Sintra, die Stadt aus dem Märchenbuch. Dicht schmiegt sie sich unter üppigen Wäldern an den Berg, deren mächtiges Blätterdach nur von ihren prachtvollen Palästen durchbrochen werden kann. Es ist ein Ort voller Magie und Mysterium, eine formvollendete Symbiose aus Architektur und Natur, die in Europa ihresgleichen sucht. Stundenlang wandelt man hier durch verwunschene Gärten und funkelnde Palais, auf geheimen Wegen zwischen Palmen und Farnen, auf Wendeltreppen, in Labyrinthen und moosbewachsenen Ruinen. Weil die Stadt so einzigartig ist und nah an Lissabon, wird sie aber auch schnell voll und ihre Magie droht zwischen tausenden Selfiesticks zu zerbrechen. In diesem Beitrag findest Du deshalb gleich 5 Geheimtipps und die vielleicht schönste Unterkunft der Stadt. Zusätzlich beinhaltet der Beitrag alle wichtigen Informationen zu Anreise und Verkehrsmitteln, die Du brauchst, um Sintra entspannt genießen zu können.

Anreise nach Sintra

Die kleine Stadt nordwestlich von Lissabon hat gerade einmal 9.300 Einwohner, während jedes knapp 3 Millionen Besucher in ihre Gassen strömen. Entsprechend wird es in Sintra vor allem zur Hauptsaison sehr voll, die engen Serpentinen, die mitunter in und aus der Stadt herausführen nahezu unbefahrbar. Wenn Du also nicht gerade in der Off-Season unterwegs bist, solltest Du es nach Möglichkeit vermeiden, mit dem Auto in die Stadt zu kommen. Zwar gibt es einige Parkmöglichkeiten, doch sind diese begrenzt. 

Von Lissabon nach Sintra

Kommst Du aus Lissabon, ist die Fahrt mit dem Zug ohnehin am bequemsten. Zwei Zuglinien verkehren mehrfach pro Stunde und bis tief in die Nacht hinein jeweils von den Bahnhöfen Rossio und Oriente. Die Fahrt dauert 40 bzw. 47 Minuten, Hin- und Rückfahrt kosten aktuell 4,30 Euro. An den Bahnhöfen ist man auf Touristen eingestellt, sodass man dort problemlos die richtigen Tickets kaufen kann. Natürlich kannst Du aber auch deine “Viva Viagem” Karte nutzen, die Du sicherlich für den Stadtverkehr gekauft hast. Der Bahnhof Sintra liegt etwa 1,5 km außerhalb des historischen Zentrums. Wenn Du nicht laufen möchtest, kannst Du entweder mit einem der vielen Tuk Tuks oder dem Bus 434 ins Zentrum fahren.

Wenn Du mit dem Auto unterwegs bist: Geheimtipps zum Parken

Solltest Du wie ich mit dem Auto unterwegs sein und nicht aus Lissabon kommen, gibt es zwei Möglichkeiten außerhalb zu parken - beispielsweise an den verschiedenen Haltestellen der historischen Straßenbahn Sintra Atlantico. Diese verkehrt schon seit 1904 zwischen dem Praia das Macas und dem Stadtzentrum und fährt auch heute noch mit ihren alten Wagen. Bist Du früh unterwegs, ist es kein Problem am Praia das Macas einen der zahlreichen Parkplätze zu bekommen. Einziger Nachteil an dieser sonst so romantischen Fahrt sind die Fahrzeiten. Die Bahn fährt nur zwei mal am Tag - jeweils 11.20 und 15.00 nach Sintra, wobei die letzte Bahn bereits 14.00 Uhr Sintra wieder verlässt. Ich könnte mir vorstellen, dass die Bahn wohl viel mehr von Sintra aus für Ausflüge an den Strand genutzt wird. 

