Zwei Wochen lang herrschte im Juni 2023 Kaiserwetter über das Montafon - bis zu dem Tag, an dem ich zum Wandern in Schruns ankam. Und das, obwohl ich mich doch so sehr auf die Gipfeltour zum Muttjöchle, den Schmugglerweg hoch oben bei den Gargellner Köpfen und all die Bergpanoramen gefreut hatte, für die das Montafon bekannt ist! 

Weil nun aber die Wolken dick und tief wie olle, klebrige Zuckerwatte an den Berghängen festhingen, sind nahezu all meine Pläne buchstäblich ins Wasser gefallen. In diesem Beitrag findest Du trotzdem alle Infos zu den Touren, die ich gegangen wäre und zusätzlich, wie ich die Wanderungen an das schlechte Wetter angepasst habe. So bekommst Du nicht nur einen Überblick über einige der schönsten Wanderwege im Montafon, sondern gleich noch den Plan B, falls Dich dasselbe Wetter-Pech ereilen sollte wie mich.

Zu Beginn des Beitrags findest Du außerdem alle nötigen Infos zu den Busverbindungen und Bergbahnen und am Ende zwei tolle Unterkunfts-Tipps.

Anreise und Herumkommen im Montafon

Anreise mit dem Zug & das Busnetz vor Ort

Die Anreise und das Umherkommen im Montafon ist im Gegensatz zu vielen anderen Wanderregionen überraschend einfach! Die Verbindungen fahren mehrfach täglich über Zürich, Ulm oder München und erreichen mit nur einem weiteren Umstieg in Lindau oder Bludenz den Ort Schruns - das infrastrukturelle Zentrum des Montafons. Hier findest Du Unterkünfte, Outdoor-Ausstatter, Supermarkt und ein Busterminal, von dem aus Du jede Bergbahn und natürlich auch die umliegenden Orte erreichst. Einen Überblick über das Busnetz bekommst Du mit dem Liniennetzplan der Montafonerbahn AG. Dort findest Du auch den jeweiligen Sommerfahrplan für alle Buslinien. 

Tipp: Sogar die Silvretta Hochalpenstraße lässt sich mit dem Bus befahren! 

Die Bergbahnen

Im Montafon, rund um Schruns, werden 6 Bergbahnen betrieben: 

Für die in diesem Beitrag vorgestellten Bahnen bin ich mit der Kristbergbahn und der Gargellenbahn gefahren. Weil Bergbahnfahrten bekanntermaßen mit ca. 20-25 Euro für Berg- und Talfahrt nicht gerade günstig sind, lohnt sich bereits ab zwei genutzten Bahnen der sogenannte Wild Pass. Der Wild Pass kann beliebig für 3-14 Tage gelöst werden und enthält neben freien Fahrten mit den oben genannten Bahnen die Mautbefreiung auf der Silvretta Hochalpenstraße, den Eintritt in öffentliche Freibäder und Museen und freie Fahrt bei zusätzlichen Bergbahnen der Partnerbetriebe. Eine Gästekarte reduziert den Preis.

Wandern im Montafon bei gutem Bergwetter

Wanderung #1: Von der Gargellen-Bahn zum Gafierjoch, Gandasee und durchs romantische Valzifental

Schmugglerweg: 8,6 km | 615 hm +/- | reine Gehzeit: 4.15 Std. | Tour bei Outdooractive Meine Schlechtwetter-Variante: 12,7 km | 460 hm + 1160 hm - | reine Gehzeit: 5.30 Std. | Tour bei Outdooractive

Oh wie hatte ich mich auf diese erste Tour gefreut! Fünf Stunden lang sollte mich der Schmugglerweg von der Bergstation der Gargellenbahn auf dem Grat rund um die Gargellener Köpfe führen. So aber versperrte mir dichter Nebel die Sicht, sodass ich nach wenigen Minuten nicht mal mehr die Bergstation ausmachen konnte. Doch ein leichter Wind schürte meine Hoffnung, sodass ich wenigstens den ersten Aufstieg zum Gafierjoch nahm, wo sich - zumindest in meiner Vorstellung - die dichte Wolkendecke lüften und den Blick freigeben würde. 

Pustekuchen! Das Joch hatte ich zwar unkompliziert nach einer Stunde erreicht, doch die Wolken schienen sich keinen Zentimeter bewegt zu haben. Weil der Gratweg hinüber zum Sankt Antönier Joch bei solchem Wetter doch zu gefährlich wäre, entschloss ich mich stattdessen schweren Herzens für den Abstieg und rettete mich mit dem Gedanken an den Gandasee, einen kleinen Bergsee unterhalb der Gargellenköpfe. 

Und tatsächlich! Als ich den See erreichte, waren mir immerhin 5 Minuten vergönnt, in denen ein Windstoß die Wolken zerstreute und ich einen kurzen Augenblick lang den Anblick des blau schimmernden Wassers inmitten von Alpenrosen und den dahinter liegenden Gipfeln genießen konnte.

