Anzeige /// Zugegeben, die Wanderung im Warnow-Durchbruchstal ist wohl eher ein ausgedehnter Spaziergang als eine “echte” Wanderung, doch ist die wildromantische Wald- und Wiesenlandschaft rund um den sprudelnden Fluss so spannend, dass ich sehr viel länger unterwegs war als geplant. Bis zu dreißig Meter tief ist das Bett, das die Warnow hier in die Hügel der eiszeitlich geprägten Landschaft gegraben hat. Wild sprudelnd schlängelt sie sich durch das Naturschutzgebiet, vorbei an grasenden Schafen und dem Wall einer alten Slawensiedlung, durch dichte Buchenwälder und Moore, entlang der Biberburgen und idyllischen Uferwege.
Anfahrt zum Wanderparkplatz im Warnowtal
LÄNGE: 3,7 KM
DAUER: 1:30 H
HÖHENMETER: 110 POSITIV, 110 NEGATIV
Start meiner Wanderung ist der Wanderparkplatz “Warnow-Mildenitz-Durchbruchstal” bei Groß Görnow. Wenn Du nicht mit dem Auto unterwegs bist, bringt dich aber auch die Buslinie 182 des VLP zwischen dem nächstgrößeren Ort Sternberg, Groß Raden und Groß Görnow hin- und her. Von Groß Görnow sind es nur 10 Minuten entlang der wenig befahrenen, kleinen Landstraße bis zum Wanderparkplatz. Bevor es dann richtig losgeht, informiert am Parkplatz eine große Tafel über den Naturpark “Sternberger Seenland”. Seit 1965 steht das Gebiet des Warnow-Mildenitz-Durchbruchstals bereits unter Naturschutz. Seitdem werden hier ganz nach dem Motto “Natur Natur sein lassen” nur noch die Wanderwege gepflegt, sodass man mit dem ersten Schritt vom Parkplatz eine Wildnis betritt, wie man sie so wirklich nur noch in Naturschutzgebieten findet.
Wo die sprudelnde Warnow die Endmoräne durchbricht
Doch was zum Kuckuck verbirgt sich nun hinter dieser doch recht uncharmanten Bezeichnung des “Durchbruchstals”!? Obwohl ich damals im Geographieunterricht eigentlich doch einsame Spitze war, hatten sich mir die abstrakten Zeichnungen der eiszeitlichen Landschaften nie ganz erschlossen. Sander, Grund- und Endmoräne, Schmelzrinnen und mäandernde Flüsse… Es hat tatsächlich bis zu diesem Tag im Warnowtal gebraucht, um endlich zu verstehen, wie die gigantischen Gletscher der Eiszeiten unsere Landschaft formten. Doch von vorn: Schon wenige hundert Meter hinter dem Wanderparkplatz erreiche ich den Uferweg entlang der Warnow mit seiner malerischen Holzbrücke. Der Weg führt jedoch vorerst linkerhand einen Steilhang hinauf. Oben angekommen – mit Blick ins Flusstal zur einen Seite und auf eine riesige Wiesenlandschaft zur anderen Seite – offenbart sich der Steilhang als eine Endmoräne wie aus einem Bilderbuch. Pardon, wie aus einem Geographiebuch, meine ich.
Denn auch wenn die Begriffe so kompliziert klingen, ist eine Endmoräne doch nichts anderes als das Gestein, das der Gletscher vor knapp 16.000 Jahren vor sich her schob und auftürmte, als er von Norden kommend die norddeutsche Landschaft mit seinen gigantischen Eismassen überzog. Das Land, das dabei gänzlich unter dem Eis verschwand, wurde dabei plattgedrückt wie eine Flunder – die Grundmoräne.
Hier, im Warnow-Durchbruchstal, wurde die Endmoräne – der Steilhang – jedoch von den sprudelndenden Kräften der Warnow durchbrochen. Dabei entstand ein schmales Flussbett, das die Warnow an vielen Stellen fast schon wie Wildwasser durchs Tal schießen lässt.
Bedrohte Art: Unio Crassus
Im Bereich des Naturschutzgebietes lebt eine besonders seltene Art: Die kleine Flussmuschel. Obwohl die Muschel fast überall in Europa verbreitet ist, ist ihr Bestand bedroht. Flussbegradigungen und der hohe Nitratgehalt in den Flüssen durch die Landwirtschaft lassen die Bestände stetig schrumpfen. Problematisch ist, dass die Warnow auch im Bereich des Naturschutzgebietes mit Kajaks befahren werden kann, was durch die wilden, natürlichen Flussläufe aber gar nicht mal so einfach ist. Wenn dann die Paddel in den Boden eingestochen werden oder die Kajaks an flachen Stellen aufsetzen, werden immer wieder Muscheln zerstört. Deshalb einigte man sich mit den Kajakanbietern der Region auf die freiwillige Regelung, unter 30 cm Wasserstand keine Kajaks mehr aufs Wasser zu lassen. Besser wäre es jedoch, im Bereich des Warnowtals überhaupt nicht mit dem Kajak zu fahren und lieber andere Orte außerhalb der Naturschutzgebiete für Kajaktouren zu wählen.
Durch den Herbstwald zur alten Slawenburg
Oben auf dem Steilhang folge ich dem Weg durch das dichte Dach der Buchenwälder bis zu den Resten eines alten Walls. Dieser begrenzte vor mehr als eintausend Jahren eine alte Slawensiedlung. Weil heute davon nur noch der Wall zu sehen ist und sich auf der großen Wiese am Rand des Waldes selbst mit viel Fantasie keine Siedlung mehr erkennen lässt, hat man in Groß Raden ein Freilichtmuseum mit eben einer solchen Slawenburg nachgebaut. Heute ist der Bereich der Burg eine riesige Koppel der benachbarten Schäferei. Entlang der wilden Feucht- und Naturwiesen führt mich der Weg unter Weißbuchen, Kleinem Ahorn und dem rot schimmernden Laub der Pfaffenhütchen zurück zum Fluss.
