | 6 |
Molchner Stolln | Marienberg | verschiedene Führungen mit Schnaps/Knappenzeitbrot, geologische Aufschlüsse, Demonstration der Dunkelheit bei komplett ausgeschaltetem künstlichen Licht | zu Fuß | 4 |
Zinnkammer Pöhla | Schwarzenberg | Fokus auf Wismut-Berbau mit entsprechenden Maschinen, Lasershows | Grubenbahn (besonders lange Fahrt, 3000 m) | 6 |
Aurora Erbstolln | Dorfhain | lila schimmernder Flussspat, Kinder dürfen selbst ins Gestein hämmern | zu Fuß | 6 |
Glöck'l | Johanngeorgenstadt | kein Erlebnisbergwerk, Fokus auf (tragische) Geschichte des Uranabbaus der Wismut und Zwangsarbeit | zu Fuß | 5 |
St. Christoph | Breitenbrunn | Altbergbau, moderner Bergbau bis 1945 | zu Fuß, rollstuhlgerecht | 6 |
Herkules-Frisch-Glück | Grünhain-Beierfeld | unterirdische Seen, Marmorsäle, Kinderführungen, Kindermettenschicht | Treppe | 4 |
Markus Semmler | Bad Schlema | drei Epochen des Bergbaus sichtbar: Altbergbau, Wismut-Bergbau, aktiver Sanierungsbergbau | Förderkorb | 10 |
Der Zugang zum Besucherbergwerk "Im Gößner" befindet sich mitten in der Altstadt von Annaberg-Buchholz! Einige der Gänge sind noch im Originalzustand von etwa 1500.
Weitere Ausflugsziele in der Nähe der Besucherbergwerke im Erzgebirge
Bei durchschnittlich etwa 1,5-stündigen Führungen bleibt am Wochenende noch genug Zeit für andere Entdeckungen! Folgend findest Du meine persönliche Auswahl an Ausflugszielen, die sich in unmittelbarer der Besucherbergwerke im Erzgebirge befinden.
Besucherbergwerke | Ort | Ausflugsziele in der Nähe |
Im Gößner, Markus Röhling Stolln, Dorotheastolln | Annaberg-Buchholz | Frohnauer Hammer Manufaktur der Träume Altstadt Annaberg |
Reiche Zeche | Freiberg | terra mineralia Mineralogische Sammlung im Krügerhaus |
Schaustollen, Vereinigt Zwitterfeld zu Zinnwald | Altenberg | Pinge Altenberg (nur mit Führung) Bergbaumuseum Altenberg Wanderung durchs Georgenfelder Hochmoor Bobfahrt auf der Bobbahn Altenberg |
Zinnbergwerk | Ehrenfriedersdorf | Rundwanderung entlang des Röhrgrabens und Waldgeisterwegs zu den Greifensteinen Burg Scharfenstein Naturbühne Greifensteine Kletterwald Greifensteine |
Fortuna-Stollen | Deutschneudorf | Spielzeugdorf Seiffen Museum Saigerhütte mit Kupferhammer Mineralienschleiferei Tristan Roscher |
Molchner Stolln | Marienberg | Wanderung im Schwarzwassertal |
Zinnkammern Pöhla, Herkules-Frisch-Glück | Schwarzenberg Grünhain-Beierfeld | Wanderung zur Fuchsbrunnbrücke |
Aurora Erbstolln | Dorfhain | Wanderung auf dem Bergbaulehrpfad entlang der Wilden Weißeritz und um die Talsperre Klingenberg |
Glöckl, St. Christoph | Johanngeorgenstadt/ Breitenbrunn | Wanderung zur Wolfs- und Eispinge von Horni Blatna Moor-Wanderung bei Bozi Dar Wandern am Fichtelberg Fahrt mit der Fichtelbergbahn |
Markus Semmler | Bad Schlema | Sternwarte & Planetarium Schneeberg Fundora Museum Siebenschlehener Pochwerk Strandbad am Filzteich |
Die vielleicht aufregendsten Touren erlebt man im Besucherbergwerk "Reiche Zeche" in Freiberg. Neben der klassischen Führung, kann man auch an 2,5- oder 5-stündigen Erlebnis- und Expertentouren teilnehmen - inklusive Sohlenwechsel über Fahrten (Holzleitern).
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