Weil die Gratwanderung sehr viel länger gedauert hätte als der kurze Abstecher zum See, hatte ich nun immerhin genügend Zeit für den Abstieg zur Talstation und wurde von dieser Idee zum Glück nicht enttäuscht. Im Gegenteil! Schon nach wenigen Minuten verließ ich die Forststraße und folgte einem schmalen Singletrail zunächst an der Obwaldhütte vorbei immer weiter hinab zum Valzifenbach ins gleichnamige Tal und konnte mein Glück kaum fassen über das, was ich dort fand! Wild sprudelnd sucht sich der Valzifenbach seinen Weg zwischen grünen Wiesen und kleinen Nadelwäldern, bildet hier und da Wasserbecken, so tief, dass man darin baden kann und wird mehrfach malerisch von Holzbrücken überspannt! 

So fand ich schließlich doch noch meine Versöhnung mit meiner Tour und bin sehr froh, dass ich mich nicht vor lauter mieser Laune dazu entschlossen habe, mit dem Mountaincart zur Talstation zu fahren. Das hätte sicherlich viel Spaß gemacht, hätte mich aber genau an diesem wildromantischen Abschnitt des Tals vorbeigeführt, ohne dass ich seine Existenz überhaupt hätte erahnen können.

Tipp: In der Obwaldhütte lässt es sich sehr viel schöner einkehren als an der Bergstation!

Wanderung #2: Auf der Silvretta Hochalpenstrasse zum Piz Buin Panorama

Silvretta Stausee Umrundung & zur Bielerspitze: 12km | 570 hm+/- | reine Gehzeit: 4.45 Std. | Tour bei Outdooractive Vom Stausee Kops zum Wiegensee: 12 km | 360 hm +/- | reine Gehzeit: 4 Std. | Tour bei Outdooractive

Die Silvretta Hochalpenstraße zählt zu den schönsten Gebirgsstraßen der Alpen und darf sich neben dem Lünersee das unangefochtene Highlight des Montafons nennen! In 43 Kehren schlängelt sie sich von der Mautstelle Partenen über eine Länge von 22 km zunächst hinauf zur Bielerhöhe und schließlich auf der anderen Seite wieder hinab nach Galtür. 

Während bergauf vor allem die Straßenführung, der Blick zurück ins Tal und zahlreiche Wasserfälle beeindrucken, findet die Straße auf an der Bielerhöhe mit dem türkisfarbenen Silvretta-Stausee und dem Blick auf den Piz Buin ihren geographischen und metaphorischen Höhenpunkt. Die Umrundung des Stausees ist quasi touristisches Pflichtprogramm, der Aufstieg zur Bielerspitze das i-Tüpfelchen. 

Auch wenn man hier das vermeintliche Highlight schon gesehen hat, sollte man den größeren Teil des Tages für die Fahrt in Richtung Galtür einplanen: Auf dieser Seite der Passhöhe windet sich die Straße sehr viel sanfter in der Landschaft und führt vorbei an mehreren kleinen Angelseen, Pferdeweiden und Bergbächen bis zum Stausee Kops - dem Ausgangspunkt für (vermutlich) eine der landschaftlich schönsten Wanderungen der Region zum Europaschutzgebiet Wiegensee mit Rast an der urigen Verbella Alpe. 

Ich glaube, ich muss kaum erzählen, dass gerade als ich den Wanderruck aufgesetzt hatte, eine neue Front Regenwolken über den Bergkamm kam und mit solcher Wucht ihr Wasser verteilte, dass ich wirklich Sorge hatte, ob ein Stausee gerade der richtige Aufenthaltsort ist. Um es kurz zu machen: Ich freue mich schon sehr, diese Tour irgendwann nachzuholen - bei gutem Wetter, nicht zuletzt, um auch die seltene Gelegenheit zu nutzen, die Silvretta Hochalpenstraße früh zum Sonnenaufgang zu fahren! Im Gegensatz zu den meisten Straßen dieser Art, darf man diese nämlich trotz Nachtparkverbot zu jeder beliebigen Tag- und Nachtzeit befahren. Sind die Mautstraßen noch unbesetzt, zahlt man einfach später beim Verlassen auf der anderen Seite.

Tipp: Wenn Du nicht schon an der Verbella Alpe gegessen hast, bekommst Du am Madlenerhaus eine fantastische Brettljause!

Wandern im Montafon bei schlechtem Bergwetter

Wanderung #3: Auf der Suche nach kleinen Wundern im zauberhaften Muttwald

Muttjöchle Gipfelweg: 7,5 km | 630 hm +/- | reine Gehzeit: 4.20 Std. | Tour bei Outdooractive Silberpfad: 2,6 km | 100 hm +/- | reine Gehzeit: 50 min | Tour bei Outdooractive

Eigentlich hätte mich meine Wanderung von der Bergstation der Kristbergbahn geradewegs zum Gipfel des Muttjöchle und dem dazugehörigen Panoramablick geführt - doch vergeblich. Die Wolken hingen tief und dicht zwischen den Bergflanken und nieselten unablässig ihren feinen Regen auf mich herab. Nichts, was mich vom Gipfel abgehalten hätte und doch machte es wenig Sinn, den Wolken dorthin zu folgen, wo ich mich ohnehin nur über sie ärgern würde. 