Eine andere Möglichkeit ist es, das Auto an einer der Haltestellen der Buslinie 403 zu parken. Dafür eignen sich zum Beispiel die Station Cabo da Roca oder die Malveira da Serra. Am Cabo da Roca kann es in der Hauptsaison auch sehr voll werden, jedoch ist die Chance doch recht groß einen der vielen kostenlosen Plätze zu bekommen. An der Haltestelle Malveira da Serra befindet sich ebenfalls ein großer kostenloser Parkplatz hinter dem Café Caracol.

Von A nach B in Sintra

Einmal in Sintra angekommen, wirst Du schnell merken, weshalb hier so viele Tuk Tuks fahren: Die Stadt liegt steil am Berg und die eigentlich recht kurzen Wege werden dadurch vor allem im Sommer zu einem schweißtreibenden Erlebnis 😉 Entsprechend können Dich die Tuk Tuks durch den Tag retten - zumindest dann, wenn Du zum hochgelegenen Palacio Nacional da Pena oder zum Castelo dos Mouros möchtest. Alternativ kannst Du aber auch die Buslinie 434 wählen, die in kurzen Abständen zwischen dem Bahnhof, der Altstadt, Pena Palace und dem Castelo dos Mouros verkehrt. Ein Ticket kostet 6,90 Euro. 

Tickets für die Sehenswürdigkeiten in Sintra

Wie so häufig in viel besuchten Städten, lohnt es, die Tickets für die Sehenswürdigkeiten online zu kaufen, um die mitunter langen Warteschlangen zu umgehen. Sämtliche Tickets für die großen Sehenswürdigkeiten Sintras (mit Ausnahme der Quinta da Regaleira), kauft man über die Plattform Parques de Sintra. Mit einem maximalen Preis von 14 Euro für den Palácio Nacional da Pena sind die Preise auch durchaus moderat. Achte beim Kauf nur unbedingt auf die unterschiedlichen Modalitäten: Einige Tickets sind nach Kauf 365 Tage lang gültig und nicht an einen Timeslot gebunden, während Du Dich bei anderen auf einen bestimmten Tag und eine Uhrzeit festlegen musst. Solltest Du also nicht flexibel sein, lohnt es, die Tickets entsprechend frühzeitig zu kaufen, damit Du auch wirklich den für Dich passenden Timeslot bekommst.

5 Geheimtipps für deine Zeit in Sintra

Die meisten Leute, die Sintra besuchen, kommen mit dem Zug aus Lissabon und bleiben meist nur für einen Tag. Wenn Du mich fragst, ist das eigentlich schon der größte Fehler, denn Sintra gleicht mit seinen Schlössern und verwunschenen Gärten einer überdimensionalen Märchenlandschaft, die sich einfach nicht in wenigen Stunden erkunden lässt. Dennoch ist die Zeit eben oft knapp und die meisten Leute besuchen deshalb nur die bekanntesten Sehenswürdigkeiten: Das kleine historische Zentrum, den bunten Palácio Nacional da Pena und - wenn sie schnell sind - das Castelo dos Mouros, das weit oben über der Stadt thront. Natürlich sind der eklektische Baustil und die Gärten von Pena absolut überwältigend, ebenso wie die mächtige Wallanlage der alten Maurenburg - und dennoch waren diese beiden Orte nicht die, die mich in Sintra am meisten begeistert haben. Das mag vielleicht an den Menschenmassen liegen, die dort die eigentlich magische Atmosphäre mit Selfiesticks füllen, vielleicht aber auch an meiner persönlichen Vorliebe für weitläufige, verwunschene Gärten.

Glücklicherweise hatte ich genügend Zeit um noch viele andere Sehenswürdigkeiten in Sintra zu erkunden. Wenn Du es also wie ich lieber etwas ruhiger magst oder mehr als einen Tag Zeit hast, solltest Du unbedingt den folgenden, weniger bekannten Orten Aufmerksamkeit schenken.