Im Reich von Eisvogel und Biber
Hier an der Brücke fließt der Fluss viel schneller als noch zu Beginn und schlängelt sich entlang der wilden Ufer. Dazwischen erkennt man mit einem aufmerksamen Auge die Spuren der Biber. Angenagte Baumstämme liegen am Wasser und sogar die Biberburg ist zu sehen. In solchen Burgen leben in der Regel ganze Biberfamilien mit den Elterntieren und zwei Generationen an Jungtieren. Jedoch nicht immer zur Freude der Nachbarn: Besonders hier in Mecklenburg-Vorpommern müssen die Ranger viel Aufklärungsarbeit bei den Anwohnern rund um die Biberreviere leisten, Forst und Deiche müssen geschützt werden. Denn immerhin nagt so ein Biber in einer Nacht schon mal einen 50 Zentimeter dicken Baumstamm durch… Im Naturschutzgebiet darf sich der Biber jedoch fast uneingeschränkt austoben, sodass man ihn mit etwas Glück sogar zu Gesicht bekommt.
Mit noch mehr Ruhe und Glück lassen sich in diesem Bereich des Flusses auch Eisvögel beobachten. Entgegen der meisten Vogelarten leben Eisvögel in Höhlen, die sie mit ihrem kräftigen Schnabel in die Steilhänge oberhalb des Flusses graben. Damit befinden sie sich quasi direkt vor ihrer Haustür in ihrem natürlichen Jagdrevier, in dem sie nach kleinen Fischen tauchen. Wie ein Pfeil schießt der Eisvogel dafür aus der Luft kopfüber ins Wasser. Genau diese Schnelligkeit macht es jedoch auch so schwer ihn zu entdecken – trotz seines auffällig blauen Gefieders.
Tipp: Das Naturparkzentrum Warin
Das Naturparkzentrum in Warin ist ein toller Ausgangspunkt für alle Erkundungstouren in der Natur. Neben einer kleinen, interaktiven Ausstellung zu den Besonderheiten des Naturparks Sternberger Seenland gibt es dort auch Informationen zu den geführten Wanderungen, die regelmäßig von den Rangern geplant werden. Ich selbst war mit Rangerin Margot Rossow unterwegs. Ohne sie hätte ich wohl kaum die Biberburg und die Höhlen der Schwarzspechte entdeckt und bestimmt auch sonst sehr viel weniger der kleinen Besonderheiten am Wegrand wahrgenommen. Die Führungen sind kostenlos.
Ein Ausflug ins Archäologische Freilichtmuseum Groß Raden
Nachdem ich auf der Wanderung bereits am alten Burgwall mit der Geschichte der Slawen in Berührung kam, war es nur naheliegend, im benachbarten Ort Groß Raden einen Blick in die nachgebaute Slawenburg zu werfen. Idyllisch gelegen befindet sich der Nachbau der Siedlung samt Flechtwandhütten, Zelten, Palisade, Tunneltor und Tempelort auf einer vorgelagerten Halbinsel im Groß Radener See. In den einzelnen Gebäuden bekommt man einen sehr authentischen Einblick in die verschiedenen Gewerke der Slawen. Fischerei, Schlittenbau, Töpferei, Gerberei… überall geben die Werkzeuge und Materialien Aufschluss darüber, wie damals das Leben der Slawen vor eintausend Jahren ausgesehen haben muss. Grundlage für den Nachbau waren die Grabungen des Archäologen Ewald Schuldt, der sich Zeit seines Lebens der Erforschung der Früh- und Vorgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns widmete.
Wie eine Prinzessin: Übernachten in Schloss Kaarz
Den perfekten Abschluss fand mein Tag schließlich auf Schloss Kaarz. Auch, wenn zwischendurch die Sonne schien, hatte mich der Herbsttag am Abend doch ganz schön ausgekühlt. Als ich dann aber mit einer hoteleigenen Wärmflasche zwischen den vielen weichen Kissen im Bett lag, fühlte ich mich wirklich ein bisschen wie eine Prinzessin – zumindest solange ich nach draußen in den Park schaute und nicht in Richtung meiner verdreckten Wanderschuhe 😀 Wäre ich nicht so müde gewesen, hätte ich es mir bestimmt auch nicht nehmen lassen, noch einen Abstecher in die Schäferwagen-Sauna im Park zu machen. So aber genoss ich die außergewöhnliche Ruhe des Hauses und der Umgebung, um zur Abwechslung mal ganz ungestört zu schlafen.
Mindestens genauso gut wie das Zimmer selbst war am nächsten Morgen das Frühstück. In opulenten Sälen wird auf Schloss Kaarz zum Frühstück fast schon getafelt. Besonders auffällig war dabei die Auswahl der regionalen und frisch zubereiteten Produkte. Solltest Du dich also selbst einmal für eine Nacht als Prinz oder Prinzessin entscheiden, empfehle ich Dir ganz besonders viel Zeit zum Essen einzuplanen. 😉
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HINWEIS ZUR TRANSPARENZ/// DIESER BEITRAG ENTSTAND IN KOOPERATION MIT DEM TOURISMUSVERBAND MECKLENBURG-VORPOMMERN E. V.. MEINE PERSÖNLICHE MEINUNG BLEIBT DAVON NATÜRLICH UNANGETASTET. IHR DÜRFT EUCH ALSO DARAUF VERLASSEN, DASS MEINE BEGEISTERUNG GANZ ECHT UND EHRLICH IST. INDIANEREHRENWORT.
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