Wie ich also voller Gram über das nächste verlorene Gipfelerlebnis mit gesenktem Kopf dem Pfad folgte und nicht so richtig wusste, ob ich überhaupt noch weiterlaufen sollte, entdeckte ich links und rechts etwas, was meine Entscheidung noch ein bisschen hinauszögern sollte: Auf einmal waren Farne, an deren Blatträndern sich Tropfen wie Perlenketten reihten, Wolken, sie sich zwischen den Bäumen verfingen und kleine Teiche, die schwarz zwischen leuchtend grünen Moosteppichen lagen und an deren Ufern sich hunderte fingerkuppenkleine Frösche tummelten…

Ich bezweifle, dass ich den Muttwald bei gutem Wetter auf selbe Weise wahrgenommen hätte und würde sogar behaupten, dass erst der Regen diesen Zauber hervorbrachte, den ich hier zu allen Seiten vor meiner Kamera fand. 

Kurzerhand verwarf ich also meinen Gipfel-Plan und folgte lieber in aller Langsamkeit dem sogenannten Silberpfad, der eine knappe Stunde rund um die Bergstation führt - natürlich nicht ohne einen wärmenden Tee zum Schluss an der Knappastoba.

Wanderung #4: Auf dem Montafonerhausweg zum Balbier-Wasserfall

Länge: 3 km | 60 hm +/- | reine Gehzeit: 1 Std. | Tour bei Outdooractive

Vollkommen durchweicht erreichte ich am frühen Nachmittag die Talstation der Kristbergbahn und wurde von einem trockenen Tal überrascht. Zwar hingen die Wolken nach wie vor tief an den Bergflanken, doch wenigstens regnete es nicht mehr. 

So tat ich mit meinem angebrochenen Tag das einzig Vernünftige, was ich noch tun konnte: Ich wählte eine der vielen schönen Talwanderungen. Angezogen von den Wildblumenwiesen und dem Wasserfall, den ich zuvor schon aus dem Auto heraus gesehen hatte, entschied ich mich für den Montafonerhausweg bei Gortipohl. 

Über grüne Wiesen hinweg folgt man hier einem Pfad zu mehreren historischen Wohn- und Wirtschaftshäusern, wie sie überall im Montafon ab dem 15. und noch bis ins 20. Jahrhundert hinein gebaut wurden. Fünf Wissensstationen erklären, weshalb das Montafonerhaus quadratisch ist, weshalb Dach und Schindeln so gebaut wurden, dass der Schnee möglichst lang auf dem Haus liegen blieb und wo man in jedem Haus einen Schatz finden konnte.

Schon von weithin hörbar, erreicht man auf halber Strecke außerdem den Balbier-Wasserfall, wie er donnernd und tosend fast 20 Meter vor der Felswand in Richtung Tal stürzt. Unmittelbar davor quert eine Brücke den Bach, sodass man die Wanderung auf der anderen Seite fortsetzen kann.

Tipp: Am Haus Deule bekommt man im Hofladen frische Hofprodukte wie Speck, Käse und Marmeladen. Gezahlt wird in bar an der Vertrauenskasse.

Übernachten im Montafon

St. Josefsheim in Schruns

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In den Mauern eines imposanten, denkmalgeschützten Hauses im Ortskern von Schruns, eröffnete 2021 das Hostel und gleichnamige Restaurant St. Josefsheim. Wie üblich kann man aus Einzelzimmern und Kojen wählen, wobei beide Optionen für ein Hostel ausgesprochen schick und gemütlich sind. Sehr zu empfehlen ist auch das Restaurant. Hier sitzt man bei gutem Wetter unter Bäumen auf dem großen, hellen Vorplatz des Gebäudes und lässt sich fantastisches deftiges Essen schmecken, natürlich nicht ohne den passenden modernen Touch. Übrigens: Das St. Josefsheim ist klimaneutral und versorgt sich zu 100% mit Strom & Wärme aus regenerativen Energien.

Cabinski, St. Gallenkirch

Tiny House Urlaub mitten im Grünen: Das Cabinski ist ein echtes Raumwunder und bietet auf seinen wenigen Quadratmetern alles, was man sich wünschen kann: Küche, gemütliche Betten, ein Bad samt Regendusche, ein riesiges Panoramafenster mit einer Bank zum Lesen - natürlich in modern-minimalistischem Design mit jede Menge Holz zum Wohlfühlen. Auf diese Weise will das Unternehmen ein Zeichen setzen gegen den unverhältnismäßigen Ressourcenverbrauch durch den Tourismus im Alpenraum. Das beste aber: Es ist sogar erlaubt, den Hund mitzubringen!

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