Geheimtipp für Sintra #1: Die Quinta da Regaleira

Zeit: 3 - 4 Stunden | Tickets | Hinkommen vom Stadtzentrum: Zu Fuß

Am Rande des historischen Zentrums liegt, versteckt hinter dicken moosbewachsenen Mauern, die Quinta da Ragaleira mit ihren riesigen Gärten. Entworfen und gebaut im 19. Jahrhundert spiegelt jeder Quadratzentimeter die Virtuosität und grenzenlose Romantik des Besitzers António Augusto de Carvalho Monteiro und seines Architekten Luigi Manini wieder. Eklektizismus, Manuelinik, Renaissance und Gotik verbinden sich an der Quinta selbst, aber auch bei den architektonischen Elementen im Park zu einer wahren Märchenkulisse.

Neben dem Palast selbst, sind es aber vor allem die Gärten, die mich so verzaubert haben. Kilometerweit schlängeln sich breite Spazierwege, aber auch schmale, geheime Pfade durch die lichten, funkelnden Schatten der Farne, Korkeichen und Palmen. Dunkle Höhlenlabyrinthe, Teiche, Wasserfälle, Tunnel, Brunnen, Fontänen, Türme und Wendeltreppen erschaffen eine fantasievolle Tagtraumkulisse, in der selbst die erwachsensten Besucher ihre|n innere|n AbenteurerIn wiederentdecken. Höhepunkt aller Entdeckungen dürfte dabei der Initionionsbrunnen sein, der gleich einem Turm auf einer Wendeltreppe tief hinunter in das unterirdische Tunnelsystem führt.

Geheimtipp für Sintra #2: Park und Palast Monserrate

Zeit: 3 - 4 Stunden | Tickets | Hinkommen vom Stadtzentrum: Buslinie 435

Lange bevor der heutige Palast und Garten entstanden, war Monserrate ein beliebter Rückzugsort für Schriftsteller und besonders beliebt bei britischen Reisenden. Einer von ihnen, Francis Cook, ein reicher Kaufmann und leidenschaftlicher Kunstsammler, war von dem Ort mit seinem leerstehenden Palast so fasziniert, dass er das Anwesen erwarb und aufwändig instand setzte. Ihm sind dabei nicht nur die auffälligen indischen und maurischen Einflüsse zu verdanken, auf die Du im und um den Palast immer wieder stoßen wirst, sondern auch die Gestaltung des riesigen Gartens. Mehr als 20 verschiedene Palmenarten, aber auch riesige knorrige Korkeichen prägen den Park. Während einige Teile wild zu wachsen scheinen, sind andere aufwändig gestaltet. So spaziert man beispielsweise durch einen Rosengarten, das Tal der Farne und mexikanische und japanische Gärten.

Mein ganz persönlicher Höhepunkt waren aber die Ruine der alten Kapelle, die über die Jahre von Farnen, Bäumen und Schlingpflanzen zurückerobert wurde. Hier hätte es mich jedenfalls kaum gewundert, wenn auf einmal Indiana Jones nach einem Schatz gesucht hätte.

Am Ende des Spaziergangs nimmt Dich schließlich der Palast mit auf eine Reise durch Zeit und Raum. Die feinen Stuckelemente, Büsten und auffällig kleinteiligen Ornamente, die im Schein des goldenen und rosafarbenen Lichts der Kuppel schimmern, bringen Dich geradewegs in ein altes Indien oder die Welten aus 1001 Nacht.

Tipp: Am Café bekommt man göttliche Kuchen und auch kleine herzhafte Snacks.

Geheimtipp für Sintra #3: Die Villa Sassetti

Zeit: 1 - 2 Stunden | Hinkommen vom Stadtzentrum: Zu Fuß

Während sich im Stadtzentrum von Sintra Menschentrauben durch die Gassen schieben, gleichen die angrenzenden Gärten der Villa Sassetti einer Oase der Ruhe - und fast würde man sich wünschen, dass es auch so bleibt. Doch der Spaziergang zur Villa Sassetti war einfach zu bezaubernd, um euch nicht von ihm zu berichten. Tatsächlich sind die Gärten erst seit 2015 zu begehen und die Villa aktuell nur von außen zu besichtigen. Trotzdem ist die Symbiose aus lombardischer Architektur und dem Palmengarten mit seinen Bogengängen so einzigartig, dass ich diesen Spaziergang hätte nicht verpassen wollen.

... und der schönste Weg zum Palácio Nacional da Pena

Der Weg zur Villa Sassetti ist es übrigens auch, der die historische Altstadt Sintras mit dem Palácio Nacional da Pena verbindet. Wenn Du also den Palast besichtigen und Dich ein bisschen bewegen möchtest, kommst Du hier auf einem teilweise recht steilen, gut ausgeschilderten Weg direkt vor seine Tore. Der Pfad ist 1,8 km lang, und überwindet etwa 500 hm. Achte deshalb nur auf gutes Schuhwerk und auf die Öffnungszeiten des Parks der Villa Sassetti, andernfalls stehst Du auf der Hälfte des Weges auf einmal vor verschlossenen Toren.

Geheimtipp für Sintra #4: Das Convent der Capuchos

Zeit: ca. 2 Stunden | Tickets | Hinkommen vom Stadtzentrum: Mit dem Auto oder Uber

Inmitten der Hügellandschaft gelegen, kontrastiert das Kloster der Capuchos mit den sonst so imposanten Schlössern. Ganz im Sinne des ursprünglichen Klosterlebens zeichnet sich der Ort vor allem durch seine Schlichtheit aus. Was man anderswo in Sintra an überbordendem Luxus und Prunk findet, findet man hier an Einfachheit. Fast möchte man es eine göttliche Symbiose nennen, wie die alten Steinbauten mit dem Fels, die Fassaden mit den üppigen Pflanzen und die Dächer der Bauten mit dem des Waldes verschmelzen.

Die Legende erzählt, dass der Gründer, João de Castro, sich bei der Jagd verlaufen und unter einem Felsen zum Schlafen niedergelegt habe. In einer Vision habe er den Auftrag erhalten, dort ein Kloster zu gründen. Er starb vor der Vollendung dieses Vorhabens, doch sein Sohn Alvaro stiftete nach dem Wunsch seines Vaters das Kloster. Die ersten acht Ordensbrüder sollen dort  über 100 Jahre lang ein Leben in Buße verbracht haben.

Heute lassen sich noch die meisten Räume der Gebäude besichtigen, wobei die Tour eher einer abenteuerlichen Entdeckungsreise durch ein Labyrinth aus heiligen Mauern gleicht.

Geheimtipp für Sintra #5: Übernachten in der Quinta de São Thiago

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Die verwunschenen Gärten von Sintra haben mich so verzaubert, dass ich es mir hätte einfach nicht vorstellen können, die Eindrücke des Tages mit einer modernen Unterkunft zu kontrastieren. Umso glücklicher war ich, als ich die Quinta de São Thiago fand, in der ich den Zauber des Tages bewahren konnte - denn auch die Quinta, ein altes verwinkeltes Herrenhaus, ist umgeben von üppigen Gärten und moosbewachsenen Wegen, umstellt von hunderten Pflanzgefäßen und ornamentalen Gartenmöbeln.

Doch damit nicht genug: Auch ihr Inneres gleicht mit ihren antiken, dunklen Möbeln, der überladenen Bibliothek, den samtenen Sesseln und dem Duft nach alten Gemäuern eher einer Filmkulisse als einem Hotel unserer Zeit. Die Tatsache, dass man mitunter nur von einer Haushälterin empfangen wird und tagelang niemanden zu Gesicht bekommt, manche Türen verschlossen sind, während andere knarrend auf immer neue unbekannte Flure führen und nachts manchmal Geräusche durch die Wände dringen, machen die Quinta de São Thiago zur adäquaten Unterkunft in der mystischen Umgebung.

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